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Ge­rü­che

Über­all dort, wo An­woh­ner oder Be­schäf­tig­te im Ein­wir­kungs­be­reich von An­la­gen, die Ge­rü­che emit­tie­ren, leben oder ar­bei­ten, kann es zu Ge­ruchs­be­läs­ti­gun­gen kom­men. Ge­ruchs­be­läs­ti­gun­gen tre­ten in der Regel schon weit un­ter­halb einer ge­sund­heits­ge­fähr­den­den Kon­zen­tra­ti­on eines ein­zel­nen Schad­stof­fes auf. Das BImSchG re­gelt des­halb, dass neben der Ab­wehr von di­rek­ten Ge­fah­ren für die mensch­li­che Ge­sund­heit auch die Ab­wehr von er­heb­li­chen Be­läs­ti­gun­gen zum schüt­zens­wer­ten Ziel ge­hört. Die Be­ur­tei­lung, ob eine Ge­ruchs­be­läs­ti­gung er­heb­lich und damit als schäd­lich an­zu­se­hen ist, ist sehr kom­plex.

Zur ein­heit­li­chen Um­set­zung des BImSchG hin­sicht­lich der Be­ur­tei­lung und Be­gren­zung von Ge­ruchs­im­mis­sio­nen in der Ver­wal­tungs­pra­xis wurde ab Ende der Neun­zi­ger­jah­re die Ge­ruchs­im­mis­si­ons­richt­li­nie (GIRL) mit den da­zu­ge­hö­ri­gen Aus­le­gungs­hin­wei­sen von Ex­per­ten der Bun­des­län­der er­ar­bei­tet. Die­ses so­ge­nann­te GIRL-​Expertengremium ist ein be­hör­den­in­ter­ner Ko­ope­ra­ti­ons­ver­bund, der die Ent­wick­lung der GIRL von An­fang an be­glei­tet und mit­be­stimmt hat.

Die GIRL wurde mehr­fach über­ar­bei­tet und in allen Bun­des­län­dern im Voll­zug an­ge­wandt. Sie hat sich bun­des­weit in der Ver­wal­tungs­pra­xis eta­bliert und wird ge­richt­lich an­er­kannt. Un­ter­schie­de zwi­schen den Bun­des­län­dern be­stan­den bis­lang im Hin­blick auf die Ver­bind­lich­keit der An­wen­dung (hier: Um­set­zung per Er­lass oder Nut­zung als Er­kennt­nis­quel­le).

Im Rah­men der Neu­fas­sung der TA Luft 2021 wurde die GIRL for­mell an­ge­passt und in­halt­lich na­he­zu un­ver­än­dert als An­hang 7 in die TA Luft auf­ge­nom­men. In An­hang 7 wurde die Sys­te­ma­tik der GIRL bei­be­hal­ten. Die ge­gen­über der GIRL vor­ge­nom­me­nen Er­gän­zun­gen be­tref­fen be­reits be­kann­te In­hal­te aus den Aus­le­gungs­hin­wei­sen und den Zwei­fels­fra­gen. Die In­te­gra­ti­on der GIRL in die TA Luft führt zu einer bun­des­weit ein­heit­li­chen An­wen­dung und da­durch zu einer Ver­bes­se­rung der be­zweck­ten Gleich­be­hand­lung von An­la­gen. Damit sind erst­mals An­for­de­run­gen zum Schutz vor er­heb­li­chen Be­läs­ti­gun­gen durch Ge­ruchs­im­mis­sio­nen Be­stand­teil der TA Luft. Die Be­ur­tei­lung der Aus­wir­kun­gen von Ge­ruchs­emis­sio­nen in Bezug auf eine be­läs­ti­gen­de Wir­kung (an­hand der Ge­ruchs­häu­fig­keit) zählt somit zu den Prüf­pflich­ten so­wohl im Rah­men der be­hörd­li­chen Über­wa­chung von be­stehen­den An­la­gen als auch bei der Ge­neh­mi­gung neuer An­la­gen.

Eine Prü­fung nach An­hang 7, ob der Schutz vor er­heb­li­chen Ge­ruchs­im­mis­sio­nen si­cher­ge­stellt ist, be­schränkt sich auf An­la­gen, von denen re­le­van­te Ge­ruchs­emis­sio­nen aus­ge­hen kön­nen. Die Richt­li­nie VDI 3886 Blatt 1 (Aus­ga­be Sep­tem­ber 2019) dient in die­sem Zu­sam­men­hang als Er­kennt­nis­quel­le. Für bis­lang in der Pra­xis als nicht ge­ruchs­re­le­vant ein­ge­stuf­te An­la­gen er­ge­ben sich keine Än­de­run­gen zur bis­he­ri­gen Voll­zugs­pra­xis.

