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Saale zwischen Naumburg und Weißenfels

Gebietsbeschreibung

Das Landschaftsschutzgebiet befindet sich im Süden des Landes Sachsen-Anhalt. Es schließt den Saalelauf von der Landesgrenze zu Thüringen bis zur Stadt Weißenfels ein. Außerdem ist das Wethautal östlich von Naumburg Teil des Schutzgebietes. Das Tal der Wethau besitzt zahlreiche Nebentäler, die abschnittsweise im LSG liegen. Zum LSG gehören jedoch nicht nur die beiden Fließgewässer, sondern auch die angrenzenden Hochflächen. Oberhalb von Naumburg werden die Waldflächen von Bad Kösen mit einbezogen. Westlich grenzt das LSG „Finne-Triasland“ an.
Das LSG repräsentiert die Landschaftseinheit Halle-Naumburger Saaletal und liegt zu Teilen in den Landschaftseinheiten Ilm-Saale-Muschelkalkplatten, Zeitzer Buntsandsteinplateau, Lützen-Hohenmölsener und Querfurter Platte.
Der Charakter der Landschaft ist sehr abwechslungsreich und vielseitig. Prägendes Element ist die Saale, die dem LSG seinen Namen gab. Der naturnahe Verlauf der Saale mit vielen Mäanderbögen zeichnet die Landschaft ebenso aus wie die durch die Eintiefung des Flusses angeschnittenen Buntsandstein- und Muschelkalkhänge. Die teilweise fast senkrecht aufragenden Wände sind durch die Schichtung der Triasgesteine farblich sehr differenziert. Stellenweise spiegelt sie sich im Wasser der am Hangfuß mit starkem Gefälle vorbeifließenden Saale. Das ästhetisch sehr hochwertige Landschaftsbild wird durch Burgen beziehungsweise Burgruinen ergänzt, die auf den Spornen der Plateauflächen errichtet wurden, zum Beispiel Rudelsburg und Burg Saaleck, Schönburg und andere.
Die weniger steilen Hangbereiche der Saale werden durch ein vielseitiges Flächennutzungsmosaik gekennzeichnet. Es finden sich Weinberge, Streuobstwiesen, Trockenrasen, Trockengebüsche, Wiesen und Wälder in kleinräumigem Wechsel entlang der Saaleaue und an ihren Hängen. Im Gegensatz dazu besitzen die Plateauflächen weniger Vielfalt und Eigenart. Sie tragen meist große Ackerflächen, kleinere Wälder und zahlreiche Feldgehölze.
Die Wethau und ihre zum LSG gehörenden Nebenarme sind als naturnahe Gewässer von teilweise dichten Ufergehölzen bestanden, die mit Grünland oder Wald wechseln. In der Nähe von Ortschaften kommen Streuobstwiesen hinzu, und auf den steilen Hängen des Wethau-Tals befinden sich häufig Trockenrasen.

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Landschafts- und Nutzungsgeschichte

