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LSG Flech­tin­ger Hö­hen­zug

Größe: 18.750 ha
Co­die­rung: LSG0013OK_
Land­kreis: Bör­de­kreis (BK)

1996: 1. und 2. Ver­ord­nung zur Än­de­rung der Ver­ord­nung über das Land­schafts­schutz­ge­biet "Flech­tin­ger Hö­hen­zug" im Land­kreis Hal­dens­le­ben des Land­rats Oh­re­kreis vom 11.6.1996; Amts­blatt für den Re­gie­rungs­be­zirk MD. - 5(1996)8 vom 15.7.1996 (pdf 2,4 MB)

1993: Ver­ord­nung über das Land­schafts­schutz­ge­biet "Flech­tin­ger Hö­hen­zug" im Land­kreis Hal­dens­le­ben vom 27.1.1993; Amts­blatt für den Re­gie­rungs­be­zirk MD. - 2(1993)7 vom 15.6.1993 (pdf 2,6 MB)

Ge­biets­be­schrei­bung
Das LSG liegt west­lich der Stadt Hal­dens­le­ben. Der we­sent­li­che Teil des Schutz­ge­bie­tes liegt in der Land­schafts­ein­heit Ohre-​Aller-Hügelland, die süd­lich­öst­li­chen Aus­läu­fer rei­chen bis in die Mag­de­bur­ger Börde, die süd­west­li­chen bis in das Börde-​Hügelland. Das LSG hat in nordwest-​südöstlicher Rich­tung von Ka­then­dorf bis Acken­dorf eine Aus­deh­nung von über 28 km und in südwest-​nordöstlicher Rich­tung von 5 bis 8 km.
Bei Ever­in­gen grenzt das LSG un­mit­tel­bar an das LSG „Harbke-​Allertal“.
Der sanf­te Hö­hen­rü­cken des Flech­tin­ger Hö­hen­zu­ges hat den Cha­rak­ter eines Rumpf­schol­len­ge­bir­ges, das sich nur wenig von der Um­ge­bung ab­hebt. Durch zahl­rei­che Was­ser­läu­fe wird die Rumpf­flä­che mehr oder we­ni­ger zer­teilt. Sanf­te Ge­län­de­for­men herr­schen vor, fla­che Kup­pen und Rü­cken wech­seln sich mit brei­ten, fla­chen Tä­lern und Sen­ken ab.
Vor allem nörd­lich der Stra­ße Ivenrode-​Haldensleben wird die Land­schaft nur von we­ni­gen Ver­kehrs­tras­sen zer­schnit­ten. Die groß­flä­chi­gen Wäl­der wer­den bei Dam­s­en­dorf, Hil­gers­dorf, Al­ten­hau­sen und Sü­plin­gen von grö­ße­ren Ro­dungs­in­seln un­ter­bro­chen.
Die un­ter­schied­li­chen Stand­ort­be­din­gun­gen spie­geln sich in einer dif­fe­ren­zier­ten Flä­chen­nut­zung und Ve­ge­ta­ti­on wie­der. Auf den san­di­gen Pleis­to­zän­stand­or­ten do­mi­nie­ren groß­flä­chi­ge Na­del­holz­fors­te, haupt­säch­lich mit Kie­fer, da­ne­ben mit Fich­te und Lär­che. Auf den Kup­pen und Rü­cken des Flech­tin­ger Hö­hen­zu­ges sind in den Fors­ten na­tur­na­he Bu­chen­wäl­der mit einem hohen Flä­chen­an­teil ver­tre­ten. Da­ne­ben sind Kiefern-​Eichen-Mischwälder, ei­chen­rei­che Bu­chen­wäl­der und Eichen-​Hainbuchenwälder vor­han­den.
Ein dich­tes Netz von klei­nen, meist nur fla­chen Bachtäl­chen durch­zieht das Ge­biet. Sie sind mit schma­len Erlen-​Eschenwäldern be­stan­den oder wer­den als Grün­land ge­nutzt. Der Wech­sel von groß­flä­chi­gen Wäl­dern und schma­len Wie­sen­tä­lern ver­leiht der Land­schaft einen be­son­de­ren Reiz. Die Bäche sind im Be­reich der Wäl­der noch na­tur­nah mit mä­an­drie­ren­dem Ver­lauf und un­ver­bau­ten Ufern. Wert­vol­le Bäche sind ins­be­son­de­re Krumm­beck, Bel­gen­rie­the, Große und Klei­ne Renne, Sä­ge­müh­len­bach, Bül­strin­ger Bäck, Bul­len­gra­ben mit sei­nem Quell­ge­biet Krä­hen­fuß­wie­se, Grund­rie­the und Schen­ken­rie­the. Das Ge­biet ist arm an Still­ge­wäs­sern, ei­ni­ge ent­stan­den als Stau­tei­che oder in auf­ge­las­se­nen Stein­brü­chen, zum Bei­spiel bei Sü­plin­gen und Hun­dis­burg.
