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LSG Mo­sig­kau­er Heide

Größe: 1.614,15 ha
Co­die­rung: LSG0054DE_
Kreis­freie Stadt: Des­sau (DE)

Ver­ord­nung der kreis­frei­en Stadt Des­sau vom 21.08.1997Amts­blatt für die Stadt Des­sau. - 5(1997)9 vom 30.08.1997 (pdf 1,4 MB)

Ge­biets­be­schrei­bung
Das LSG liegt im Süden der Stadt Des­sau und er­faßt die gleich­na­mi­gen Wald­ge­bie­te im Stadt­kreis. Die Mo­sig­kau­er Heide bil­det eine ei­ge­ne Land­schafts­ein­heit, ein ge­rin­ger An­teil des LSG ge­hört zur Land­schafts­ein­heit Des­sau­er Elb­etal.
Die Mo­sig­kau­er Heide ist eine na­he­zu ebene Hoch­flä­che, die nur schwach von ei­ni­gen Ge­wäs­sern zer­talt wurde. Das Ge­biet ist, ab­ge­se­hen vom Tal des Bramba­ches und ei­ni­ger rand­li­cher Flä­chen, voll­stän­dig be­wal­det.

Landschafts-​ und Nut­zungs­ge­schich­te
Wäh­rend des 12./13. Jahr­hun­dert waren die leich­ten Böden der Heide be­sie­delt und unter land­wirt­schaft­li­cher Nut­zung. Die Sied­lun­gen fie­len aber spä­ter wüst und waren um 1549 be­reits wie­der voll­stän­dig von Wald be­deckt. Die Struk­tur der ehe­ma­li­gen Wöl­bä­cker ist je­doch noch zu er­ken­nen. Eine be­son­de­re Be­deu­tung er­lang­te die Heide auch durch den Ver­lauf mit­tel­al­ter­li­cher Heeres-​ und Han­dels­stra­ßen. An der Nord­ost­spit­ze der Heide bei Hai­de­burg tra­fen die Hohe Stra­ße aus Nien­berg kom­mend, die Salz­stra­ße aus Halle und die Alte Leip­zi­ger Stra­ße zu­sam­men, um von hier aus ver­eint Mulde-​ und El­be­über­gän­ge zu er­rei­chen. Auf die­ses alte We­ge­netz geht die Grün­dung der Stadt Des­sau, Erst­nen­nung 1213, zu­rück.
Seit dem 17. Jahr­hun­dert dien­te die Heide als Jagd­ge­biet der an­hal­ti­schen Fürs­ten. Tor­häu­ser, von denen noch zahl­rei­che er­hal­ten sind, um­ga­ben sie als Be­hau­sun­gen für Wild­hü­ter und Förs­ter. Im 18. Jahr­hun­dert wurde ein Gat­ter zur Ein­pferchung des Wil­des er­rich­tet.
Schon um 1500 führ­te man in der Heide eine ge­re­gel­te Wald­wirt­schaft mit der Ein­tei­lung des Wal­des in Haue und mit sys­te­ma­ti­scher Wald­er­neue­rung ein. Von der mit­tel­al­ter­li­chen Wald­nut­zung zeu­gen zahl­rei­che mäch­ti­ge Hu­de­ei­chen, die heute viel­fach in die Kie­fern­fors­te ein­ge­wach­sen sind.
„In den Wei­den­bü­schen“ der Heide er­warb 1926 die Stadt Des­sau die Spe­ckin­ge nörd­lich der Hohen Stra­ße, in der 1939 von der städ­ti­schen Gar­ten­ver­wal­tung ein We­ge­netz zur Er­schlie­ßung an­ge­legt wurde. Noch heute hat die­ses Ge­biet be­son­de­re Be­deu­tung für die Nah­erho­lung.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Das LSG ge­hört zum über­wie­gen­den Teil zu einer pleis­to­zä­nen Hoch­flä­che, die durch eine mäch­ti­ge und viel­ge­stal­ti­ge elster-​ und saa­le­kalt­zeit­li­che Schich­ten­fol­ge cha­rak­te­ri­siert ist. Die ter­tiä­ren Ab­la­ge­run­gen im Lie­gen­den wer­den dis­kor­dant von der Un­te­ren Elster-​Grundmoräne, ört­lich auch von elster-​kaltzeitlichen Vor­schütts­an­den und -​kiesen über­la­gert. Weit ver­brei­tet sind spä­tels­ter­kalt­zeit­li­che Schmelz­was­ser­san­de, die stel­len­wei­se die äl­te­ren quar­tä­ren Bil­dun­gen ab­schnei­den und di­rek­ten Kon­takt zum Ter­ti­är haben. Die früh­saa­le­kalt­zeit­li­che Schot­ter­ter­ras­se be­zie­hungs­wei­se Haupt­ter­ras­se der Mulde trennt das els­ter­gla­ziä­re Stock­werk vom saa­leg­la­ziä­ren, das haupt­säch­lich durch die an­ste­hen­den Schmelz­was­ser­san­de ver­tre­ten ist. Eine Saale-​Grundmoräne ist nur ört­lich über­lie­fert. Im Nor­den greift das LSG auf die weich­sel­kalt­zeit­li­che Nie­der­ter­ras­se der Elbe über.