Die Terrassen an der Saale waren zu allen Zeiten dicht besiedelt. Dies liegt darin begründet, daß das Saaletal in der Vor- und Frühgeschichte als Grenzraum und Kontaktzone und als Handelsroute eine wichtige Rolle spielte. Dies war auch der Anlaß zum Bau von Burgen und Befestigungen. Dabei spielte vor allem der Abschnitt zwischen Saaleck und Weißenfels eine wichtige Rolle beim vorgeschichtlichen Burgenbau. So lassen sich allein bei Uichteritz und Schönburg je vier, bei Goseck drei und bei Weißenfels, Schellsitz, Naumburg (Altenburg) und Bad Kösen je zwei Befestigungen nachweisen. Ein Befestigungsgraben zwischen Uichteritz und Lobitzsch, der einen halbkreisförmig vorspringenden Gleithang der Saale auf 1 km Länge abriegelt, könnte auf einen umwehrten Wirtschaftsraum hindeuten.
Schon in der Altsteinzeit vor 200 000 Jahren nutzten Jäger und Sammler die Saaleterrassen als Rastplätze, wie Faustkeilfunde von Naumburg belegen. 15 000 Jahre alt sind die Funde vom Saaleufer bei Saaleck. Das Pferd als bevorzugtes Jagdwild wurde auf Schieferplatten dargestellt.
Eine dichte Besiedlung setzte ab der Mitte des 6. Jahrtausends durch die Bauernvölker der Linienbandkeramikkultur ein. Zu dieser Zeit wiesen bereits alle Gemarkungen im Bereich des LSG eine oder mehrere Siedlungen auf. Im Stadtgebiet von Naumburg waren es insgesamt elf und im Stadtgebiet von Weißenfels sechs Siedlungen. Entlang der Flüsse wurden auch die Hochflächen besiedelt. An den Einmündungen des Röthebaches und der Unstrut in die Saale entstanden während der frühen (Bandkeramik) und mittleren (Trichterbecherkultur) Jungsteinzeit befestigte Siedlungen. Bei Goseck errichteten die Stichbandkeramiker eine umfriedete Kultanlage, die der Beobachtung von Gestirnen und damit als Kalender gedient haben könnte.
Während der jüngeren Bronzezeit drangen aus dem Osten Siedler der Lausitzer Kultur in das mittlere Saaletal vor. Befestigte Siedlungen befanden sich während der jüngeren Bronzezeit in der Rudelsburg und auf dem Haineberg nahe der Neuenburg bei Freyburg. Beide stehen mit Bronzehortfunden in Verbindung, weshalb sie als wirtschaftliche Zentren der jungbronzezeitlichen Besiedlung gelten können. Eine weitere Befestigung befand sich bei Schönburg auf einem Sporn über der Saale. Allen drei Anlagen kam eine strategische Bedeutung aufgrund der Lage an wichtigen Verkehrswegen zu.
Im 6. Jahrhundert v.Chr. geriet das Gebiet unter den Einfluß der früheisenzeitlichen Thüringischen Kultur, die im 5. Jahrhundert stark keltisch geprägt wurde. Von Norden her drangen wenig später Stämme der Jastorf-Kultur in das Gebiet ein. Ihnen folgten am Ende des 2. Jahrhunderts v.Chr. ostgermanische Stämme und um die Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. Elbegermanen. Siedlungsschwerpunkte zeichneten sich zu dieser Zeit zwischen Saaleck und Schönburg ab.
Römische Importe in kaiserzeitlichen Siedlungen bei Großjena und bei Kleinjena dokumentieren die Bedeutung von Saale und Unstrut als Verkehrsadern.
Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts gehörte das Gebiet zum Königreich Thüringen, das im Jahr 531 durch Franken und Sachsen zerschlagen und aufgeteilt wurde. Im Wethautal und beiderseits der Saale wurden zahlreiche Bodenfunde entdeckt, die von der slawischen Besiedlung nach der Völkerwanderung zeugen.
Auch die Ortsnamen belegen die slawische Besiedlung, die nicht nur das Gebiet südlich der Saale im Slawengau Weta umfaßte, sondern auch nördlich des Flusses anzutreffen war. So wurde von den Slawen bei Goseck ein Burgwall errichtet. Diese Besitztümer büßten die Slawen allerdings bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wieder ein, während sie südlich der Saale ihre Unabhängigkeit bis ins 10. Jahrhundert behielten.
Eingeleitet von der seit dem 7./8. Jahrhundert von den Klöstern Fulda und Hersfeld ausgehenden, überwiegend gewaltsam durchgeführten Christianisierung wurde im 8./9. Jahrhundert und vor allem im 10. und 11. Jahrhundert der Landausbau durch die weltlichen und geistlichen Herren auf der Grundlage von Königs- und Klostergütern stark vorangetrieben. Klöster sowie Wehranlagen und Burgen wurden errichtet. In dieser Zeit entstanden Naumburg (1012) und 1137 das Kloster Schulpforte.