Cha­rak­te­ris­tisch für das Ge­biet sind die gro­ßen Stein­brü­che, in denen bei Flech­tin­gen Kalk­stein und bei Be­ber­tal Por­phy­rit ab­ge­baut wird. Der Ge­steins­ab­bau ist mit einer groß­flä­chi­gen Ver­än­de­rung der Land­schaft und einer Im­mis­si­ons­be­las­tung der an­gren­zen­den Wäl­der ver­bun­den.
Am Nord­rand des Flech­tin­ger Hö­hen­zu­ges ge­hört ein Teil der Spetzenie­de­rung zum LSG. Diese Nie­de­rung ist ein wei­tes Tal zwi­schen den Cal­vör­der Ber­gen und dem Flech­tin­ger Hö­hen­zug. Es han­delt sich um ein pleis­to­zä­nes Ur­strom­tal, das der End­mo­rä­ne der Cal­vör­der Berge vor­ge­la­gert war. Die ehe­mals ver­näß­te, teil­wei­se von Nie­der­moor ge­präg­te Nie­de­rung ist me­lio­riert und durch in­ten­siv ge­nutz­tes, struk­tur­ar­mes Grün­land ge­prägt. Die Spet­ze wurde zu einem na­tur­fer­nen Vor­flu­ter aus­ge­baut.
Am Süd­rand des Flech­tin­ger Hö­hen­zu­ges liegt das Bre­gen­sted­ter Acker­land. Diese grö­ße­re Ro­dungs­in­sel um die Orte Iven­ro­de, Bre­gen­stedt, Al­ten­hau­sen und Emden ent­stand schritt­wei­se zwi­schen dem Mit­tel­al­ter und dem 18. Jahr­hun­dert. Die Land­schaft ist offen, struk­tur­arm und flach­wel­lig. Die Bachtä­ler sind flach ein­ge­senkt. Nörd­lich von Al­ten­hau­sen be­glei­tet die ”Ritt­meis­ter­al­lee” aus alten knor­ri­gen Ei­chen die Stra­ße.
Im Süden des Ohre-​Aller-Hügellandes ver­läuft das Tal der Beber, in dem die Beber nach Osten der Ohre zu­fließt. Der Bach ent­springt im Erx­le­be­ner Forst und trennt den Hö­hen­zug von der süd­lich an­schlie­ßen­den Mag­de­bur­ger Börde. Bis Emden ver­läuft die Beber in einer fla­chen Ge­län­de­mul­de. Mit Ein­tritt in das LSG tieft sich das Tal zu­neh­mend in die um­ge­ben­den Plat­ten ein und bil­det ein Durch­bruchs­tal durch den Flech­tin­ger Hö­hen­zug und die über­la­ger­ten pleis­to­zä­nen Lo­cker­ge­stei­ne. Zwi­schen Emden und Be­ber­tal fällt der Bach zwei­mal bei der Que­rung ver­wit­te­rungs­re­sis­ten­ter geo­lo­gi­scher Schich­ten eine me­ter­ho­he Stufe hin­un­ter. Ge­nutzt wur­den diese Eng­päs­se zum An­stau von Fisch­tei­chen. Der Bach­lauf wird an meh­re­ren Stel­len von na­tur­na­hen Erlen-​Eschenwäldern oder Kopf­wei­den­rei­hen ge­säumt, meist sind die Ufer je­doch ge­hölz­frei und der Bach ist be­gra­digt. Die Aue ist über­wie­gend in Grün­land­nut­zung. Bei Be­ber­tal ist das Durch­bruchs­tal rund 30 m in den Por­phy­rit ein­ge­schnit­ten. Die stei­len Hänge, von hain­bu­chen­rei­chem Hang­wald und von ar­ten­rei­chen Tro­cken­ra­sen be­stan­den, sind als Na­tur­schutz­ge­biet „Wellenberge-​Rüsterberg“ ge­schützt.