Die Mo­sig­kau­er Heide ist nach den hier vor­kom­men­den Böden eine sand­ge­präg­te Alt­mo­rä­nen­land­schaft. Es do­mi­nie­ren pod­so­li­ge Braunerden bis Podsol-​Braunerden aus Ge­schie­be­deck­sand über Schmelz­was­ser­sand. Lokal sind diese Böden im tie­fe­ren Un­ter­grund grund­was­ser­be­ein­flußt oder leh­m­un­ter­la­gert. An die in­sel­haf­ten Ge­schie­be­lehm­vor­kom­men sind Pseu­do­gleye bis Pseudogley-​Braunerden aus Ge­schie­be­deck­sand oder Sand­löß über Ge­schie­be­lehm ge­bun­den. Sel­te­ner kom­men Braunerden bis Bänderfahlerde-​Braunerden aus schwach schluffi­gem bis leh­mi­gem Sand über Bän­der­sand vor. In den Ta­lun­gen sind Gleye und Gley-​Braunerden ver­brei­tet. Im Nor­den er­faßt das LSG die Wul­fe­ner Nie­der­ter­ras­sen mit der Taube. Hier sind Gley-​Braunerden und Gleye aus Sand be­zie­hungs­wei­se in den Rin­nen Gleye aus leh­mi­gem Sand bis Lehm aus­ge­bil­det.
Die Stand­or­te der Mo­sig­kau­er Heide sind über­wie­gend grund­was­ser­fern. Im zen­tra­len Be­reich und nach Nord­wes­ten ent­wäs­sernd be­fin­den sich je­doch Sen­ken und Ta­lun­gen mit flur­na­hem Grund­was­ser.
Kli­ma­tisch wird das Ge­biet vom trocken-​warmen Elb­etal und sei­nen Über­gän­gen zu den Acker­land­schaf­ten des mit­tel­deut­schen Tro­cken­ge­bie­tes ge­prägt. Das LSG liegt im Kli­ma­ge­biet des stark kon­ti­nen­tal be­ein­fluß­ten Bin­nen­tief­lan­des. In nord­west­li­cher Rich­tung nimmt der ma­ri­ti­me Ein­fluß deut­lich zu. Die Jah­res­mit­tel der Luft­tem­pe­ra­tur lie­gen bei 8,6oC bis 9,0oC. Die mitt­le­ren Luft­tem­pe­ra­tu­ren be­tra­gen im Ja­nu­ar 0oC bis -1oC und im Juli 18oC bis 19oC. Die mitt­le­re Jah­res­sum­me der Nie­der­schlä­ge liegt bei zirka 550 mm.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Die po­ten­ti­ell na­tür­li­che Ve­ge­ta­ti­on be­stand aus Eichen-​Hainbuchen- und Eichen-​Birkenwäldern. In den Tä­lern und Nie­de­run­gen sie­del­ten Erlenbruch-​ und Erlen-​Eschenwälder. Die na­tur­na­hen Wäl­der sind heute weit­ge­hend von Kie­fern­fors­ten er­setzt. Auf den Gley-, Anmoor-​ und Moor­stand­or­ten haben sich je­doch be­mer­kens­wer­te Pfeifengras-​Birken-Eichen-, Erlen-​Eschen- und Er­len­bruch­wäl­der er­hal­ten. Diese Wald­ge­sell­schaf­ten wer­den unter an­de­rem im Na­tur­schutz­ge­biet „Brambach“ ge­schützt. Eichen-​Hainbuchenwälder blie­ben im Be­reich der Spe­ckin­ge und am Rand zum Mul­de­tal in den Küm­mer­lin­gen er­hal­ten. Die Wald­ge­bie­te wer­den durch das ge­häuf­te Vor­kom­men von at­lan­tisch ver­brei­te­ten Pflan­zen­ar­ten wie Flügel-​Ginster oder Salbei-​Gamander ge­kenn­zeich­net.
Be­son­ders be­mer­kens­wert sind wech­sel­tro­cke­ne Ma­ger­ra­sen auf dem Flä­chen­na­tur­denk­mal „Raum­er­wie­se“. Diese bil­den eine sehr sel­te­ne Aus­bil­dung des Mädesüß-​Flaumhafer-Rasens, in dem zahl­rei­che sel­te­ne Arten, dar­un­ter Flügel-​Ginster, Pracht-​Nelke, Busch-​Nelke, Wei­ßes Fin­ger­kraut oder Ein­fa­che Wie­sen­rau­te sie­deln.
Die Vo­gel­welt des Wald­ge­bie­tes zeich­net sich durch Brut­vo­gel­ar­ten aus wie Gar­ten­rot­schwanz, Sing­dros­sel, Schwanzmei­se, Wei­den­mei­se, Gar­ten­gras­mü­cke, Mönchs­gras­mü­cke, Fitis, Tur­tel­tau­be, Schwarz-​, Mittel-​ und Klein­specht sowie Mäu­se­bus­sard und Rot­mi­lan. An­fang der 1960er Jahre er­losch ein Baum­brut­platz des Wan­der­fal­ken.
In den Klein­ge­wäs­sern lai­chen Teich­molch, Erd­krö­te, Gras-, Moor- und Was­ser­frosch. Wald­ei­dech­se, Zaun­ei­dech­se und Blind­schlei­che leben ins­be­son­de­re an den Wald­rän­dern.
Als Be­son­der­hei­ten der In­sek­ten­fau­na tre­ten in den Altei­chen Held­bö­cke auf. Aus dem Wald­ge­biet sind zahl­rei­che sel­te­ne Schmet­ter­lings­nach­wei­se be­kannt­ge­wor­den.