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erfuhren der Harz und sein Umfeld durch Heinrich IV. nochmals eine intensive Phase des Landesausbaus, wobei auch die Suche nach Silber und Kupfer eine Rolle spielte. Eine große Anzahl von Burgen wurde von Heinrich IV. neu errichtet. Eine letzte Phase des Neu- und Ausbaus von Burgen lag im 12. Jahrhundert. Es entstanden unter anderem die Burganlagen Saaleck (1140), Schönburg (1157) und Rudelsburg (1171).
An der Schrumpfung der Waldflächen ist das Ausmaß des Landesausbaus, der durch Rodungsperioden eingeleitet wurde, gut zu erkennen. Etwa bis zum 12. Jahrhundert war der innere Landesausbau soweit fortgeschritten, daß sich stabile Grenzen zwischen Wäldern und landwirtschaftliche Nutzflächen herausgebildet hatten.
Auf den nährstoffreichen Böden des LSG dominiert schon seit langem die landwirtschaftliche Nutzung. Entsprechend der standörtlichen Eignung waren die besser zu bewirtschaftenden Flächen vor allem in überschwemmungsfreien Bereichen der Saaleaue und die fruchtbaren Standorte der Plateaulagen für anspruchsvolle Kulturarten in Ackernutzung, während hängige Standorte oder Überflutungsgebiete Grasland beziehungsweise Streuobstwiesen trugen.
Die Entwicklung des Acker-, Wein- und Gartenbaus im LSG wurde wesentlich von der wirtschaftlichen Tätigkeit der Zisterziensermönche des Klosters Schulpforte beeinflußt. Klösterliche Besitztümer in der näheren und weiteren Umgebung wurden in Eigenregie durch zugehörige Klosterhöfe (Grangien) bewirtschaftet. Im Besitz des Klosters war außerdem ein geschlossener Komplex von Siedlungen um Spielberg und Hassenhausen.
Hochwasser traten in den vergangenen Jahrhunderten an der Saale sehr häufig auf. Flußregulierungen wurden daher frühzeitig begonnen. Schutzdämme und Wehre wurden im Naumburger Raum schon durch die Pfortaer Mönche angelegt. Der Bau des Hochwasserdammes von Bad Kösen nach Altenburg durch die Mönche ist für den Beginn des 14. Jahrhundert überliefert.
Ein Charakteristikum des Gebietes ist der Weinbau, der sich an sonnenbegünstigten Südhängen vor allem über Muschelkalk und Buntsandstein entwickelte. Die vermutlich erste Nachricht vom Naumburger Weinbau stammt aus dem Jahr 1012 und benennt Weinberge im Bischofssprengel. Im Jahr 1066 vergab Kaiser IV. Weinberge bei Schmölln an den Naumburger Bischof Eberhardt. Der Weinbau wurde ein blühender Zweig der Landwirtschaft und ist für die landschaftsgestalterische Entwicklung des LSG von großer Bedeutung. Jedoch wurde der Weinbau nicht nur von der Saale bekannt, sondern auch aus dem Wethautal. In diesem Zusammenhang wird beispielsweise Mertendorf benannt.
Eine weitere Form landschaftsprägender historischer Flächennutzung ist der Anbau historischer Sorten von starkwüchsigen und großkronigen Hochstamm-Obstgehölzen in den Gebieten, die sich für Ackerbau weniger eignen. Seinen Höhepunkt erreichte der extensive Streuobstanbau in Deutschland im 19. Jahrhundert. Viele der im Gebiet vorkommenden Streuobstflächen gehen auf diese Zeit zurück. Eng verbunden mit der Pflege und Unterhaltung von Obstwiesen war eine extensive Schafhaltung.
Waldflächen sind aber, bedingt durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes, nur in Resten erhalten. Sie erstrecken sich meist auf den schwierig zu bearbeitenden steilen Hangbereichen.
Neben land- und forstwirtschaftlichen Erwerbstätigkeiten hatte der Handel eine große Bedeutung für den weiteren Landesausbau und die wirtschaftliche Entwicklung. Das Gebiet war an überregionale Handelswege angeschlossen. Am bedeutungsvollsten war die Stadt Naumburg, der durch Kaiser Konrad II. schon 1028 Markt- und Messerecht verliehen wurde. Unentbehrlich für die dauerhafte Nutzung dieser Handelswege war das Vorhandensein von Saale- und Unstrutübergängen. Viele historische Brücken und Wehre wurden von Mönchen des Klosters Schulpforte gebaut.

