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LSG Wittenberger Vorfläming und Zahnabachtal

Größe: 10.900 ha
Codierung: LSG0071WB_
Landkreis: Wittenberg (WB)

Verordnung des Landkreises Wittenberg vom 30.08.1999 (Das Amtsblatt für den Landkreis Wittenberg. - 6(2000)8 vom 22.04.2000, S. 7) (pdf-Datei 80 KB, nicht barrierefrei)

Gebietsbeschreibung
Das Gebiet gehört zu einer Reihe von LSG, die in den verschiedenen Landschaften des Flämings ausgewiesen wurden und künftig in den Naturpark „Fläming“ eingebunden werden sollen. Das LSG „Wittenberger Vorfläming und Zahnabachtal“ ist das östlichste dieser Gebiete. Der westlichste Teil des Schutzgebietes ist der Apollensberg nördlich Apollensdorf, der als Stauchendmoräne direkt bis an das Elbetal vordringt. Die LSG-Grenze verläuft von hier nördlich entlang der Landkreisgrenze. Die Stadt Zahna wird großräumig im Norden, Westen und Süden umgangen. Der Kienberg südlich von Zahna ist Bestandteil des LSG. Unter Einschluss des Gallunberges verläuft die Grenze nördlich und westlich von Piesteritz zum Apollensberg.
Das LSG liegt nahezu vollständig in der Landschaftseinheit Rosslau-Wittenberger Vorfläming und greift nur in der Kropstädter Heide kleinflächig auf den Hochfläming über, der hier nach Osten ausläuft.
Das Schutzgebiet erfasst die von den Flämingfließgewässern Zahna-, Riesche-, Krähe-, Fauler, Trajunscher und Apollensdorfer Bach zertalten Hochflächen des Vorflämings, die überwiegend von Wald eingenommen werden. Die Waldbestockung wird durch Kiefernforsten bestimmt. Nur kleinflächig, wie beispielsweise am Kienberg oder an den Rändern der Täler, sind naturnahe Laubwälder ausgebildet. Den landschaftlichen Reiz des Gebietes bestimmen ganz wesentlich die Täler, in denen durch Gehölze gegliedertes Grünland das Landschaftsbild prägt.
Die Ortslagen sind i. d. R. von weiten Rodungsinseln umgeben, die für Ackerbau genutzt werden. Feldwege werden vielfach von Obstgehölzen gesäumt. An einigen Straßen sind Alleen ausgebildet.
Auf der Achse Wittenberg-Reinsdorf-Nudersdorf greifen Siedlungsstrukturen weit in das Landschaftsschutzgebiet hinein und erzeugen eine stark zergliederte Grenzziehung. Mit Woltersdorf, Külso und Dietrichsdorf treten innerhalb des LSG bzw. an dessen Rand Rundlingeals interessante Siedlungsformen auf.

Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Wie in allen Bereichen im Fläming erfolgte im Mittelalter eine weitgehende Rodung der Wälder und ihre Folgenutzung als Hutungen, Heiden und Triften sowie Acker- und Grünland in den Tälern. Schaf- und Ziegenhutung, Rinderweide, Zeidlerei u. a. prägte die Flächen. In den verbliebenen Waldflächen fanden Streunutzung, Reisigentnahme, Laubschnitt und Brennholzgewinnung statt. Dies führte zur Degradierung der Wälder und ihrer Standorte. Eine Besonderheit der mittelalterlichen Nutzung war der Weinbau, der viele geeignete Flächen im Vorfläming einnahm. Ein klassischer Weinberg war der Apollensberg. Heute ist der Weinbau im Gebiet vollständig erloschen.
Erst mit Ende des 18. Jh. und dem Übergang zur Kahlschlagnutzung entstanden die Kiefernforsten. Noch im 19. Jh. waren weite, heute bewaldete Flächen in landwirtschaftlicher Nutzung. Für die Woltersdorfer Heide beispielsweise ist belegt, dass diese noch 1851 überwiegend landwirtschaftlich genutzt wurde. Erst später wurde das Gebiet großflächig vom Forstamt Glücksburg aufgeforstet.
Mit der Aufforstung des Vorflämings entwickelte sich auch die heute vorhandene Verteilung der Wald- und Offenlandflächen. Die Siedlungen wurden schrittweise von Wald umschlossen, so dass sie heute auf Rodungsinseln liegen.
An den Bächen wurden zahlreiche Mühlen betrieben. Am bekanntesten ist die Külsoer Mühle als Ausflugsgaststätte. Durch die Mühlenstaue kam es zur Abflussverzögerung, die Vernässung und Moorbildung in den Tälern verursachte.

Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Das LSG erfasst Teile des vorwiegend durch das saale-kaltzeitliche Inlandeis geprägten Flämings. Das Gelände fällt von Norden, von der Kropstädter Heide (ca. 150 m ü. NN), nach Süden, zum Elbetal (ca. 70 m ü. NN), zwar tendenziell ab, wird jedoch durch abwechslungsreiche Reliefkleinformen belebt.
Diese kamen vor allem durch die stauchende Wirkung des Inlandeises zustande, die sichbesonders deutlich zwischen Straach, Reinsdorf und Jahmo widerspiegelt. Hier treten zahlreiche langgestreckte Sattel-Mulden-Strukturen auf. Ihre Streichrichtung ist WSW-ENE. Die Sättel sind aufgebrochen und haben Abstände von 200 bis 400 m. Es stehen Bildungen des Tertiärs in Form von miozänen Sanden (Quarz-, Glimmer- und Formsand), Tonen (Flaschenton) und Braunkohlen an. Die wenig widerständigen sandigen und kohligen Sedimente wurden meist erodiert. Dadurch treten die geologischen Sättel als Depressionen, d. h. Tälchen und Becken, in Erscheinung. Häufig wurden sie durch Rohstoffgewinnung noch vertieft. Einige der alten Abbaugruben, z. B. bei Reinsdorf, sind heute wassergefüllt. Im Bereich der geologischen Mulden hingegen präparierte die Erosion anstehende widerständige Sande und Kiese des Pleistozäns als Geländerücken heraus (Reliefumkehr). So bildet der Michelsberg bei Grabo mit 185 m ü. NN die größte Erhebung des LSG. Um Grabo treten auch Reste frühglazialer, südlicher Terrassenschotter auf.
Recht monoton sind die Hochflächen aus meist saale-kaltzeitlichem, seltener elster-kaltzeitlichem Geschiebemergel, wie sie großflächig östlich von Schmilkendorf und westlich von Zahna vorkommen. Nur einzelne Sölle beleben hier das Relief. Große Sandergebiete liegen zwischen Kropstädt, Euper und Bülzig. Sie entstanden durch Schmelzwässer des warthe-stadialen Inlandeises der Saale-Kaltzeit, die vom Hohen Fläming nach Süden abflossen und dabei ältere Geländeformen verschütteten oder zerstörten. Südlich von Bülzig gehen die Sander in Talsande des ehemaligen Breslau-Bremer Urstromtals über.
Das LSG gehört zu den Bodengroßlandschaften der Sander, sandigen Platten und sandigen Endmoränen der Altmoränenlandschaften. Im zentralen Teil des Wittenberg-Rosslauer Vorflämings sind gegenüber anderen Bodenlandschaften dieser Großlandschaft, insbesondere im hier beschriebenen Landschaftsausschnitt, große Unterschiede im Bodeninventar vorhanden, das örtlich kleinflächigwechselt. Dieser Wechsel ist durch die anstehenden Lockergesteine bedingt. Insbesondere im Bereich der Stauchendmoräne kommen unterschiedliche tertiäre Sedimente in eng benachbarten schmalen Streifen vor und beeinflussen die Bodenentwicklung.
Im LSG überwiegen die Sand-Böden. Es sind Braunerden und Acker-Braunerden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, die in lehmigem Geschiebedecksand über Bändersand bzw. in schwach schluffigem Geschiebedecksand über Schmelzwassersand ausgebildet sind. Unter Wald, insbesondere unter Kieferbeständen, sind die Sand-Böden in unterschiedlichem Maße versauert und ausgewaschen, d. h. podsoliert. Damit ist die Ausbildung einer sauren, stickstoffarmen Humusauflage, die als Rohhumus bezeichnet wird, verbunden. Alte, wahrscheinlich mittelalterliche Ackerhorizonte sind häufig und begünstigen die Podsolierung. Eine verbreitete Erscheinung ist die Eutrophierung der ansonsten sauren Sand-Böden im Südteil des LSG. Sie äußert sich in höheren pH-Werten und erhöhten Nährstoffgehalten der Böden, so dass der Auflagehumus und die Bodenvegetation nicht in Übereinstimmung mit dem Horizontprofil der Böden stehen. In den Bereichen tertiärer Schluff- und Tonvorkommen sind abhängig von deren Tiefenlage lehmunterlagerte Sand-Böden bis Pseudogleye ausgebildet, die durch gestautes Bodenwasser nur schwach beeinflusst bzw. durch Stauwasser bestimmt sind. Das Vorkommen tertiärer feinkörniger Quarzsande, verbunden mit ihrer Einmischung in den Geschiebedecksand oder in Flugsanddecken, begünstigt ebenfalls die Podsolierung.
Auf den Geschiebelehm-Vorkommen sind, entsprechend ihrer Position im Gelände und der Tiefenlage, Braunerde-Fahlerden bis Parabraunerde-Pseudogleye aus Sandlöss über Geschiebelehm oder aus Geschiebedecksand über Geschiebelehm ausgebildet. Die Entkalkungstiefe dieser Böden liegt meistens unterhalb 1,5 m unter Gelände.
In dieses Bodenmosaik der grundwasserfernen Hochflächen sind kleinere Niederungen und Täler mit Gleyen sowie verbreitet Humus- und Anmoorgleyen aus meist sandigen Substraten und selten Niedermoore eingeschaltet. Diese sehr unterschiedliche Bodenausstattung ist eine Ursache für das abwechslungsreiche Landschaftsbild.
Während der Weichsel-Kaltzeit lag der Fläming südlich des Inlandeises im Bereich einer periglazialen Kältesteppe. Auf Dauerfrostboden entstanden auch in den sonst gut wasserdurchlässigen Sanden linienartige Abflussbahnen. Während die oberen, mit Talsand gefüllten Abschnitte dieser Periglazialtälchen heute oft trocken liegen, werden tiefere Teile von Bächen genutzt, z. B. Rieschebach, Krähebach, Zahnabach u. a. Beiderseits der Vorfluter stehen die jüngsten Sedimente des LSG in Form von fluviatilen Ablagerungen und Moorbildungen an. Das Gebiet weist ein ausgeprägtes hydrographisches System auf, das zur Entwässerung des Gebietes beiträgt. Die größeren Fließgewässer haben einen im Wesentlichen von Norden nach Süden gerichteten Verlauf und münden in die Elbe. Die bedeutendsten Fließgewässer sind der Zahnabach im Osten und der Rieschebach im Westen des LSG. Kleinere Bäche, die ebenfalls in die Elbe oder die größeren Bäche münden, sind Krähe-, Fauler, Trajunscher und Apollensdorfer Bach.
Klimatisch liegt das LSG im Übergangsbereich vom wärmegetönten und damit durch subkontinentales Klima geprägten Elbetal zu den niederschlagsreicheren und kühleren Gebieten des Hochflämings. Während der mittlere Jahresniederschlag im Elbetal bei Wittenberg zwischen 540 bis 560 mm beträgt, steigter im Vorfläming bis auf 580 mm und erreicht im Hochfläming nördlich Wittenberg sogar 600 bis 620 mm. Die Jahresmitteltemperaturen um 8,5 °C im Vorfläming entsprechen den großklimatischen Verhältnissen dieses Raumes und weisen im Zusammenhang mit dem Sommermaximum im Juli auf eine regionale Klimagunst. Diese wird durch das Elbetal gefördert. Sie weist bei Wittenberg eine Jahresmitteltemperatur von 8,6 °C auf. Im Hochfläming dagegen werden nur Werte von 8,1 °C erreicht.