Süd­lich des Be­ber­tals ist zwi­schen Nord­ger­mers­le­ben und Hun­dis­burg ein Teil der Mag­de­bur­ger Börde Be­stand­teil des LSG. Die Land­schaft wird durch weite und struk­tur­ar­me Acker­flä­chen ge­prägt. Zwi­schen Rott­mers­le­ben und Hun­dis­burg ver­läuft hier der Bach­lauf der Olbe. Das Bachtäl­chen schnei­det sich nach Nor­den zu­neh­mend in die um­ge­ben­den Acker­plat­ten ein und bil­det auf den letz­ten drei Ki­lo­me­tern vor der Mün­dung in die Beber ein steil­hän­gi­ges und 10 bis 20 m tie­fes Tal. Auf den Hän­gen kom­men ar­ten­rei­che Tro­cken­ra­sen vor. Die Bach­aue be­fin­det sich in Grün­land­nut­zung oder ist in un­ge­nutz­ten Be­rei­chen von einer dich­ten Weiden-​Weichholzaue be­wach­sen. Am Un­ter­lauf ist der Bach von Kopf­wei­den­rei­hen ge­säumt.

Landschafts-​ und Nut­zungs­ge­schich­te
Der Flecht­lin­ger Hö­hen­zug war nur im süd­öst­li­chen Be­reich zwi­schen Flechtingen-​Bülstringen und Rott­mers­le­ben be­sie­delt. Die äl­tes­ten Funde im Land­schafts­schutz­ge­biet stam­men aus Hun­dis­burg, sie sind 200 000 Jahre alt. Neben Werk­zeu­gen wur­den auch Reste von Mam­mu­ten, Woll­nas­hör­nern, Wi­sen­ten und Pfer­den ge­fun­den. Auf die Fund­stel­le ”Park­kies­gru­be” weist eine Schau­ta­fel hin, die über geo­lo­gi­sche, pa­lä­on­to­lo­gi­sche und ar­chäo­lo­gi­sche Funde in­for­miert. Ein­drucks­vol­le Zeug­nis­se der Mensch­heits­ge­schich­te sind auch die etwa 5 500 Jahre alten Groß­stein­grä­ber im Hal­dens­le­be­ner Forst, die von den Acker­bau­ern der Tief­stich­ke­ra­mik­kul­tur zu Ehren der Toten er­rich­te­tet wur­den. In der so­ge­nann­ten his­to­ri­schen Qua­drat­mei­le be­fin­den sich ins­ge­samt 84 die­ser jung­stein­zeit­li­chen Grab­stät­ten. Die Dich­te des Vor­kom­mens der Hü­nen­grä­ber ist ein­ma­lig in Mit­tel­eu­ro­pa. Das ”Kö­nigs­grab” be­steht aus ins­ge­samt 60 Find­lin­gen. Etwa die Hälf­te der Groß­stein­grä­ber fiel im Ver­lauf der letz­ten 100 Jahre dem Kalk­stein­ab­bau zum Opfer. Die Groß­stein­grä­ber be­fin­den sich zwi­schen Hal­dens­le­ben, Sü­plin­gen, Emden, Be­ber­tal und Hun­dis­burg. Sie be­stehen aus recht­ecki­gen, bis zu 10 m lan­gen Grab­kam­mern, die aus paar­wei­se ein­an­der ge­gen­über­ge­stell­ten Wand­stei­nen und bis zu sechs Ton­nen schwe­ren Deck­stei­nen er­rich­tet sind und von einer tra­pez­för­mi­gen Ein­fas­sung aus Stei­nen um­schlos­sen wer­den. Diese Grab­an­la­ge konn­te durch einen Gang an der süd­li­chen Längs­sei­te be­tre­ten wer­den. Am Ein­gang fan­den sich Op­fer­ga­ben an die Ver­stor­be­nen. Die Stein­kam­mern waren mit Hü­geln über­wölbt, die auf­grund des lan­g­recht­ecki­gen Grund­ris­ses lan­go­va­le For­men be­sit­zen. Daß der­ar­ti­ge An­la­gen auch noch zu spä­te­ren Zei­ten kul­ti­sche Ver­eh­rung ge­nos­sen, be­le­gen unter an­de­rem Hort­fun­de der jün­ge­ren Bron­ze­zeit, die an die­sen, der Volks­sa­ge nach von Rie­sen er­bau­ten Hü­nen­bet­ten ver­gra­ben wur­den. Die Groß­stein­grä­ber ver­tei­len sich auf das ge­sam­te Wald­ge­biet und be­le­gen damit, daß der Hal­dens­le­be­ner Forst in der Jung­stein­zeit weit­ge­hend wald­frei war. Sied­lun­gen der Tief­stich­ke­ra­mik­kul­tur fan­den sich bei Hal­dens­le­ben drei­mal, zwei davon lie­gen au­ßer­halb des LSG, sowie bei Emden und Hun­dis­burg. Soll­te sich eine bei Hun­dis­burg ent­deck­te Be­fes­ti­gung als die­ser Kul­tur zu­ge­hö­rig er­wei­sen (bis­lang lie­gen von die­ser Stel­le nur stich­band­ke­ra­mi­sche Funde vor), dann hät­ten auch die Bau­ern der Tief­stich­ke­ra­mik­kul­tur wie ihre süd­li­chen Nach­barn der Baal­ber­ger und Salz­mün­der Kul­tur ihre Sied­lun­gen be­fes­tigt.