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Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima

Die Saale durchfließt in ihrem Bad Kösener Talabschnitt den Unteren Muschelkalk, der an beiden Talflanken, insbesondere an der rechten unterhalb von Burg Saaleck und Rudelsburg, in seiner Wellenkalkfazies mit zwischengelagerten Werksteinbänken hervorragend aufgeschlossen ist. Kurz vor der Einmündung der Unstrut weitet sich das Saaletal, bedingt durch den Eintritt des Flusses in den Ausstrichbereich des wenig widerstandsfähigen Oberen Buntsandsteins (Röt), der in den Hangbereichen bei Roßbach und Kleinjena ausstreicht. Von Großjena an liegt das Erosionsniveau bereits im höchsten Mittleren Buntsandstein, der im Blütengrund bei Naumburg, an der Schönburg, in der Umgebung von Leißling und unterhalb des Schlosses Goseck in Erscheinung tritt. Der Eintritt in den Unteren Buntsandstein erfolgt erst unmittelbar unterhalb von Weißenfels bei Burgwerben.
Im Oberlauf des der Saale von rechts zusetzenden Wethau-Tales werden die Talflanken zunächst von Mittlerem Buntsandstein gebildet. Unterhalb Mertendorf ist Unterer Muschelkalk in alten Steinbrüchen aufgeschlossen, ebenso wie in dem nach Boblas und Neidschütz hinaufführenden kleinen Seitental. In der Ortslage Wethau sind Gipsgesteine des Oberen Buntsandsteins zu beobachten.
Die Flanken des Nautschke-Tales von Stößen bis zur Einmündung in das Wethau-Tal werden von Mittlerem Buntsandstein gebildet, ebenso wie die des Kötsch-Bach-Tales zwischen Plotha und dessen Einmündung in das Saaletal bei der „Neuen Welt“.
Die von der Saale und den ihr seitlich zusetzenden Gewässern durchschnittenen Hochflächen sind weitgehend von weichselkaltzeitlichem Löß bedeckt, aus dem inselförmige Vorkommen älterer quartärer Gesteine herausragen wie Kiessand und Geschiebemergel, teilweise auch weißer tertiärer Quarzkies. Zwischen Mertendorf und Scheiplitz liegt ein altes Braunkohlen-Abbaufeld.
Dieses LSG umfaßt neben der Saaleaue die Unstrutmündung und das Wethau-Tal sowie auch beiderseits die Talflanken und Hochflächen, welche zu drei Bodenlandschaften gehören: zur Saaleaue, zu den Lößbeeinflußten Saale-Muschelkalkplatten mit Schichtstufenland des Mittleren Saaletales (im Abschnitt von Großheringen bis zur Unstrutmündung) und zum Lößbeeinflußten Naumburger Buntsandstein-Hügelland.
In diesen Bodenlandschaften treten als wichtigste Bodenformen Pararendzinen aus skeletthaltigem Löß über Lehmfließerden aus triassischem Gestein, Parabraunerden bis Fahlerden aus Löß, Parabraunerde-Tschernoseme aus Löß, Fahlerden bis erodierte Parabraunerden aus skeletthaltigem Löß über Lehmfließerden aus mesozoischem Gestein und Tschernoseme aus Löß nördlich von Weißenfels auf.
Als Besonderheit soll hier eine Rigosol-Pararendzina erwähnt werden. Dieser Boden ist durch den 1000jährigen Weinanbau auf den Terrassen an Saale und Unstrut entstanden.
Als Bodentypen treten in der Saaleaue fast durchgehend Vegas, Gley-Vegas und Tschernitzen auf. Wichtigste Bodenformen sind Vegas aus Auenlehm und Auenschluff, Vega-Gleye aus dem gleichen Material, aber mit Wasserzeichen zwischen 0,4–0,8 m unter Flur, und dunkle, tiefhumose Auenböden ohne Wasserzeichen, genannt Tschernitza. Alle diese Böden sind sehr ertragreich und werden seit der Eindeichung im Mittelalter in wachsendem Maße als Acker genutzt.
