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LSG Ber­gen

Größe: 45 ha
Co­die­rung: LSG0020BOE
Land­kreis: Bör­de­kreis (BK)

Be­schluß des Rates des Be­zir­kes Mag­de­burg vom 12.11.1963 (pdf 398 KB)

Ge­biets­be­schrei­bung
Das LSG Ber­gen liegt in­mit­ten der Land­schafts­ein­heit Mag­de­bur­ger Börde in der Bach­nie­de­rung der Drem­se bei dem Gut Ber­gen, zwi­schen See­hau­sen und Groß Ro­dens­le­ben.
Die Ge­höl­ze des LSG stel­len in der fast baum­lo­sen Löß­acker­land­schaft weit­hin die ein­zi­gen der­ar­ti­gen Bio­to­pe dar. Ent­lang der Fließ­ge­wäs­ser sind schma­le Bach­ga­le­rie­wäl­der ent­wi­ckelt. Feld­ge­höl­ze glie­dern die Nie­de­rung. Ein klei­nes Er­len­bruch be­rei­chert das LSG. Die Ge­höl­ze wech­seln mit Grün­land­flä­chen und einem gro­ßen Fisch­teich ab.
Teil des LSG ist auch der an die Nie­de­rung an­gren­zen­de Wein­berg. Er ist durch Streu­obst­be­stän­de, Ge­bü­sche und Stein­brü­che ge­prägt.

