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LSG Mul­deaue Pouch-​Schwemsal

Größe: 1.820 ha
Co­die­rung: LSG0060BTF
Land­kreis: Anhalt-​Bitterfeld (ABI)

Ver­ord­nun­gen:

Ver­ord­nung des Land­krei­ses Anhalt-​Bitterfeld zur Über­füh­rung der Landschaftsschutzgebiets-​Verordnungen (LSG-​VO) des Land­krei­ses Bit­ter­feld in neues Kreis­recht vom 28.10.2010 (Amts­blatt für den Land­kreis Anhalt-​Bitterfeld 4(2010)22 vom 19.11.2010 (pdf-​Datei 2,4 MB, nicht bar­rie­re­frei)

Ver­ord­nung des Land­krei­ses Bit­ter­feld vom 26.02.1998 (Amts­blatt für den Land­kreis Bit­ter­feld. - 6(1998)3 vom 27.03.1998) (pdf-​Datei 447 KB, nicht bar­rie­re­frei)

Ge­biets­be­schrei­bung
Die Mulde kommt aus Sach­sen, sie wird aus der Zwi­ckau­er Mulde und der Frei­ber­ger Mulde ge­bil­det, die sich beide süd­lich von Grim­ma bei Leip­zig zur Mulde ver­ei­ni­gen. Nach 124 km Lauf­län­ge mün­det sie bei Roß­lau in die Elbe.
Das LSG um­faßt den sachsen-​anhaltischen Teil des Mul­de­ta­les ober­halb des Ein­lau­fes der Mulde in den Mul­destau­see bis zur B 107 Schwemsal-​Bad Düben. Der Lauf der Mulde im Be­reich der Lan­des­gren­ze bil­det zum gro­ßen Teil die süd­li­che Gren­ze des LSG. Im Nor­den be­grenzt die B 183 das Ge­biet. Der süd­li­che Teil der Land­schafts­ein­heit Mul­de­tal wird von die­sem LSG re­prä­sen­tiert, es reicht auch in die Land­schafts­ein­heit Dü­be­ner Heide hin­ein.
Das Land­schafts­bild der Mul­deaue ober­halb des Mul­destau­sees wird ei­ner­seits von tisch­ebe­nen Acker­flä­chen be­stimmt, es zeich­net sich an­de­rer­seits aber ins­be­son­de­re am Fuße des Mul­des­teil­han­ges durch ein reich­hal­ti­ges Spek­trum an Land­schafts­ele­men­ten aus, das von Au­en­wald, Wie­sen, Ge­höl­zen sowie Flut­rin­nen und Alt­was­sern ge­kenn­zeich­net ist. Der Wech­sel von Wald, Wie­sen und Ge­wäs­sern bie­tet dem Be­trach­ter einen Ein­blick in die ty­pi­sche Au­en­land­schaft. In den of­fe­nen Be­rei­chen, ins­be­son­de­re in der Rösa­er Aue, sind zahl­rei­che Blick­be­zie­hun­gen in land­schaft­lich reiz­vol­le Ge­bie­te der Aue mög­lich, die durch Ein­zel­bäu­me zu­sätz­lich be­rei­chert wer­den.

Landschafts-​ und Nut­zungs­ge­schich­te
Die Ur­sprün­ge der Be­sied­lung rei­chen etwa 10 000 Jahre bis ins Me­so­li­thi­kum zu­rück. Be­vor­zug­te Sied­lungs­plät­ze der Jäger, Fi­scher und Samm­ler waren die Tal­kan­ten zum Mul­de­tal.