Pflanzen- und Tierwelt
Die Potentiell Natürliche Vegetation des Vorflämings im Landschaftsschutzgebiet würde flächig vom Knäulgras-Linden-Hainbuchenwald nährstoffreicherer Standorte und dem Wachtelweizen-Linden-Hainbuchenwald ärmerer Standorte gebildet. Am Südrand des Gebietes bei Zörnigall tritt auf den Niederterrassen bereits Pfeifengras-Stieleichenwald auf. Frischere Standorte in Tälern und an deren Rändern werden vom Waldziest-Stieleichen-Hainbuchenwald eingenommen. Die Täler selbst weisen auf moorigen Standorten Walzen-Seggen-Erlenbruchwald auf, der auf mineralischen Nassstandorten in Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald übergeht. Mit dem landschaftlichen Wechsel zum Hochfläming wird der Hainbuchenwald südlich des Zahnabachtales vom Straußgras-Eichenwald abgelöst, der in der Kropstädter Heide in einen Komplex von Schattenblümchen-Buchenwald und Waldmeister-Buchenwald wechselt.
Die aktuelle Waldvegetation wird aber überwiegend von Kiefernforsten bestimmt. Naturnahe Waldgesellschaften treten nur kleinflächig und vor allem in den Tälern und an den Talrändern sowie im Bereich der ehemaligen Truppenübungsplätze auf. In den Tälern kommen Erlen-Bruchwald, an quelligen Standorten Schaumkraut-Erlenbruchwald, Erlen-Eschenwald und Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald vor. Von den Talflanken des Rieschebachtals wird Straußgras-Eichenwald und Honiggras-Eichenwald beschrieben. Kleinflächig ist im Bereich des Hochflämings auch Eichen- und Buchenwald vorhanden. In der Woltersdorfer Heide ist Eichen-Birkenwald verbreitet.
Im frischen Waldziest-Stieleichen-Hainbuchenwald des Kienberges konzentrieren sich Vorkommen floristischer Besonderheiten des Gebietes. Hier wachsen Süße Wolfmilch, Sanikel, Hain-Wachtelweizen und Ährige Teufelskralle.
Das strukturreiche Gebiet des Flämings bietet auch einer artenreichen Vogelwelt Lebensraum. Als bestandsgefährdete Art bewohnt der Sperber die Waldgebiete, Baumfalke und Wespenbussard sind Brutvögel im Kienbergwald. Der Schwarzspecht brütet in den Buchenbeständen. Wachtel und Rebhuhn sind Bewohner der Äcker im Gebiet. Weitere im LSG vorkommende seltene Arten sind Ortolan und Sperbergrasmücke in den offenen und mit Gehölzen durchsetzten Landschaften.
Charakteristische Lebensgemeinschaften der Täler sind die Feucht- und Quellwiesen. In den Bachauen wachsen auf nährstoffreichen, basenarmen, feuchten Standorten die Engelwurz-Kohldistel-Gesellschaft und die Gesellschaft der Spitzblütigen Binse. Auf den anmoorigen Quellstandorten sind weiterhin auch Binsen-Pfeifengras-Wiesen ausgebildet. Auf frischen Standorten sind Glatthaferwiesen entwickelt. Die Feuchtwiesen werden aufgrund der standörtlichen Bedingungen, ihrer geringen Flächigkeit und der Ertragslage oft nicht mehr bewirtschaftet und entwickeln sich dann zu Staudenfluren aus Großem Mädesüß, Wald-Engelwurz und Brennnessel. Weiterhin bilden sich Dominanzgesellschaften aus Wiesen-Fuchsschwanz, Rohr-Glanzgras, verschiedenen Seggenarten und der Wald-Simse aus. Die Pfeifengraswiesen weisen bemerkenswerte Arten auf. Dazu gehören Kümmel-Silge, Schmalblättriges Wollgras, Kleiner Baldrian, Sumpf-Veilchen, Wassernabel und Sumpf-Farn. Von besonderer floristischer Bedeutung sind das Redbachquellgebiet mit dem Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrauts und das Feuchtgebiet am Küchenholzgraben mit dem hier ebenfalls vorkommenden Breitblättrigen Knabenkraut sowie Beständen der Arnika und des Lungen-Enzians.