Kultur-​ und Nut­zungs­ge­schich­te
Das Dorf Ber­gen wurde be­reits im Jahre 1093 er­wähnt, als es vom Mag­de­bur­ger Dom­herrn Li­udolf von Wer­der dem Klos­ter Burs­fel­de bei Göt­tin­gen ge­schenkt wurde. Im Jahre 1272 wurde es an den Deut­schen Rit­ter­or­den ver­kauft, der hier eine Kom­tu­rei grün­de­te. Nach 1370 ging das Dorf ein und nur ein Gut blieb. Im Jahre 1570 ließ sich Or­dens­kom­tur Hans von Los­sow hier nie­der. Wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges war das Gut vor­über­ge­hend in schwe­di­schem Be­sitz, bevor es wie­der an den Orden fiel. Nach Auf­lö­sung des Rit­ter­or­dens hatte das Gut im 19. Jahr­hun­dert ver­schie­de­ne pri­va­te Be­sit­zer. Als Bau­denk­mal ist bis heute die Ka­pel­le Gutes er­hal­ten. Über der Tür be­fin­den sich zwei ro­ma­ni­sche Skulp­tu­ren aus der zwei­ten Hälf­te des 12. Jahr­hun­derts, die Maria und Chris­tus dar­stel­len sol­len.
Auf­grund der hohen Bo­den­frucht­bar­keit der Bör­de­bö­den wurde die Land­schaft um Ber­gen ver­mut­lich schon seit der Stein­zeit acker­bau­lich ge­nutzt. Die ab­fluß­ar­men Nie­de­run­gen konn­ten da­ge­gen lange Zeit der Land­wirt­schaft nicht zu­gäng­lich ge­macht wer­den
Im 18. Jahr­hun­dert wur­den die fla­chen Seen und Nie­der­moo­re der Nie­de­run­gen ent­wäs­sert, um zu­sätz­li­che land­wirt­schaft­li­che Flä­chen zu ge­win­nen. Wegen des hohen Salz­ge­halts ver­lief die Kul­ti­vie­rung nicht immer zu­frie­den­stel­lend. So konn­te zum Bei­spiel auch die Nie­de­rung des süd­li­cher ge­le­ge­nen Fau­len Sees bei Wanz­le­ben über­wie­gend nicht acker­bau­lich ge­nutzt wer­den, sie wurde auf­ge­fors­tet.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Das LSG be­fin­det sich auf der Weferlingen-​Schönebecker Schol­le. Den Fest­ge­steins­un­ter­grund bil­den Kalk­stei­ne und mer­ge­li­ge Kalk­stei­ne des Un­te­ren Mu­schel­kal­kes (im Süd­teil) und Ton­stei­ne, Ton­mer­g­el­stei­ne und Do­lo­mi­te mit ein­ge­schal­te­ten Eva­po­ri­ten des Obe­ren Bunt­sand­steins (im Nord­teil). Die quar­tä­re Lo­cker­ge­steins­de­cke ist nur ge­ring­mäch­tig (ca. 10 – 20 m). Durch De­pres­sio­nen sind grö­ße­re Mäch­tig­kei­ten zu ver­zeich­nen, die auf das Vor­han­den­sein ho­lo­zä­ner Se­di­men­te zu­rück­zu­füh­ren sind. An der Ober­flä­che ste­hen ho­lo­zä­ne Se­di­men­te an (Moormer­gel, zum Teil See­krei­de), die von Ge­schie­be­mer­gel der Saale-​ Grund­mo­rä­ne un­ter­la­gert wer­den (Drenthe-​Vereisung). Im Nor­den des LSG la­gern auf dem Ge­schie­be­mer­gel ge­ring­mäch­ti­ge gla­ziflu­via­ti­le Nach­schütt­bil­dun­gen der Drenthe-​Vereisung. In­wie­weit Sub­ro­si­on an der Ge­ne­se der Nie­de­rung be­tei­ligt ist, ist nicht ge­klärt.
In den ab­fluß­ar­men Sen­ken ent­stan­den fla­che Seen und Nie­der­moo­re: das Seel­sche Bruch, der Rem­kers­le­be­ner See, der Do­mers­le­be­ner See und öst­lich von Wanz­le­ben der Faule See.
Bo­den­kund­lich be­trach­tet liegt das LSG auf dem Wanz­le­be­ner Löß­pla­teau. In sei­ner Um­ge­bung kom­men in wei­ter Ver­brei­tung Tscher­nose­me aus Löß vor.
Das ei­gent­li­che Land­schafts­schutz­ge­biet ent­hält sehr un­ter­schied­li­che Böden. Böden in der Nie­de­rung der Drem­se sind Gley-​Tschernosem, Humus-​ und An­moor­gleye, also grund­was­ser­be­stimm­te bis grund­was­ser­be­herrsch­te Böden. Böden an und auf dem Wein­berg sind Rend­zi­nen, flach­grün­di­ge, ge­steins­un­ter­la­ger­te, kar­bo­nat­füh­ren­de Böden, die als Stand­ort von Tro­cken­ra­sen, Tro­cken­ge­bü­schen und Streu­obst­wie­sen be­kannt sind.
Auf­grund der ge­rin­gen Nie­der­schlä­ge sind in der Börde nur klei­ne Fließ­ge­wäs­ser ent­wi­ckelt. Un­weit west­lich des LSG liegt die Elbe-​Weser-Wasserscheide. Die das LSG durch­zie­hen­de Drem­se fließt in die Sarre und diese wei­ter nach Süden über Wanz­le­ben der Bode zu. West­lich von See­hau­sen ent­springt die Aller, die nach Nord­wes­ten der Weser zu­fließt. In die Aller ent­wäs­sert auch das Seel­sche Bruch.
Die Mag­de­bur­ger Börde ist Teil des Mit­tel­deut­schen Tro­cken­ge­bie­tes. Die jähr­li­chen Nie­der­schlä­ge lie­gen bei nur rund 500 mm. Das Ge­biet des LSG liegt dabei im west­li­chen, stär­ker at­lan­tisch be­ein­fluß­ten Teil, in dem die lang­jäh­ri­gen Nie­der­schlags­mit­tel die 500 mm über­schrei­ten: In See­hau­sen wur­den 539 mm, in Groß Ro­dens­le­ben 506 mm ge­mes­sen.
Das Mit­tel der Luft­tem­pe­ra­tur be­trägt 8,0°C, die mitt­le­re Ju­li­tem­pe­ra­tur 17,2°C und die mitt­le­re Ja­nu­ar­tem­pe­ra­tur -0,6°C.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Die po­ten­ti­ell na­tür­li­che Ve­ge­ta­ti­on der Börde ist der Traubeneichen-​Winterlinden-Hainbuchenwald. Auf den flach­grün­di­gen Böden, wie auf dem Wein­berg, wäre eine wär­me­lie­ben­de Aus­bil­dung die­ses Wald­typs mit der Wu­cher­blu­me zu er­war­ten. In den Nie­de­run­gen stellt auf nicht dau­er­haft ver­näß­ten Stand­or­ten der Waldziest-​Eichen-Hainbuchenwald und bei hoch an­ste­hen­dem Grund­was­ser der Traubenkirschen-​Erlen-Eschenwald und klein­flä­chig auch Er­len­bruch­wald die po­ten­ti­ell na­tür­li­che Ve­ge­ta­ti­on dar.
In der ak­tu­el­len Ve­ge­ta­ti­on sind die na­tür­li­chen Wald­ty­pen über­wie­gend durch Pap­pel­ge­höl­ze, im LSG je­doch auch durch na­tur­nä­he­re, schma­le Eschen-​ und Wei­den­ga­le­rien an den Fließ­ge­wäs­sern er­setzt wor­den. Zum gro­ßen Teil ist die Nie­de­rung von ar­ten­ar­men Grün­land­ge­sell­schaf­ten be­deckt. An den Bö­schun­gen sind Rosen-​Feldulmen-Gebüsche ent­wi­ckelt. Auf der Kuppe am Orts­rand von Ber­gen sind im Be­reich auf­ge­las­se­ner Stein­brü­che klein­flä­chi­ge Tro­cken­ra­sen, Tro­cken­ge­bü­sche und Streu­obst­be­stän­de vor­han­den.
Un­weit des Land­schafts­schutz­ge­bie­tes stel­len die Bin­nen­salz­stel­len bei Rem­kers­le­ben eine flo­ris­ti­sche Be­son­der­heit dar.
Ins­ge­samt ge­se­hen stellt das LSG eine be­mer­kens­wer­te, struk­tur­rei­che Oase in­ner­halb der ar­ten­ar­men Bör­de­land­schaft dar.