Auenböden sind aus sehr jungen Ablagerungen entstanden, wobei die Anstöße zur Sedimentation auf den Menschen zurückzuführen sind, beispielsweise durch Rodungen in den Einzugsgebieten. Dieser Vorgang reicht bis in die Gegenwart. Die Böden in der Saaleaue sind karbonatführend. Grund dafür ist die weite Verbreitung von Muschelkalk und Löß in den Einzugsgebieten. Damit gibt es einen wichtigen Unterschied zu den Böden in anderen Flußauen.
Die Saale ist im LSG nur selten begradigt und weitestgehend nicht ausgebaut. Lediglich in den Bereichen Schulpforta und Schellsitz ist der Retentionsraum durch den Bau von Hochwasserschutzdeichen festgelegt und entspricht nicht dem natürlichen Überflutungsraum. Die Wethau ist ein naturnahes Gewässer ohne Verbauungen und Begradigungen. Sie fließt in ihrer natürlichen Aue und besitzt bezüglich der Vegetationstruktur eine große Naturnähe. Als größere Nebenflüsse der Wethau sind der Steinbach und der Rischkebach zu nennen.
Der Grundwasserflurabstand in den Auen ist erwartungsgemäß hoch. Die Grundwasserfließrichtungen sind zur Saale beziehungsweise zur Wethau hin gerichtet. Der Grundwasserflurabstand der Hochflächen des Muschelkalks erreicht fast überall mehrere Dekameter. Der größte Teil der Niederschläge wird durch die mächtige Lößdecke aufgenommen oder durch Pflanzen verbraucht und steht damit nicht der Grundwasserneubildung zur Verfügung. Die Wasserführung erfolgt überwiegend in den mergeligen Kalksteinen auf Schichtfugen und deren karstbedingten Erweiterungen. Der Buntsandstein stellt dagegen einen guten Wasserspeicher dar und sorgt für einen ausgeglichenen Grundwasserabfluß. Er besitzt vielleicht fünf oder sechs Grundwasserleiter, wobei die Lagerungsverhältnisse in entscheidendem Umfang die Wasserführung bedingen.
Bei der klimatischen Betrachtung ist die Landschaft in Hochflächen und Talungen zu differenzieren. Für die Höhen sind Jahresmitteltemperaturen zwischen 8,0 bis 8,5°C und Julimittel zwischen 17,5 bis 18°C charakteristisch. Die Talungen dagegen erwärmen sich auf 8,5 bis 9,0°C bei einem Julimittel um 18,0°C. Die Erwärmung der Täler wird durch die entwaldeten Muschelkalkhänge verstärkt. Die Januarmittel differieren zwischen 0 bis -0,5°C in den Talungen und -0,5 bis -1,0°C auf den Hochflächen. Die phänologischen Termine liegen auf den Höhen rund eine Woche später als in den Talungen. Die Vegetationsperiode der Täler dauert mit 220 bis 225 Tagen etwa eine Woche länger als die auf den Plateaus.
Verursacht durch die starke Reliefierung der Landschaft an der Saale treten einige mikroklimatische Besonderheiten im Gebiet auf. Charakteristisch für die Talungen sind vor allem in Bodennähe erhöhte sommerliche Schwülewerte und größere Nebelhäufigkeit, die dem als Schonklima zu bezeichnenden Klima des Gesamtraumes Belastungseffekte hinzufügen. Von besonderer Deutlichkeit sind die im Herbst auftretenden Talnebel. Die Hochflächen weisen dagegen eher Erscheinungen eines Reizklimas auf. Geländeklimatisch herausragend ist die Strahlungsgunst der in südlicher Richtung exponierten Tal- und Plateauhänge mit ihren in Bodennähe extrem hohen Temperaturen. Demgegenüber zeichnen sich die Nebentäler mit ihrer Bewaldung und nordseitigen Lage durch ein kühleres und feuchteres Klima aus.