Die Tierwelt der Täler setzt sich aus charakteristischen Arten zusammen. Zahna und Rischebach werden vom Elbebiber besiedelt. An den sauberen Fließgewässern kommt die Gebirgsstelze vor. In den renaturierten Flämingbächen siedeln Bachneunauge, Schmerle, Drei- und Neunstachliger Stichling und Bachforelle in stabilen Beständen. Bewohner des gehölzdurchsetzten Offenlandes ist der Neuntöter. In den Wäldern und an Waldrändern siedeln Habicht, Grünspecht, Buntspecht und Kleinspecht, Pirol, Garten-, Mönchs- und Klappergrasmücke. Blindschleiche und Waldeidechse sind verbreitet.
Die Feldsölle und ehemalige Abbaugruben sind wichtige Amphibienlaichgewässer und Libellenlebensräume. Rotbauchunke, Erdkröte, Gras- und Teichfrosch treten auf. Die Ringelnatter kommt ebenfalls vor.
Von besonderer Bedeutung für das Gebiet sind die Vorkommen von Trocken- und Magerrasen sowie Heiden auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen, aber kleinflächig verstreut auch im gesamten Gebiet. Hier sind großflächig Wolfsmilch-Besenheiden anzutreffen, die einen unterschiedlichen Grad der Verbuschung zeigen. Auch Silbergras-Pionierfluren oder Trockenrasen sowie Nelken-Grasnelken-Magerrasen sind großflächig vorhanden. In den Rasenbreitet sich zunehmend das Land-Reitgrasaus. In den Heidegesellschaften leben Blauflüglige Ödlandschrecke, Warzenbeißer, Rotleibiger Grashüpfer und Gefleckte Keulenschrecke. Auch aus der Gruppe der Laufkäfer wurden charakteristische Arten nachgewiesen. An Heiden gebundene Wildbienen im Gebiet sind Heidekraut-Sandbiene, Heidekraut-Seidenbiene und die in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedrohte Filzbiene. Auch zahlreiche Schmetterlingsarten sind aufgrund ihrer Ernährungsgrundlage an die Besenheide gebunden. Charakteristische Kriechtiere der trockenen offenen Lebensräume sind Kreuzkröte, Zauneidechse und Blindschleiche. Leitarten der Vögel der Offenlandschaften im Gebiet sind Heidelerche, Neuntöter, Raubwürger, Brachpieper und Ziegenmelker. Auch der Wiedehopf wurde im Gebiet beobachtet.
Der Apollensberg stellt einen weiteren standörtlichen Komplex für wärmeliebende Lebensgemeinschaften dar, der schon von Botanikern wie August Zobel zu Beginn des 20. Jh. erforscht wurde. Zahlreiche, sehr bemerkenswerte, damals nachgewiesene Arten sind heute verschwunden. Fehlende extensive Nutzung der Magerrasen, Verbuschung, Verwaldung und nicht zuletzt die militärische Nutzung durch sowjetische Streitkräfte sind Ursachen dafür. Dennoch finden sich heute noch sehr artenreiche Magerrasen vom Typ der Mädesüß-Wiesenhafer-Gesellschaft. Hier wachsen neben den namensgebenden Arten Kleines Mädesüß und Flaumiger Wiesenhafer u. a. auch Heide-Günsel, Ästige Graslilie, Hügelmeier, Skabiosen-Flockenblume, Berg-Haarstrang und Rauhes Veilchen. Staudensäume, Mantelgebüsche und xerotherme Wälder bilden ein eng verflochtenes Mosaik. Vegetationskundlich können der Hirschwurz-Storchschnabel-Saum, das Liguster-Schlehen-Gebüsch und der Schwalbenwurz-Eichen-Trockenwald unterschieden werden.