Ent­wick­lungs­zie­le
Die Ge­höl­ze und Grün­län­der sind zu er­hal­ten, die Grün­län­der durch ex­ten­si­ve Nut­zung zu pfle­gen. Das sehr klei­ne LSG soll­te in die süd­lich an­schlie­ßen­de Nie­de­rung bis in den Be­reich des Do­mers­le­ber Sees er­wei­tert wer­den. Teile die­ses Ge­bie­tes soll­ten auch die Rem­kers­le­ber Salz­quel­le und die Tro­cken­ra­sen auf dem Kir­schen­berg wer­den.
Das Ge­biet soll der Er­hal­tung und Neu­ent­wick­lung bör­de­ty­pi­scher, je­doch na­tur­na­her Le­bens­räu­me die­nen.
Das LSG kann als Feierabend-​ und Wo­chen­en­der­ho­lungs­ge­biet der ru­hi­gen, na­tur­be­zo­ge­nen Er­ho­lung für die Be­völ­ke­rung der um­lie­gen­den Bör­de­dör­fer die­nen.
Ex­kur­si­ons­vor­schlä­ge
Das Land­schafts­schutz­ge­biet kann als Sta­ti­on einer na­tur­kund­li­chen und hei­mat­ge­schicht­li­chen Ex­kur­si­on durch die Mag­de­bur­ger Börde be­sucht wer­den. Auf dem Weg von See­hau­sen nach Wanz­le­ben kann bei Rem­kers­le­ben von der Bun­des­stra­ße 246a ab­ge­bo­gen wer­den, um einen Aus­schnitt der Bör­de­land­schaft mit ver­schie­de­nen bör­de­ty­pi­schen Le­bens­räu­men ken­nen­zu­ler­nen.

Ver­schie­de­nes
Der Stein­bruch am Süd­rand des LSG wurde als Auf­schluss des Un­te­ren Mu­schel­kal­kes in das Geo­top­ver­zeich­nis des Lan­des Sachsen-​Anhalt auf­ge­nom­men.

ver­öf­fent­licht in:
Die Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts
© 2000, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISSN 3-00-006057-X

Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
© 2003, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 24.07.2019

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