Die Mulde bil­de­te an ihrem Un­ter­lauf lange Zeit eine Gren­ze zwi­schen un­ter­schied­li­chen Kul­tu­ren. In der frü­hen und mitt­le­ren Jung­stein­zeit en­de­te dort die Be­sied­lung des Mittelelbe-​Saale-Gebietes. Das Ge­biet öst­lich der Mulde weist als erste Be­sied­lungs­spu­ren die der Ku­ge­lam­pho­ren­kul­tur auf, die von Osten her in das Mittelelbe-​Saale-Gebiet vor­drang. Wäh­rend der Spätbronze-​ und Früh­ei­sen­zeit trenn­te die Mulde die Sied­lungs­ge­bie­te der Saa­le­mün­dungs­grup­pe und der Hau­sur­nen­kul­tur im Wes­ten von der Lau­sit­zer und der Bil­len­dor­fer Kul­tur im Osten. Erst in der jün­ge­ren Ei­sen­zeit ge­lang­ten beide Ge­bie­te unter den Ein­fluss der Jastorf-​Kultur. Das blieb auch wär­hend der rö­mi­schen Kai­ser­zeit so. Im Früh­mit­tel­al­ter schied die Mulde die sla­wi­schen Gaue Se­ri­m­unt im Wes­ten und Ni­zi­zi im Osten.
Zen­tra­le sla­wi­sche Burg war Zör­big, 961 als "Zur­bi­ci" erst­ma­lig er­wähnt. In die­ser Pe­ri­ode ist das Bild der heu­ti­gen Kul­tur­land­schaft weit­ge­hend vor­ge­prägt wor­den. Sied­lun­gen lagen in der Nähe der Flüs­se und Bäche. Scher­ben­fun­de die­ser Zeit lie­gen aus Pouch vor. Sla­wi­sche Burg­wäl­le be­stan­den in Pouch und bei Dö­bern.
Zur Zeit der deut­schen Ost­ex­pan­si­on gegen die Sla­wen vom 10. bis 13. Jahr­hun­dert lag das Ge­biet an der Naht­stel­le zwi­schen Alt­sie­del­land und den er­ober­ten und ko­lo­ni­sier­ten Ge­bie­ten. Im 10. Jahr­hun­dert ge­hör­te es zu den über­wie­gend von Sla­wen be­wohn­ten Gauen Se­ri­m­unt zwi­schen Saale und Mulde und Ni­zi­zi öst­lich der Mulde. König Hein­rich I. (919-936) ließ ent­lang von Elbe und Mulde Burg­war­de er­rich­ten, von denen aus das Land mi­li­tä­risch kon­trol­liert und tri­but­pflich­tig ge­macht wurde. Die Burg in Pouch ist Ot­to­ni­schen Ur­sprungs. Mitte des 12. Jahr­hun­dert setz­te die zwei­te Etap­pe der deut­schen Ost­ex­pan­si­on mit der ge­walt­sa­men Be­set­zung frem­der Ge­bie­te, der zwangs­wei­sen Mis­sio­nie­rung der Sla­wen und mit einer groß­räu­mi­gen Sied­lungs­be­we­gung ein, die an der Mulde im Jahre 1144 mit dem Er­werb des Burg­wards Kleutzsch-​Sollnitz durch das Klos­ter Nien­burg be­gann. Ein Rit­ter­sitz be­fand sich unter an­de­rem in Pouch.
Die ur­sprüng­li­chen Au­en­wäl­der wur­den auf den frucht­ba­ren Au­en­bö­den früh­zei­tig in Grün­land über­führt. Mit der er­folg­ten Ein­dei­chung konn­te land­sei­tig zur acker­bau­li­chen Nut­zung über­ge­gan­gen wer­den, die heute die do­mi­nie­ren­de Nut­zungs­form dar­stellt.
Ob­gleich der Mul­de­lauf noch als weit­ge­hend na­tür­lich an­zu­se­hen ist, wur­den im Zu­sam­men­hang mit Ein­dei­chun­gen und Stra­ßen­bau­ten auch im LSG ei­ni­ge Fluß­schlin­gen vom Fluß ab­ge­trennt, zum Bei­spiel die Alte Mulde Dö­bern und die Alte Mulde Roitzsch­jo­ra.
Das re­la­tiv star­ke Ge­fäl­le der Mulde wurde frü­her durch Schiffs­müh­len ge­nutzt. Die be­kann­tes­te be­fand sich in Düben, wo heute noch eine Schiffs­müh­le im Mu­se­um ge­zeigt wird. Auch in Pouch ver­rich­te­te eine sol­che bis 1885 ihren Dienst. Das aus dem Mul­des­teil­hang aus­tre­ten­de Quell­was­ser wurde bei Pouch durch die Kuh­quell­müh­le ge­nutzt.