An­stel­le der Schnur­ke­ra­mik­kul­tur trat im LSG die Schön­fel­der Kul­tur auf, von der Sied­lun­gen bei Al­ten­hau­sen, Emden, Be­ber­tal, Hun­dis­burg und Hal­dens­le­ben be­kannt wur­den.
Eine Be­sied­lung des Ge­bie­tes zeich­net sich für die mitt­le­re Bron­ze­zeit an­hand von Grab­fun­den ab, die aus Grab­hü­geln bei Emden und Hal­dens­le­ben stam­men. Auf­fal­lend sind dabei Grä­ber mit Pfeil­spit­zen, wobei Spit­zen aus Feu­er­stein für das To­ten­ri­tu­al mit Bron­ze über­gos­sen wur­den. Bron­ze­hort­fun­de sind bei Be­ber­tal und Hal­dens­le­ben zum Vor­schein ge­kom­men. Vom letz­ten Fund­ort lie­gen sechs En­sem­ble vor. Drei davon wur­den im Neu­hal­dens­le­be­ner Moor ent­deckt und stel­len Op­fer­fun­de dar. Die De­po­nie­rung fand von der mitt­le­ren bis in die jün­ge­re Bron­ze­zeit statt. Sie zeu­gen vom Reich­tum, den die Bau­ern der Ge­gend um Hal­dens­le­ben wäh­rend der Bron­ze­zeit an­sam­mel­ten.
Wäh­rend der frü­hen Ei­sen­zeit zähl­te das Ge­biet süd­lich der Ohre zum nörd­li­chen Rand der Be­sied­lung durch die Hau­sur­nen­kul­tur. Grab­fun­de lie­gen von Bül­strin­gen, Hal­dens­le­ben, Hun­dis­burg sowie von Groß­rott­mers­le­ben vor, wo auch eine Hau­sur­ne ent­deckt wurde.
Die frucht­ba­ren Böden der Börde süd­lich von Hun­dis­burg dürf­ten be­reits seit der Jung­stein­zeit wald­frei ge­we­sen sein. Die von Stau­näs­se ge­präg­ten Böden des Flech­tin­ger Hö­hen­zu­ges waren da­ge­gen we­ni­ger at­trak­ti­ve Acker­stand­or­te, der Wald blieb weit­ge­hend er­hal­ten. Al­ler­dings wur­den auch hier noch im 18. Jahr­hun­dert Wald­flä­chen ge­ro­det, so öst­lich Al­ten­hau­sen und nörd­lich Flech­tin­gen. An­de­re ehe­ma­li­ge Acker­flä­chen wur­den wie­der dem Wald über­las­sen. Wöl­bä­cker in den Wäl­dern bei Bo­den­dorf, Hil­ges­dorf, Be­ber­tal und Bels­dorf be­zeu­gen die ehe­ma­li­ge Acker­nut­zung.