Ent­wick­lungs­zie­le
Das Land­schafts­schutz­ge­biet soll als gro­ßer, ge­schlos­se­ner Wald­kom­plex ge­si­chert wer­den. Die na­tur­na­hen Wäl­der sind zu er­hal­ten und so zu be­wirt­schaf­ten, daß ihre Struk­tur und Zu­sam­men­set­zung nicht nach­hal­tig ver­än­dert wird. Die Kie­fern­fors­te soll­ten mittel-​ be­zie­hungs­wei­se lang­fris­tig zu der po­ten­ti­ell na­tür­li­chen Ve­ge­ta­ti­on ent­spre­chen­den Misch­wäl­dern und Laub­mi­sch­wäl­dern um­ge­wan­delt wer­den. Dies soll­te weit­ge­hend kahl­schlag­los durch För­de­rung des na­tür­lich an­kom­men­den Laub­baum­un­ter­wuch­ses er­fol­gen. Die zahl­reich vor­han­de­nen Hu­de­ei­chen sol­len durch Frei­stel­lung in den Be­stän­den er­hal­ten wer­den.
Die Feucht­ge­bie­te in den Wäl­dern und die Täler sol­len er­hal­ten und nicht durch künst­li­che Grä­ben ent­wäs­sert wer­den. Die Fließ­ge­wäs­ser ver­blei­ben in einem na­tur­na­hen Zu­stand.
Das Ge­biet dient als Wander-​ und Er­ho­lungs­ge­biet für die Stadt Des­sau und die um­lie­gen­den Orte. Die We­ge­er­schlie­ßung des Ge­bie­tes ist zu si­chern und für Fuß- und Rad­wan­de­rer zu er­wei­tern.
Es be­stehen Pla­nun­gen, die sich an­schlie­ßen­den Wald­ge­bie­te der Mo­sig­kau­er Heide in den Land­krei­sen Kö­then und Bit­ter­feld eben­falls als LSG aus­zu­wei­sen.