Die Land­schaft süd­lich der Mulde wurde durch den Mitte des Jahr­hun­derts die Goitz­sche er­rei­chen­den groß­flä­chi­gen Braun­koh­le­ta­ge­bau voll­stän­dig über­prägt. Die Mulde wurde in den aus­ge­kohl­ten Ta­ge­bau Mul­den­stein, den heu­ti­gen Mul­destau­see, um­ver­legt. Durch seine ge­rin­ge Spei­cher­ka­pa­zi­tät be­ein­flußt er den Ver­lauf von Hoch­was­ser­er­eig­nis­sen nur wenig.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Der Tal­ver­lauf zeich­net ein saale-​kaltzeitlich an­ge­leg­tes Ur­strom­tal nach, das am nörd­li­chen Rand die mäch­ti­gen elster-​ und saa­le­kalt­zeit­li­chen Ab­la­ge­run­gen der Dü­be­ner Heide in einer mar­kan­ten Ge­län­de­stu­fe schnei­det. Zwi­schen Mul­destau­see und Rösa er­reicht der Hö­hen­un­ter­schied 15 m und ver­liert sich fluß­auf­wärts all­mäh­lich. Im Mul­de­tal la­gern Niederterrassen-​Schotter aus der Weich­sel­kalt­zeit di­rekt über mio­zä­nen und oli­go­zä­nen Se­di­men­ten. Die Nie­der­ter­ras­se ist im LSG weit­flä­chig von ho­lo­zä­nen Au­en­bil­dun­gen be­deckt, ragt aber un­mit­tel­bar süd­lich davon deut­lich über das Au­e­ni­veau hin­aus.
Im Mul­de­tal do­mi­nie­ren Vegas aus Au­en­lehm und Au­en­schluff. Die in tie­fe­ren Lagen vor­han­de­nen Gley-​Vegas bzw. Gleye sind wegen der Grund­was­ser­ab­sen­kung im Ta­ge­bau Goitz­sche zum größ­ten Teil re­lik­tisch ge­wor­den. Die Au­en­leh­me der Mulde sind kar­bo­nat­frei. Die­ser Ab­schnitt der Mul­deaue endet am Ein­lauf­werk zum Mul­destau­see. Um die Flu­tung des Ta­ge­bau­es Mul­den­stein zu er­rei­chen, wurde vom ”Püch­berg” an un­ge­fähr über 800 m ein neues Fluß­bett in die pleis­to­zä­ne Hoch­flä­che ge­bag­gert. Die ur­sprüng­li­che Mul­deaue ver­lief in Rich­tung Wes­ten süd­lich der Orts­la­ge Pouch durch den Ta­ge­bau Goitz­sche.
Die hy­dro­lo­gi­schen Ver­hält­nis­se wer­den in der Mul­deaue ent­schei­dend von der Mulde und ihrer Was­ser­füh­rung be­stimmt. Das Über­flu­tungs­ge­biet, das ur­sprüng­lich die ge­sam­te Tal­soh­le um­faß­te, ist durch Ein­dei­chung stark ein­ge­engt. Der Fluß selbst ist noch weit­ge­hend na­tur­be­las­sen. Er mä­an­driert stark, und die Alt­ar­me las­sen er­ken­nen, daß die Mulde häu­fig ihren Lauf ge­än­dert hat. Die Alt­was­ser ste­hen mit dem Fluß in der Regel nicht mehr in Ver­bin­dung und wer­den bei Hoch­was­ser­la­gen au­ßer­halb der Dei­che nur noch in­di­rekt über den stei­gen­den Grund­was­ser­spie­gel be­ein­flußt. Re­gel­mä­ßig tre­ten Früh­jahr Hoch­was­ser auf. Be­dingt durch das Ein­zugs­ge­biet und re­la­tiv star­kes Ge­fäl­le sind be­zie­hungs­wei­se waren die un­re­gel­mä­ßig auf­tre­ten­den Som­mer­hoch­was­ser der Mulde ge­fürch­tet, wobei die aus­ge­dehn­ten Wald­ge­bie­te der Dü­be­ner Heide aus­glei­chend auf die Ab­fluß­ver­hält­nis­se wir­ken.