Bis in das 19. Jahr­hun­dert hin­ein wur­den die Wäl­der zur Ge­win­nung von Stall­streu und zur Wald­wei­de ge­nutzt, womit eine De­gra­die­rung der Wald­be­stän­de und auch der Böden ein­her­ging. Seit der Ein­füh­rung der mo­der­nen Forst­wirt­schaft haben sich die Wäl­der wie­der weit­ge­hend er­holt. Al­ler­dings prä­gen meist nicht na­tür­li­che Laub­mi­sch­wäl­der, son­dern zum gro­ßen Teil schnell­wach­sen­de Ko­ni­fe­ren, vor allem Kie­fern, das Wald­bild.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Der Flech­tin­ger Hö­hen­zug ge­hört zum nord­west­li­chen Teil eines tek­to­ni­schen Bau­ele­ments, der so­ge­nann­ten Flechtingen-​Roßlauer Schol­le, der nord­öst­lichs­ten Auf­ra­gung des Rhen­o­her­zy­ni­kums. Sie ist eine von Nord­west nach Süd­ost strei­chen­de He­bungs­struk­tur des sa­xo­ni­schen Bruch­schol­len­bau­es. Im Nord­os­ten wird diese von einer geo­lo­gisch, je­doch nicht mor­pho­lo­gisch mar­kan­ten Ver­wer­fung, der Hal­dens­le­ner Stö­rung, be­grenzt. Diese Stö­rung trennt die Flechtingen-​Roßlauer Schol­le von der nörd­lich an­gren­zen­den, von eis­zeit­li­chen Se­di­men­ten ver­hüll­ten Cal­vör­der Schol­le. Geo­lo­gisch we­ni­ger deut­lich ist die Süd­west­be­gren­zung der Flechtingen-​Roßlauer Schol­le zur Weferlingen-​Schönebecker Schol­le durch nur sehr ge­rin­ge Ab­sen­kungs­be­trä­ge an den Ver­wer­fun­gen zwi­schen Emden und Nord­ger­mers­le­ben. Pa­läo­zoi­sche Ge­stei­ne des Grund­ge­birgs­stock­wer­kes (vor­wie­gend Geo­syn­kli­nal­ab­la­ge­run­gen) und Mo­las­se­ab­la­ge­run­gen des Über­gangs­stock­wer­kes bil­den die Flechtingen-​Roßlauer Schol­le.
Im LSG sind die ma­ri­nen Grau­wa­cken als äl­tes­te Ge­stei­ne auf­ge­schlos­sen, die frü­her als Bau­stein ge­nutzt wur­den, zum Bei­spiel west­lich Hun­dis­burg nahe der Kir­chen­rui­ne ”Nord­hu­sen”.
Die Mo­las­se­se­di­men­ta­ti­on be­gann an der Gren­ze Stefan-​Unterrotliegendes mit der Sü­plin­gen­for­ma­ti­on (Grau­wa­cken, Sand­stein, an­de­si­to­ide Tuffe, Kalk­stei­ne). Flysch und Sü­plin­gen­for­ma­ti­on sind zum Teil kon­takt­me­ta­morph ver­än­dert. Die durch Äl­te­ren An­de­si­to­id I kon­tak­me­ta­morph be­ein­fluß­te Sü­plin­gen­for­ma­ti­on sind un­mit­tel­bar an der Alten Schmie­de bei Sü­plin­gen auf­ge­schlos­sen.
Das Mo­las­se­stock­werk un­ter­teilt sich in Vu­ka­ni­te und Se­di­men­ti­te. Der Erup­tiv­kom­plex der Flechtingen-​Roßlauer Schol­le be­ginnt mit den ef­fu­si­ven Äl­te­ren An­de­si­to­iden I und II, die durch die Se­di­men­ti­te der Bo­den­dor­fer Schich­ten ge­trennt wer­den. Die Äl­te­ren An­de­si­to­ide wer­den heute noch in den Stein­brü­chen Bo­den­dorf und Dön­stedt/Eiche zur Schotter-​ und Splitt­her­stel­lung ge­nutzt. Da­nach folgt als Haupt­teil der Vul­ka­ni­te das ex­plo­si­ve Ignim­brit­sta­di­um (rhyo­li­thi­sche Ignim­bri­te - ge­nutzt im Stein­bruch Flech­tin­gen). Bei den Ignim­bri­ten un­ter­schei­det man einen Typ Holz­müh­len­tal und einen Typ Stein­kuh­len­berg. Die an­schlie­ßen­den Jün­ge­ren An­de­si­to­ide be­sit­zen nur eine ganz lo­ka­le Ver­brei­tung. Das Haupt­ver­brei­tungs­ge­biet der jüngs­ten rhyo­li­thi­schen Laven liegt im Nord­west­teil des LSG bei Klin­ze, Ei­cken­dorf, Ma­schen­horst, Bels­dorf. Die fein­klas­ti­schen Bebertaler-​Schichten schlie­ßen das Un­ter­rot­lie­gen­de (Autun) ab.