Entwicklungsziele
Im LSG sollen Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes gesichert, gepflegt und entwickelt werden. Dazu sind die typischen landschaftlichen Reliefformen und die Wald-Offenland-Verteilung zu erhalten. Neben den Kiefernforsten, die langfristig zu naturnäheren Laub- und Mischwäldern umzuwandeln sind, gilt der Schutz insbesondere den Eichen-Hainbuchen-, Eichen-Kiefern-, Traubeneichen-Rotbuchen-, Erlen-Eschen- und Erlenbruchwäldern, die den naturnahen Charakter des Gebietes betonen. In den Tälern sind die Fließgewässer und das Grünland, insbesondere die Feuchtwiesen und deren Gliederung durch Gehölze, zu bewahren und zu entwickeln. Die charakteristischen Siedlungsstrukturen sind zu erhalten und vor allem ist die harmonische Einbindung der Orte in die umgebende Landschaft zu sichern. Eingriffe durch Bodenabbau, Zersiedlung, Bau von Versorgungstrassen u. a., die das gewachsene Landschaftsbild verändern und die Erholungseignung der Landschaft beeinträchtigen, sollen unterbunden werden.
Naturschutzfachlich bedeutsame Offenbiotope innerhalb der Wälder sind zu sichern und zu pflegen. Die wasserwirtschaftlichen Zielstellungen konzentrieren sich auf die Bachtäler. Hier sollen Grundwasserabsenkungen vermieden und die Fließgewässer nach ökologischen Zielstellungen erhalten und entwickelt werden. Dabei kommt neben der Gewährleistung der ökologischen Durchgängigkeit sowohl den morphologischen als auch den Güte- und Abflussparametern eine komplexe Bedeutung zu. Zur Wiederherstellung des typischen Landschaftscharakters der Täler gehört die Mehrung des Feuchtgrünlandes; die Nutzung soll auf die extensive Bewirtschaftung des Grünlandes ausgerichtet werden. Zur Verbesserung der Standortverhältnisse ist der Flurholzanbau zuprüfen.
Trocken- und Magerrasen sowie Heiden, insbesondere auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen der Woltersdorfer und der Teucheler Heide, sollen erhalten und gepflegt werden. Zur Sicherung von artenreichen Ackerwildkrautfluren auf armen Sandäckern und dörflichen Ruderalfluren sind geeignete Schutzmaßnahmen einzuleiten.
Alle auf das Landschaftsbild, die Lebensgemeinschaften und den Naturhaushalt ausgerichteten Maßnahmen sollen auch einen Beitrag zur Erhaltung und Verbesserung der Erholungseignung des Gebietes leisten. Landschaftsverträgliche Erholungsformen, wie Wandern und Radfahren, sollen durch geeignete Infrastrukturentwicklungen gefördert werden. Auch Zielstellungen der Umweltbildung und -erziehung sollten mit denen der Erholung verbunden werden.