Im Be­reich des Mul­de­tal­han­ges ist der zum Teil ar­te­sisch ge­spann­te obere Grund­was­ser­lei­ter an­ge­schnit­ten, so daß am Hang­fuß ver­brei­tet Quell­aus­trit­te auf­tre­ten.
Durch den jahr­zehn­te­lan­gen groß­flä­chi­gen Braun­koh­len­ab­bau im Ta­ge­bau Goitz­sche sind die Grund­was­ser­ver­hält­nis­se links­mul­disch sehr stark ge­stört. Die „Hufe“ bei Dö­bern, ein ehe­ma­li­ges gro­ßes Mul­dealt­was­ser, ist des­halb tro­cken ge­fal­len.
Die kli­ma­ti­schen Ver­hält­nis­se wer­den durch die ge­schütz­te Lage am öst­li­chen Rand des her­zy­ni­schen Tro­cken­ge­bie­tes be­stimmt. In einem deut­li­chen kli­ma­ti­schen Gra­di­en­ten, der zwi­schen dem sub­kon­ti­nen­tal ge­tön­ten West­teil des Land­krei­ses Bit­ter­feld und der stär­ker at­lan­tisch ge­tön­ten Dü­be­ner Heide aus­ge­bil­det ist, nimmt das Mul­de­tal eine mitt­le­re Stel­lung ein. Die am wei­tes­ten im Tro­cken­ge­biet ge­le­ge­nen Be­rei­che er­rei­chen 520 mm Jah­res­nie­der­schlag. Das Mul­de­tal weist be­reits um 20 bis 30 mm hö­he­re Werte auf, und in der Dü­be­ner Heide neh­men die Sum­men der Jah­res­nie­der­schlä­ge zum Zen­trum des Hei­de­ge­bie­tes hin sehr schnell bis auf 650 mm zu. Die Tem­pe­ra­tur­wer­te neh­men nach Osten ab. Das Jah­res­mit­tel der Luft­tem­pe­ra­tur liegt bei 8,6 bis 9,0oC. Die mitt­le­ren Luft­tem­pe­ra­tu­ren be­tra­gen im Ja­nu­ar -1,0 bis -0,6oC und im Juli 17,6 bis 18,0oC.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Wäh­rend der nörd­li­che Teil des Mul­de­ta­les pflan­zen­geo­gra­phisch noch zum Be­zirk des Dessau-​Magdeburger Elb­eta­les ge­rech­net wer­den kann, bil­det das üb­ri­ge Un­ter­mul­de­ge­biet einen ei­ge­nen pflan­zen­geo­gra­phi­schen Di­strikt. Den kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen am Rande des her­cy­ni­schen Tro­cken­ge­bie­tes ent­spre­chend, sie­deln hier eine Reihe boreomeridional-​subkontinentaler Stromtal­ar­ten. Die Was­ser­nuß er­reicht bei Roitzsch­jo­ra ihre Ver­brei­tungs­gren­ze im Mul­de­tal.
Die ty­pi­sche Weich-​ und Hart­holz­au­en­ve­ge­ta­ti­on ist bis auf ge­rin­ge Reste durch Grün­land und Äcker er­setzt wor­den. Vor­herr­schend sind wüch­si­ge Fuchs­schwan­zwie­sen. Auf den wech­sel­feuch­ten Stand­or­ten ist die Mädesüß-​Hahnenfuß-Wiese und auf schwe­re­ren, stau­nassen Böden die Rasenschmielen-​Brenndolden-Wiese ver­tre­ten. Diese ar­ten­rei­chen, bun­ten Wie­sen­ge­sell­schaf­ten, die noch bis zur Mitte un­se­res Jahr­hun­derts das Au­en­grün­land präg­ten, sind al­ler­dings nur noch klein­flä­chig an we­ni­gen, wech­sel­nas­sen bis stau­nassen Stand­or­ten am Fuße des Mul­des­teil­han­ges an­zu­tref­fen.