Mit einer Wech­sel­la­ge­rung von Sand­stein mit Silt- und Ton­stein und Kon­glo­me­rat wird das Ober­rot­lie­gen­de ge­bil­det. In der stra­ti­gra­phi­schen Ab­fol­ge fol­gen die Erx­le­be­ner Schich­ten mit dem Un­te­ren Kon­glo­me­rat und dem Bau­sand­stein (gleich­kör­nig, schräg­ge­schich­tet) - einer ver­mut­lich äo­li­schen Ab­la­ge­rung, den Eisleben-​Schichten mit dem Obe­ren Kon­glo­me­rat und rund­kör­ni­gen und grob­kör­ni­gen Sand­stei­nen, Sand­stein­schie­fer sowie san­di­gem Schluff­stein. Die Schich­ten des Ober­rot­lie­gen­den wur­den und wer­den im Be­reich Emden und der so­ge­nann­ten „Hü­ner­kü­che“, einem Geo­top bei Be­ber­tal, ge­nutzt. Dar­über be­ginnt der Zech­stein mit dem Kup­fer­schie­fer, der Ge­gen­stand von Berg­bau­ver­su­chen bei Emden ge­we­sen ist. Baryt wurde bei Be­ber­tal und sil­ber­hal­ti­ger Blei­glanz in der Sil­ber­kuh­le bei Bo­den­dorf ab­ge­baut.
Die pa­läo­zoi­schen Ge­stei­ne wer­den im LSG lokal von ter­tiä­ren Schluf­fen und San­den, vor­ran­gig je­doch von pleis­to­zä­nen Bil­dun­gen (Sande, Ge­schieb­mer­gel) und lokal von pleis­to­zä­nem Be­cken­schluff (ehe­mals ge­nutzt in der Zie­ge­lei Hun­dis­burg) des Hüll­stock­werks (warthe-​ und dren­the­sta­dia­le Bil­dun­gen der Saale-​Vereisung) über­deckt.
Das LSG um­faßt die Bo­den­land­schaf­ten des nörd­li­chen Bör­de­vor­lan­des mit dem Flech­tin­ger Hö­hen­zug, der leh­mi­gen Grund­mo­rä­nen­plat­te von Eti­gen, die süd­li­chen Be­rei­che der Cal­vör­der End­mo­rä­ne und im Süden bei Be­ber­tal Rand­be­rei­che der Mag­de­bur­ger Börde. Ent­spre­chend viel­ge­stal­tig ist das In­ven­tar der Bo­den­for­men. Im Flech­tin­ger Hö­hen­zug do­mi­nie­ren über pa­läo­zoi­schen Ge­stei­nen pod­so­li­ge Braunerden, Braunerden und Ran­ker aus ske­lett­hal­ti­gen san­di­gen bis lehm­san­di­gen meist ge­ring­mäch­ti­gen Deck­se­di­men­ten über Schutt aus Rhyo­lith und Rhyo­da­cit. Im west­li­chen Rand­be­reich kom­men über ter­tiä­ren Tonen und saa­le­kalt­zeit­li­chen Ge­schie­be­mer­geln Pseu­do­gleye vor. An stär­ker ver­näß­te Mul­den und Rin­nen sind lokal Humus-​ bis An­moor­gleye aus Lehm, sel­te­ner fla­che Nie­der­moo­re, ge­bun­den. Im Nor­den do­mi­nie­ren bei Etin­gen Pseudogley-​Braunerden aus Ge­schie­be­deck­sand über Ge­schie­be­lehm be­zie­hungs­wei­se -​mergel, an die sich nach Nord­os­ten auf der Nie­der­ter­ras­se bei We­gen­stedt Gleye aus leh­mi­gem Sand bis Nie­de­rungs­sand an­schlie­ßen. Bei Süpp­lin­gen sind es die ty­pi­schen Böden der Alt­mo­rä­nen­land­schaf­ten: pod­so­li­ge Braunerden bis Braunerde-​Podsole, sel­te­ner Pod­so­le aus Ge­schie­be­deck­sand über Schmelz­was­ser­sand auf den Aus­läu­fern der Cal­vör­der End­mo­rä­ne und Pseudogley-​Braunerden aus Ge­schie­be­deck­sand über Ge­schie­be­lehm. Auf Löß­de­cken im Rand­be­reich der Mag­de­bur­ger Börde sind süd­west­lich Ber­ber­tal Fahl­er­den und ero­dier­te Fahl­er­den ent­wi­ckelt. Bei Hun­dis­burg sind aus mäch­ti­ge­ren Löß­auf­la­gen Gri­ser­den und Schwarz­er­den ent­stan­den. Auf flach­grün­di­gen Löß­de­cken an den Hang­kan­ten zum Olb­etal sind auch Rend­zi­nen vor­han­den. In den Bach­nie­de­run­gen sind Gleye ent­wi­ckelt.