Ex­kur­si­ons­vor­schlä­ge
Wan­de­run­gen
Ein aus­ge­wie­se­ner Wan­der­weg durch die Spe­ckin­ge er­laubt einen reiz­vol­len Spa­zier­gang. Er ist be­son­ders dazu ge­eig­net, auf einem re­la­tiv kur­zen Weg die ab­wechs­lungs­rei­che Land­schaft der Spe­ckin­ge mit dem Tau­be­gra­ben zu er­le­ben. Das Forst­haus Spe­ckin­ge an der Hohen Stra­ße ist Aus­gangs­punkt dafür. Ein Ab­ste­cher zum un­weit ge­le­ge­nen neu­go­ti­schen Forst­haus Hai­de­burg, ein Bau­werk im Dessau-​Wörlitzer Gar­ten­reich, wird emp­foh­len.
Die Ex­kur­sio­nen durch die Mo­sig­kau­er Heide, die als Fuß­wan­de­run­gen, aber auch per Fahr­rad mög­lich sind, kön­nen auf aus­ge­wie­se­nen Wan­der­we­gen er­fol­gen. Aus­gangs­punkt ist auch hier das Forst­haus Spe­ckin­ge. Wan­der­zie­le kön­nen Dies­dorf mit dem Jagd­denk­mal, die Dies­dor­fer Laube an einem ba­ro­cken We­ges­tern mit einer alten Eibe, der Au­ßen­stadt­teil Dessau-​Kochstedt oder Dessau-​Haideburg mit Wald­bad, Wild­gast­stät­te und dem in­ter­es­san­ten Na­tur­lehr­pfad Kümmerlinge-​Alte Leip­zi­ger Stra­ße sein.

Ver­schie­de­nes
Wild­gat­ter, Tor­häu­ser und Forst­häu­ser
Die Mo­sig­kau­er Heide war jahr­hun­der­te­lang ein Wild­park im Be­sitz der an­hal­ti­schen Fürs­ten. Um 1900 wer­den 5 000 Stück Rot- und Dam­wild, 1 000 Stück Schwarz­wild und ein mehr­fa­ches an Reh­wild an­ge­ge­ben. Die jähr­li­che Ab­schuß­stre­cke be­trug da­mals 300 Stück Rot- und Dam­wild und 200 Stück Schwarz­wild.
Da es oft zu be­trächt­li­chen Schä­den auf den an­gren­zen­den Äckern der Bau­ern kam, ließ Fürst Franz von Anhalt-​Dessau um die ge­sam­te Heide in einer Länge von 30 km ein Holz­gat­ter er­rich­ten. Zwi­schen dem Tor­haus Ei­chen­brei­te an der so­ge­nann­ten Her­zogs­al­lee bis Hai­de­burg stand an­stel­le des Zau­nes ab 1880 eine etwa 2 m hohe Kies­mau­er, deren Reste sich bis zum heu­ti­gen Tag er­hal­ten haben. Die Stra­ßen und Wege, die in den Wald hin­ein­führ­ten, wur­den durch Gat­ter­to­re und -​türen ver­sperrt. Da­ne­ben er­rich­te­te man, so­weit sich dort keine Forst­häu­ser be­fan­den, die so­ge­nann­ten Tor­häu­ser, die mit Forst­be­diens­te­ten be­setzt waren. Im Be­reich des heu­ti­gen LSG waren dies das Tor­haus Koch­stedt, das Forst­haus Hohe Stra­ße, das Forst­haus Spe­ckin­ge, das Tor­haus Ei­chen­brei­te, das Tor­haus Lich­ten­au, das Jagd­schloß Hai­de­burg und das Tor­haus Bocks­bränd­chen.
Der fürst­li­che Wild­park wurde nach dem Ende des I. Welt­krie­ges auf­ge­löst. Das Wald­ge­biet der Mo­sig­kau­er Heide ging 1926 durch einen Ver­trag zwi­schen dem Her­zogs­haus und dem Frei­staat An­halt in den Be­sitz des Staa­tes über.

ver­öf­fent­licht in:
Die Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts
© 2000, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISSN 3-00-006057-X

Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
© 2003, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 30.07.2019

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