Im Über­flu­tungs­be­reich zwi­schen den Dei­chen stockt heute groß­flä­chig durch in­ten­si­ve Nut­zung an Kräu­tern ver­arm­tes In­ten­siv­gras­land. Re­la­tiv ar­ten­rei­che Frisch­wie­sen­be­stän­de sind noch in einer tro­cke­nen Aus­bil­dungs­form auf den Hoch­was­ser­schutz­däm­men an­zu­tref­fen.
Im Ver­lan­dungs­be­reich alter Fluß­schlin­gen und Mul­dealt­was­ser ist eine reich struk­tu­rier­te Ver­lan­dungs­ve­ge­ta­ti­on aus­ge­bil­det. Die Ver­lan­dungs­se­rie be­ginnt im tie­fen Was­ser mit wur­zeln­der Un­ter­was­ser­ve­ge­ta­ti­on aus Ka­na­di­scher Was­ser­pest, Ge­mei­nem Horn­blatt oder Sprei­zen­dem Hah­nen­fuß. Es schließt sich ein Ve­ge­ta­ti­ons­kom­plex aus Was­ser­pflan­zen mit Schwimm­blät­tern an. Am auf­fäl­ligs­ten sind dabei die Seerosen-​Gesellschaft und die Froschbiß-​Krebsscheren-Gesellschaft. Ins­be­son­de­re letz­te­re ist aber durch die Ge­wäs­se­reu­tro­phie­rung stark im Rück­gang be­grif­fen. In ge­schütz­ten Alt­was­sern fin­den sich weiß- be­zie­hungs­wei­se ro­sab­lü­hen­de Tep­pi­che des Ge­mei­nen Was­ser­hah­nen­fu­ßes und der Was­ser­fe­der. Im Schut­ze des Röh­richts kön­nen sich Was­ser­lin­sen­de­cken aus­bil­den, in denen als Kost­bar­kei­ten schwim­men­de Le­ber­moo­se (Ric­cia flui­tans, Ric­cio­car­pus na­tans) vor­kom­men. Ent­spre­chend der Stand­ort­stro­phie do­mi­nie­ren an den Mul­dealt­was­sern unter den Röh­richt­ge­sell­schaf­ten Was­ser­schwa­den­röh­richt und Rohr­kol­ben­be­stän­de. Dem Röh­richt­gür­tel ist oft­mals ein auf­fal­len­der Saum aus Wasser-​Pferdesaat und Wasser-​Sumpfkresse vor­ge­la­gert.
Die Wald­be­stän­de auf dem Steil­ab­fall des Hei­de­ge­bie­tes in das Mul­de­tal zwi­schen Pouch und Rösa re­prä­sen­tie­ren die ein­zi­gen re­la­tiv na­tur­na­hen Wald­ge­sell­schaf­ten die­ses Rau­mes. In den nähr­stoff­rei­chen, fri­schen bis si­cker­nas­sen Hang­la­gen (Schicht­quel­len) fin­den sich im we­sent­li­chen Be­stän­de von Eichen-​Hainbuchen- und Erlen-​Eschen-Wäldern. In der Feld­schicht ist das Vor­kom­men von Aron­stab, Lun­gen­kraut, Wol­li­gem Hah­nen­fuß, Viel­blü­ti­ger Weiß­wurz, Sa­ni­kel, Mitt­le­rem Ler­chen­sporn, Türkenbund-​Lilie, Be­haar­ter Schup­pen­kar­de und Mo­schus­kraut neben wei­te­ren an­spruchs­vol­len Arten be­son­ders zu er­wäh­nen.