Das Ge­biet liegt im Be­reich der Was­ser­schei­de zwi­schen Elbe und Weser. Nor­den und Wes­ten ent­wäs­sern über die Spet­ze und Ne­ben­bä­che, wie Krumm­bek und Große Renne, zur Aller, die wie­der­um der Weser zu­fließt. Osten und Süden ent­wäs­sern über Bäche wie Grund­rie­he, Bul­len­gra­ben, Bäck und Beber ein­schließ­lich der Zu­flüs­se Olbe und Rö­the­gra­ben zur Ohre, die bei Rogätz in die Elbe mün­det. Der re­la­tiv dich­te, to­ni­ge Un­ter­grund be­hin­dert die Ver­si­cke­rung des Was­sers, das zum Groß­teil an der Ober­flä­che ab­fließt.
Das LSG liegt im Über­gangs­be­reich zwi­schen dem at­lan­tisch be­ein­fluß­ten Nord­west­deutsch­land und dem sub­kon­ti­nen­tal ge­tön­ten mit­tel­deut­schen Tro­cken­ge­biet. Die mitt­le­re Jah­res­tem­pe­ra­tur liegt bei 8°C, das Ju­li­mit­tel bei 18°C und das Ja­nu­ar­mit­tel bei -1°C. Die Nie­der­schlä­ge neh­men von etwa 600 mm im Wes­ten des Ge­bie­tes auf 525 mm im Osten bei Hal­dens­le­ben ab.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Der kli­ma­ti­schen Über­gangs­stel­lung des Flech­tin­ger Hö­hen­zu­ges ent­spricht auch eine flo­ren­geo­gra­phi­sche. Viele Pflan­zen er­rei­chen hier ihre nord­west­li­che Ver­brei­tungs­gren­ze. Bei­spie­le sind Mär­zen­be­cher, Frühlings-​Adonisröschen, Bienen-​Ragwurz, Purpur-​Königskerze, Felsen-​Goldstern, Fransen-​Enzian und Weiße Brau­nel­le.
Die po­ten­ti­ell na­tür­li­che Ve­ge­ta­ti­on wird über­wie­gend vom Flattergras-​Buchenwald ge­bil­det. Stau­nasse Sen­ken wür­den einen bo­den­sauren Geißblatt-​Eichen-Hainbuchenwald und bei Löß­ein­fluß einen rei­che­ren Waldziest-​Eichen-Hainbuchenwald tra­gen. In den Bachtäl­chen wären flä­chen­de­ckend der Traubenkirschen-​Erlen-Eschenwald und Walzenseggen-​Erlenbruchwald aus­ge­bil­det. Stei­le Hänge des Beber-​ und Olb­etals wür­den den Feldulmen-​Hainbuchen-Hangwald tra­gen. Auf den Löß­schwarz­er­den der Börde stellt der Traubeneichen-​Winterlinden-Hainbuchenwald die po­ten­ti­ell na­tür­li­che Ve­ge­ta­ti­on dar.
Ent­spre­chend der geo­lo­gi­schen Viel­falt ist auch die ak­tu­el­le Ve­ge­ta­ti­on dif­fe­ren­ziert. Die we­ni­ger stark zur Ver­näs­sung nei­gen­den Bunt­sand­stein­stand­or­te tra­gen bei Flech­tin­gen noch groß­flä­chig na­tur­na­he Flattergras-​Buchenwälder. Diese dunk­len Bu­chen­hal­len­wäl­der sind arm an Sträu­chern. In der Kraut­schicht do­mi­nie­ren Arten mit mä­ßi­gen Nähr­stoff­an­sprü­chen wie Mai­glöck­chen, Viel­blü­ti­ge Weiß­wurz, Wald-​Flattergras, Hain-​Sternmiere, Ein­blü­ti­ges Perl­gras, Busch-​Windröschen und an­de­re. Der Buche sind in ge­rin­gen An­tei­len Hain­bu­che und Stiel-​ oder Trauben-​Eiche bei­gesellt. Die stau­nassen Stand­or­te auf den Tonen des Röt wer­den von rei­chen Stieleichen-​Hainbuchenwäldern ein­ge­nom­men, in denen der Feld-​Ahorn häu­fig ist.