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Pflanzen- und Tierwelt

Restbestände der potentiell natürlichen Vegetation kommen in Teilen der Waldgebiete vor. Auf weniger fruchtbaren Buntsandsteinplateaus stocken Hainsimsen-Traubeneichen-Hainbuchenwälder, auf den fruchtbaren Lößstandorten Winterlinden-Traubeneichen-Hainbuchenwälder und Waldmeister-Buchenwald wie beispielsweise im NSG „Platten“.
Kleinflächig befinden sich auf den Hängen der Muschelkalkplatten Orchideen-Buchenwälder, die häufig im Komplex auch mit Trockenwäldern, Trockengebüschen und Trockenrasen auftreten. Zu den zahlreichen Orchideen des Gebietes gehören Bleiches Waldvögelein, Frauenschuh, Geflecktes Knabenkraut, Breitblättrige Sitter, Nestwurz und andere.
Auf flachgründigen Muschelkalkböden können sich Hasenohr-Fiederzwenken-Rasen entwickeln mit Sichel-Hasenohr, Fransen-Enzian, Gemeiner Kuhschelle und weitere; dagegen siedelt auf tiefgründigeren Lößböden der Adonisröschen-Fiederzwenkenrasen, unter anderem mit Erd-Segge, Grauer Skabiose und Echtem Mädesüß.
Aufgrund intensiver Grünlandnutzung in den Talauen kommen naturnahe Grünlandgesellschaften nur noch kleinflächig vor. Dazu gehören auf grundwasserfernen Standorten die Labkraut-Fuchsschwanz-Wiese und auf grundwassernäheren Standorten die Wiesenknopf-Silau-Wiese. In der Nähe von Gewässern kann als Besonderheit die Kohldistelwiese vorkommen.
Die differenzierten Nutzungsformen und Vegetationsgesellschaften bieten verschiedenen Tierarten Lebensräume. Von den Säugern sollen die Vorkommen von Haselmaus, Waldmaus, Zwerg- und Waldspitzmaus, Maulwurf und verschiedenen Fledermausarten besonders hervorgehoben werden.
Bedeutsame Brutvogelarten sind Schwarz- und Rotmilan, seltener Habicht und Wespenbussard. Der Wanderfalke brütete bis 1959 in einer Felswand unterhalb der Rudelsburg; mit seiner Rückkehr als Brutvogel wird gerechnet. Im Raum Naumburg ist der Uhu wieder heimisch; die Vorkommen des Steinkauzes sind wohl erloschen. In Burgen und Schlössern, in einigen Stadt- und Dorfkirchen sowie in der Saatkrähenkolonie Weißenfels haben Dohlen regelmäßige Brutplätze. Mauersegler brüten an den Burgen Saaleck, Rudelsburg, Schönburg, Goseck, vor allem aber in den Städten Weißenfels und Naumburg.
Die trockenen Standorte sind ideale Lebensräume für Heuschrecken, zum Beispiel Ameisengrille, Blauflüglige Sandschrecke, Blauflüglige Ödlandschrecke und andere. Für Libellen sind die Gewässer geeignete Habitate. Dort kommen Blaugrüne Mosaikjungfer, Plattbauchlibelle sowie Gebänderte Prachtlibelle vor. Im LSG wird regelmäßig die Weinbergschnecke angetroffen, darüber hinaus kommen Heideschnecke und Turmschnecke vor.

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Entwicklungsziele

Ein Teil des LSG „Saale“ wird mit den angrenzenden LSG „Unstrut-Triasland“ und „Finne-Triasland“ zu einem Naturpark entwickelt. Ziel ist eine einheitliche Entwicklung und Pflege des Landschaftsraumes und dessen Nutzung für die naturbezogene Erholung.
Ziel der Entwicklung des beschreibenen LSG sollen vorrangig die Erhaltung und der Schutz des naturnahen Charakters der Saaleaue sein. Der mäandrierende Verlauf der Saale mit seinen zum Teil angrenzenden extensiven Flächennutzungen ist zu belassen. Darüber hinaus besteht das Ziel, die Aue der Saale zu extensivieren, das heißt, Ackerflächen im Überflutungsbereich in Grünland umzuwandeln. In gleicher Weise ist die Aue der Wethau zu erhalten und zu schützen. Die gewässerbegleitenden Gehölze, Staudenfluren und Wiesen sollen als wertvolle Biotope nicht nur Habitate für Tierarten sein, sondern als ästhetisch hochwertige Landschaftselemente das Landschaftsbild bereichern. Für die naturbezogene Erholung besitzen die Auen von Saale und Wethau ebenfalls große Bedeutung.
Ein weiteres Entwicklungsziel ist die Erhöhung des Baumbestandes in den Auen. So könnten in der Saaleaue Solitärbäume auf den Wiesen das Landschaftsbild verbessern und den Biotopwert der Landschaft erhöhen. In der Wethauaue wären vorwiegend Kopfweiden zu pflanzen, die dem Charakter der Aue entsprechen.
Die bestehenden Laubmischwälder sind zu erhalten und nicht standortgerechte Bestände in naturnahe zu überführen. Insbesondere Nadelholzbestände sollen durch geeignete Maßnahmen zu Laubmischwäldern entwickelt werden.
Zum Schutz der xerothermen Vegetationskomplexe sind Pflegemaßnahmen erforderlich. Insgesamt besteht die Zielstellung, wertvolle Trockenrasen zu erhalten, das heißt, sie müssen extensiv bewirtschaftet werden. Dazu ist die extensive Schafhaltung zu fördern.
Eine bedeutende Rolle spielt der Weinanbau im Gebiet an der Saale. Ziel ist es, die historischen Weinberge weiterhin zu nutzen und zu pflegen. Dabei soll den extensiven Bewirtschaftungsformen der Vorrang gewährt werden. Natürliche Sukzession, die zu dichten Trockengebüschen führt, ist hier nicht Ziel der Entwicklung, da der ökologische Wert solcher Flächen gegenüber Extensivweinbergen geringer ist.
Die Entwicklung von Erholung und Tourismus besitzt für die Region große Bedeutung. Grundsätzlich ist sie umweltverträglich und den Zielen des Naturschutzes entsprechend zu orientieren. Besonderer Wert ist dabei auf die Schaffung von Etappenzielen für Wasserwanderer zu legen. Die Errichtung von Naturlehrpfaden in dafür geeigneten Gebieten ist zu fördern.