Hin­sicht­lich der fau­nis­ti­schen Aus­stat­tung sind die hohe Po­pu­la­ti­ons­dich­te des El­be­bi­bers und die Brut­vor­kom­men des Weiß­storchs auf Hors­ten in Brösa und an der Kuh­quell­müh­le her­vor­zu­he­ben. Im Win­ter ist die lange eis­frei blei­ben­de Mulde un­mit­tel­bar vor dem Ein­lauf in den Mul­destau­see ein wich­ti­ger Rast- und Über­win­te­rungs­platz für nor­di­sche Was­ser­vö­gel.

Ent­wick­lungs­zie­le
Die Struk­tur der Au­en­land­schaft und die na­tür­li­che Fluß­dy­na­mik sol­len in ihrer jet­zi­gen Art grund­sätz­lich er­hal­ten und durch eine Struk­turan­rei­che­rung wei­ter auf­ge­wer­tet wer­den. In der aus­ge­räum­ten Tal­aue ist durch Pflan­zung von Baum­rei­hen, Baum­grup­pen, So­li­tär­bäu­men, Obst­baum­al­le­en und -​reihen sowie He­cken eine Er­hö­hung der Struk­tur­viel­falt zu er­rei­chen.
Alle ar­ten­rei­chen Feucht­wie­sen sind durch eine an­ge­paß­te Pfle­ge zu be­wah­ren. Die klein­flä­chi­gen or­chi­deen­rei­chen Klein­seg­gen­rie­de an der Hang­kan­te soll­ten streu­wie­sen­ähn­lich im Früh­herbst ge­mäht wer­den, um eine Ver­bu­schung zu ver­hin­dern.
Der Grün­lan­d­an­teil könn­te höher sein; in die­sem Zu­sam­men­hang ist die Not­wen­dig­keit des Er­halts oder einer Er­neue­rung von Dräna­gen zu prü­fen. Per­spek­ti­visch soll­ten auch Deich­rück­bau­ten ge­prüft wer­den. Durch Erst­auf­fors­tun­gen mit au­en­ty­pi­schen Ge­höl­zen, ins­be­son­de­re Stiel-​Eiche, Esche und Ulme, wür­den sich die vor­han­de­nen Au­en­wald­res­te ver­grö­ßern.
Die na­tur­na­hen Wald­be­stän­de des Mul­des­teil­han­ges sind unter För­de­rung der Na­tur­ver­jün­gung und Scho­nung der Horst-​ und höh­len­rei­chen Bäume zu er­hal­ten. Die Er­len­be­sto­ckun­gen soll­ten kleinst­flä­chig nie­der­wald­ar­tig ge­nutzt und re­ge­ne­riert wer­den. Zu­sam­men­ge­bro­che­ne Be­stän­de an der Kuh­quell­müh­le sind unter Be­las­sung von Jung­wuchs zu er­set­zen. Zur Ab­schir­mung des Be­stan­des­in­ne­ren die­nen Wald­män­tel.
Fließgwässer-​ und Gra­ben­un­ter­hal­tung sind auf ein öko­lo­gisch ver­tret­ba­res Maß zu be­schrän­ken und Nähr­stoff­ein­trä­ge zu ver­mei­den.

Ex­kur­si­ons­vor­schlä­ge
Aus der un­mit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft der reiz­vol­len Mul­deaue mit der Dü­be­ner Heide er­ge­ben sich ins­be­son­de­re für den Er­ho­lungs­su­chen­den zahl­rei­che Ex­kur­si­ons­mög­lich­kei­ten. Ein um­fang­rei­ches Netz von Wander-​ be­zie­hungs­wei­se Rad­we­gen steht zur Ver­fü­gung. Be­son­ders er­wäh­nens­wert ist die Wan­der­rou­te von Jeß­nitz über Burg­kem­nitz, Mul­den­stein und Pouch bis nach Rösa. Mit die­sen Wegen be­steht für den Wan­de­rer die Mög­lich­keit, sich unter an­de­rem den Alt­jeß­nit­zer Irr­gar­ten, den Mul­den­stei­ner Berg, den Mul­destau­see, die Mul­deaue und die land­schaft­lich sehr reiz­voll ge­le­ge­nen Orte Brösa und Rösa an­zu­se­hen.