Exkursionsvorschläge
Kienberg und Zahnabachtal
Von Zahna aus durch das Zahnabachtal erschließt ein breiter Weg das Waldgebiet des Kienberges. Hier stocken auf frischen bis feuchten Standorten naturnahe Wälder, von denen die Eichen-Hainbuchenwälder besonders artenreich sind. Den Kienberg selbst zeichnen deutliche Reliefformen in der sonst ebenen Landschaft aus. Am Südrand des Kienbergwaldes kann man den Weg über Bülzig zurück nach Zahna oder weiter entlang des Zahnabachtales zur Külsoer Mühle wählen. Weiter entlang des Zahnabachtals gelangt man zu den Rundlingen Külso und Dietrichsdorf mit einer neuromanischen Backstein-Dorfkirche von 1864. In der Kirche befindet sich ein Altarbild aus der ersten Hälfte des 16. Jh., vermutlich von LUCAS CRANACH D. J.

Zahnabachtal zwischen Wüstemark undJahmo
Von Zahna aus gelangt man Richtung Rahnsdorf in das Zahnabachtal, an dessen südlichem Talrand ein Weg über Wüstemark nach Köpnick und Jahmo führt. An der Zahna sind verschiedentlich die Spuren des Elbebibers zu bemerken. Grünland, Ufergehölze und kleine Bruchwälder begleiten den Bachlauf. In Jahmo befindet sich eine im Kern romanische Feldsteinkirche, die im 18. Jh. verändert wurde. Durch die Kropstädter Heide kann man auf verschiedenen Wegen nach Kropstädt gelangen. Auch in Kropstädt befindet sich eine im Kern spätromanische Dorfkirche, die später mehrfach verändert wurde. Von Kropstädt führt ein Weg über Wüstemark und Woltersdorf zurück nach Zahna.

Rieschebachtal
Durch das Rieschebachtal wählt man Wegeabseits der befahrenen Straße und gelangt von Reinsdorf über Nudersdorf nach Straach. Von hier kann man den Rückweg durch die Wälder in Richtung Schmilkendorf wählen.

Apollensberg
Die weit gegen das Elbetal vorgeschobene Stauchendmoräne des Apollensberges, auf dem vor wenigen Jahren ein großes Metallkreuz errichtet wurde, kann von Apollensdorf aus erreicht werden. Der Apollensberg bietet besonders den botanisch Interessierten vielfältige Erlebnisse; jedermann wird bei klarer Sicht den guten Ausblick über das Elbetal hinüber zur Dübener Heide schätzen. Vom Apollensberg aus kann man den Weg nach Norden in Richtung Reinsdorf fortsetzen oder weiter den Elbetalrand entlang nach Griebo, durch die „Grieboer Schweiz“, bis nach Coswig wandern.

veröffentlicht in:
Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband
© 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letzte Aktualisierung: 31.07.2019

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