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Exkursionsvorschläge

Naumburg
Um das Jahr 1000 errichten die Markgrafen von Meißen auf dem rechten Ufer der Saale an der Kreuzung wichtiger Handelsstraßen eine Burg, in deren Schutz eine Marktsiedlung (1028 Marktrecht) entstand. 1042 wurde der erste Bau des Domes St. Peter und Paul geweiht, er ist heute ein Wahrzeichen der Stadt. Besonders bekannt sind die zwölf Stifterfiguren.
Im 14./15. Jahrhundert war Naumburg ein bedeutender Messe- und Fernhandelsplatz, insbesondere für Waid, Bier und Wein.
Sehenswert sind außerdem das Rathaus, ein dreigeschossiger spätgotischer Bau, einige bemerkenswerte Bürgerhäuser sowie die Stadtkirche St. Wenzel, eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche mit zwei Gemälden von Lucas Cranach d.Ä.
Von der ehemaligen Stadtbefestigung, die schon im 13. Jh. Erwähnt wurde, sind Reste der Mauern, der Bastionen und des Grabens, vor allem vom östlichen und südlichen Ring, erhalten. Der einstige Verlauf ist durch breite Alleen gekennzeichnet. Hinzuweisen ist auf die Wasserkunst, ein Turmhaus sowie auf das restaurierte Marientor, ein eindurcksvoller Komplex - bestehend aus zwei Torhäusern.

Bad Kösen
Einen interessanten Exkursionspunkt stellt das 1779 erbaute Bad Kösener Gradierwerk dar. Es ist 320 m lang und als technisches Denkmal geschützt. Das Romanische Haus (1138) war ehemals Wirtschaftshof des Bischofs von Naumburg und galt als ältester Wohnbau auf dem Gebiet der DDR.
Bei einem Spaziergang auf der Saalepromenade kann man am östlichen Saaleufer am Steilhang die Lagerung der Kalksteine des Unteren Muschelkalks gut erkennen.

Wanderungen
Durch das LSG führen zahlreiche Wanderwege, die landschaftlich reizvolle Gebiete erschließen. In besonderer Weise ziehen die Burgen entlang der Saale die Wanderer an. Auf den Wanderrouten können alle Burgen des Gebietes erreicht werden. Bedeutende Exkursionsziele sind die Klosterkirche (1137) und das Zisterzienserkloster (1127) in Schulpforte, die Rudelsburg, die Burg Saaleck und die Schönburg.
Bei Großjena kann man in den Kalksteinwänden des Steinauer’schen Weinberges das sogenannte „Steinerne Bilderbuch“ aus überlebensgroßen Reliefs mit überwiegend biblischen Motiven in Augenschein nehmen.
Wanderwege erschließen das Tal der Wethau und auch die Nebentäler gut. Besonders sehenswert sind das Gutshaus und der Gutspark Großgestewitz.