Der Ort Rösa ist eine deut­sche Sied­lung und im Kern ein Stra­ßen­an­ger­dorf. Vom Orts­ein­gang her hat man in Rich­tung Bit­ter­feld einen der bes­ten Über­bli­cke über das Ur­strom­tal der Mulde. Be­mer­kens­wert ist der etwa vier Hek­trar große, ehe­ma­li­ge Guts­park, ein ge­stal­te­ter Land­schafts­park mit altem Baum­be­stand. Als Bau­ma­te­ri­al für die go­ti­sche Dorf­kir­che wurde der in den Bachtäl­chen der Dü­be­ner Heide ver­brei­tet auf­tre­ten­de Ra­sen­ei­sen­stein ver­wen­det.
Aus­ge­hend vom Ein­lauf des Mul­destau­sees emp­fiehlt sich eine Wan­de­rung auf der obe­ren Hang­kan­te ent­lang des Mul­de­ta­les. Es er­ge­ben sich weite Sich­ten über die Mul­deaue und in das Ta­ge­bau­ge­län­de der Goitz­sche. Nach einer kur­zen Weg­stre­cke be­gin­nen die na­tur­na­hen Hang­wäl­der. An der ehe­ma­li­gen Kuh­quell­müh­le führt ein Feld­weg in die Aue hinab. Er tan­giert meh­re­re klei­ne­re Alt­was­ser mit in­ter­es­san­ter Was­ser­ve­ge­ta­ti­on. Vom Hoch­was­ser­deich aus er­gibt sich er­neut ein Über­blick über die Mulde und ihre Aue.

Ver­schie­de­nes
Ein­lauf des Mul­destau­sees
Der Mul­destau­see wirkt durch die dras­ti­sche Ver­min­de­rung der Fließ­ge­schwin­dig­keit als Se­di­men­ta­ti­ons­fal­le für die von der Mulde trans­por­tier­ten Ge­schie­be. Sehr schön ist von der Mul­de­brü­cke über dem Ein­lauf­bau­werk bei Pouch die Aus­bil­dung eines Fluß­del­tas zu ver­fol­gen. Be­reits we­ni­ge Jahre nach der Flu­tung 1975 er­schien die erste Kies­bank un­mit­tel­bar hin­ter dem Ein­lauf­wehr. Diese wächst be­stän­dig und teilt die Mulde in zwei brei­te, un­glei­che Arme. Die Kies­flä­chen wer­den so­fort nach dem Auf­tau­chen in einer ty­pi­schen Ab­fol­ge von der Ve­ge­ta­ti­on in Be­sitz ge­nom­men. Sind die Kies­bän­ke noch flach und nur im Som­mer nicht über­spült, sie­deln sich ein­jäh­ri­ge Schlamm-​ und Ufer­pflan­zen wie Zweizahn-​, Gänsefuß-​, Knöterich-​ und Sumpfkresse-​Arten an. Es folgt Rohr-​Glanzgras. Aus an­ge­schwemm­ten, sich schnell be­wur­zeln­den Ast­stü­cken ent­wi­ckeln sich sehr rasch Wei­den­ge­bü­sche.
Ty­pi­sche Brut­vö­gel des ent­ste­hen­den Fluß­del­tas sind Fluß­re­gen­pfei­fer und Sturm­mö­we. Wäh­rend der Zug­zei­ten ras­ten ent­lang der Ufer und auf den Sch­lamm­flä­chen zahl­rei­che Wat­vö­gel und Möwen. Da der Ein­lauf­be­reich auch im här­tes­ten Win­ter bis­her eis­frei blieb, kon­zen­trie­ren sich hier die nor­di­schen Was­ser­vö­gel. Re­gel­mä­ßig kön­nen dann dort Gän­se­sä­ger, Schel­len­ten, Rei­her­en­ten und an­de­re be­ob­ach­tet wer­den. In man­chen Jah­ren ist auch der Zwerg­sä­ger Win­ter­gast.

ver­öf­fent­licht in:
Die Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts
© 2000, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISSN 3-00-006057-X

Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
© 2003, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 30.07.2019

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