Die be­schrie­be­nen Me­tho­den (Ras­ter­mes­sung, Aus­brei­tungs­rech­nung) wer­den bun­des­weit zur Be­ur­tei­lung von Ge­ruchs­im­mis­sio­nen ein­ge­setzt. Auf ihr ba­sie­ren Ge­ruchs­gut­ach­ten für Genehmigungs-​, Überwachungs-​ und Bau­leit­plan­ver­fah­ren. Der vor­ge­ge­be­ne Rah­men kann so­wohl von fach­kun­di­gen Gut­ach­te­rin­nen/Gut­ach­tern als auch sei­tens der zu­stän­di­gen Be­hör­den im be­grün­de­ten Ein­zel­fall noch aus­ge­stal­tet wer­den, um zu einer sach­ge­rech­ten Er­mitt­lung und Be­wer­tung der Ge­ruchs­im­mis­si­ons­si­tua­ti­on zu kom­men.

Die Über­wa­chung der im Ge­neh­mi­gungs­be­scheid fest­ge­leg­ten Grenz­wer­te er­folgt durch sach­ver­stän­di­ge In­sti­tu­te (Stel­len nach § 29b in Ver­bin­dung mit § 26 BImSchG), die für den Be­reich Ge­rü­che be­kannt ge­ge­ben wur­den.

Um die wich­ti­gen Er­kennt­nis­se und Hin­wei­se aus den Aus­le­gungs­hin­wei­sen und dem Ka­ta­log Zwei­fels­fra­gen zur GIRL für den Voll­zug zu er­hal­ten und in ak­tua­li­sier­ter Form für An­wen­der ver­füg­bar zu ma­chen, hat das GIRL-​Expertengremium beide zu einem Kom­men­tar zu An­hang 7 TA Luft 2021 zu­sam­men­ge­führt. In dem Kom­men­tar sind die Er­fah­run­gen der Bun­des­län­der aus der lang­jäh­ri­gen An­wen­dung der GIRL ein­ge­flos­sen. Zudem wird auf die er­folg­ten Neue­run­gen ein­ge­gan­gen und es wer­den Hin­wei­se für die An­wen­dung von An­hang 7 TA Luft ge­ge­ben. Auf der 143. LAI-​Sitzung wurde den Bun­des­län­dern die An­wen­dung des Kom­men­tars zu An­hang 7 der TA Luft 2021 emp­foh­len.

Die Ar­beit im GIRL-​Expertengremium wird auch zu­künf­tig fort­ge­setzt. Dies be­trifft ins­be­son­de­re den Er­fah­rungs­aus­tausch der Län­der­be­hör­den sowie die Ab­stim­mung einer ein­heit­li­chen Her­an­ge­hens­wei­se bei Spe­zi­al­fäl­len oder Zwei­fels­fra­gen und die Be­rück­sich­ti­gung von neuen wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen zur Be­ur­tei­lung von Ge­ruchs­im­mis­sio­nen.
So wur­den u. a. die Er­geb­nis­se von 2 For­schungs­pro­jek­ten bei der Über­ar­bei­tung der GIRL ein­be­zo­gen. Als Er­geb­nis des Pro­jekts „Ge­ruchs­be­ur­tei­lung in der Land­wirt­schaft“ zu Belastungs-​ und Be­läs­ti­gungs­un­ter­su­chun­gen in der Um­ge­bung von land­wirt­schaft­li­chen An­la­gen konn­ten für ein­zel­ne Tier­ar­ten Ge­wich­tungs­fak­to­ren, die das un­ter­schied­li­che Be­läs­ti­gungs­po­ten­ti­al be­rück­sich­ti­gen, fest­ge­legt wer­den.

Im Rah­men der Neu­fas­sung der TA Luft wur­den für ther­mi­sche Ab­gas­rei­ni­gungs­ein­rich­tun­gen unter Nr. 5.2.8 neue Fest­le­gun­gen zur Um­welt­vor­sor­ge bzgl. der Frei­set­zung von Ge­ruchs­stof­fen ge­trof­fen:
„Wer­den Ab­gas­rei­ni­gungs­ein­rich­tun­gen mit Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tu­ren von mehr als 800°C ein­ge­setzt und wer­den die Ab­ga­se nach Num­mer 5.5 ab­ge­lei­tet, soll auf die Fest­le­gung einer Ge­ruchs­stoff­kon­zen­tra­ti­on als Emis­si­ons­be­gren­zung ver­zich­tet wer­den.“

An­sprech­part­ner

Im­mis­si­ons­schutz, Luft­qua­li­tät, Phy­si­ka­li­sche Ein­wir­kun­gen

Dr. Robin Sir­car
Tel.: +49 345 5704 511
E-​Mail an Herrn Dr. Sir­car