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Verschiedenes

Schulpforte
Schulpforte ist heute ein Stadtteil von Bad Kösen. Im Jahr 1137 erhielten die Zisterziensermönche aus dem Kloster Schmölln vom Naumburger Bischof Udo I. die Erlaubnis, sich im Bereich seines alten Bistums anzusiedeln. Es wurde sofort mit dem Bau der Kirche und des Klosters St. Mariae de Porta begonnen. Die romanische Basilika in der Kreuzform hatte an den Querschiffsarmen je zwei gestaffelte Nebenapsiden, im Langhaus wechselten Pfeiler und Säulen. Um 1200 wurde die Kirche umgebaut, indem die Apsiden zu Kapellen geändert wurden. 1251 entstand ein völlig neuer Chor, der dem Bauideal der französischen Gotik folgte. Später wurde auch das Langhaus verlängert und verbreitert. Erst 1330 beendete man mit der „Sepultur“, jetzt Evangelistenkapelle genannt, den Umbau.
Mit der regen Tätigkeit der Mönche erlebte die gesamte Umgebung einen Aufschwung. Sie waren es, die Land kultivierten, die Saaleaue nutzbar machten und neue Flußübergänge schufen. Es wurden Ackerbau- und Viehzucht betrieben, der Weinbau erblühte, Wege und Straßen wurden neu angelegt. Durch Schenkungen und Kauf von Ländereien vergrößerte sich der Grundbesitz ständig. Dadurch zählte es zu den reichsten Klöstern des Umkreises.
Während der Reformationszeit wurde das Kloster aufgelöst (1540) und fiel in den Besitz des Landesherren. Doch schon 1543 eröffnete der Herzog und spätere Kurfürst Moritz von Sachsen darin eine Fürsten- und Gelehrtenschule. Die Schule war so berühmt für ihre gute Schulbildung, daß ein „Portenser“ bei Bürgertum und Adel stets gern gesehen war.
Neben der Klosterkirche kann man heute die kleine Abtskapelle, den Kreuzgang und am Friedhof die „ewige Lampe“ in Form einer kleinen Kapelle besichtigen. Am Eingang steht eine spätgotische Betsäule aus dem Jahre 1521. Die alte Klostermauer hat eine Länge von 1,7 km.

Das Gradierwerk von Bad Kösen
Bad Kösen verdankt seinen Ruf als Kurort in der Hauptsache seinen Solquellen. Die ersten wurden 1682/86 entdeckt. Ihre Ausbeutung gelang jedoch erst 1730. Vorerst dienten sie lediglich der Salzgewinnung. Erst im 19. Jahrhundert wurde dazu übergegangen, sie zu Heilzwecken in Form von Bädern und zur Inhalation zu benutzen. Aus dem Soleschacht konnte durchschnittlich 4- bis 5prozentige Sole gefördert werden, die durch das Gradieren wesentlich angereichert wurde. 1910 wurde der Hufelandsprudel mit rund 11%, 1911 im gleichen Bohrloch die Beyschlagquelle mit fast gesättigter Sole erbohrt. Daneben waren zwei Trinkbrunnen vorhanden, der Mühlbrunnen, schon 1725 entdeckt, und die Johannisquelle, 1868 entdeckt.
Das 320 m lange Gradierwerk in Bad Kösen wurde 1779 errichtet und ist als technisches Denkmal erhalten. Es bildet den Abschluß einer in sich geschlossenen Einrichtung zur Soleförderung und Gradierung. Zur Soleförderanlage gehören außerdem der Borlach-Soleschacht, das Doppelfeldkunstgestänge und das unterschlächtige Wasserrad. Letztere sind als seltene Zeugnisse der Technik des 18. Jahrhunderts denkmalpflegerische Raritäten. Von der Borlachquelle wird die Sole durch Pumpen auf die Krone der 20 m hohen Anlage gehoben. Früher wurde die Sole im Borlachschacht mittels des Kunstgestänges durch die Wasserkraft der Saale gehoben, heute führen Unterwasserpumpen diese Arbeiten durch. Von oben tropft nun die Sole über Schwarzdorn-Zweige herab. Das Wasser kann so verdunsten und damit steigt der Salzgehalt, die Sole wird gradiert. Früher wurde die gradierte Sole der Saline zugeführt und dort das Wasser restlos verdampft. Es entstand Kochsalz. Heute dient das Gradierwerk nur noch Heilzwecken. Asthmakranke finden durch Einatmen des feinen Solenebels Linderung.

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veröffentlicht in:
Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts
© 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X

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