Die flach­grün­di­gen Por­phyr­bö­den tra­gen är­me­re Traubeneichen-​Hainbuchen-Winterlindenwälder, in denen auch Els­bee­re und Wild-​Apfel vor­kom­men. Wo der Por­phyr von einer Löß­de­cke über­deckt ist, wie im NSG „Wel­len­ber­ge -​Rüsterberg“, stockt ein ar­ten­rei­cher Hainbuchen-​Feldulmen-Hangwald. Es do­mi­nie­ren Feld-​Ulme, Hain­bu­che, Stiel-​ und Trauben-​Eiche, Berg- und Spitz-​Ahorn. In der Strauch­schicht tre­ten Pfaf­fen­hüt­chen, Hasel, Schwar­zer Ho­lun­der und Ein­griff­li­ger Weiß­dorn auf. Am Hang­fuß wach­sen in die­sem Wald zahl­rei­che Früh­lings­geo­phy­ten, wie Hoh­ler Ler­chen­sporn, Mitt­le­rer Ler­chen­sporn, Wald-​Goldstern, Aron­stab, Wald-​Primel, Gel­bes Wind­rös­chen und Wald-​Bingelkraut. Die feuch­tes­ten Stand­or­te der Hang­fü­ße wer­den von einem Moschuskraut-​Bergahornwald mit hö­he­rem An­teil an Berg-​Ahorn be­deckt
Die san­di­gen, nähr­stoff­ar­men Sub­stra­te wer­den heute von groß­flä­chi­gen Kie­fern­fors­ten ein­ge­nom­men. Teil­wei­se sind hier auch Eichen-​Birkenwälder vor­han­den. In der Kraut­schicht do­mi­nie­ren Säu­re­zei­ger wie Draht-​Schmiele, Sand-​Reitgras und Schat­ten­blüm­chen. Bei hoch an­ste­hen­dem Grund­was­ser sind auch Pfei­fen­gras, Keulen-​Bärlapp und Klei­nes Win­ter­grün zu fin­den.
Klein­flä­chig sind an den Bach­läu­fen Erlen-​Eschenwälder und Er­len­bruch­wäl­der ent­wi­ckelt. Ein Bei­spiel sind Feucht­wäl­der im Be­reich des Forst­hau­ses „Eiche“ bei Sü­plin­gen. In den tro­cke­ne­ren Aus­bil­dungs­for­men des Erlen-​Eschenwaldes tre­ten neben Schwarz-​Erle und Esche ein­zel­ne Moor-​Birken, Stiel-​Eichen und Hain­bu­chen auf. In der Strauch­schicht fin­den sich Faul­baum, Roter Hart­rie­gel, Hasel und Ge­mei­ner Schnee­ball. Die nas­sen Aus­bil­dungs­for­men lei­ten mit Sumpf-​Dotterblume, Was­ser­dost, Kohl­dis­tel, Schwert­li­lie, Sumpf-​Segge und Sumpf-​Labkraut zu dem Er­len­bruch­wald über. Tro­cke­ner ste­hen die rei­chen Schuppenwurz-​Stieleichen-Hainbuchenwälder, in denen Busch-​Windröschen, Schar­bocks­kraut und Wald­meis­ter auf­tre­ten. An die Wäl­der grenzt eine von einem Bach durch­flos­se­ne, feuch­te Wiese an, auf der Si­bi­ri­sche Schwert­li­lie, Ge­flü­gel­te Braun­wurz und Ge­fleck­tes Kna­ben­kraut vor­kom­men.
Flo­ris­ti­sche und ve­ge­ta­ti­ons­kund­li­che Be­son­der­hei­ten sind die ar­ten­rei­chen Tro­cken­ra­sen an den Steil­hän­gen des Be­ber­tals im NSG „Wellenberge-​Rüsterberg“ und am Olb­etal. Auf flach­grün­di­gen, stei­ni­gen Hän­gen sie­delt der Grasnelken-​Rauhblattschwingelrasen mit Ohrlöffel-​Leimkraut, Kartäuser-​Nelke, Felsen-​Goldstern und Mau­er­pfef­fer­ar­ten. Bei stär­ke­rer Löß­über­de­ckung ist der Tro­cken­ra­sen des Wal­li­ser Schwin­gels und Haar­pfrie­men­gra­ses aus­ge­bil­det. Neben den na­men­ge­ben­den Arten tre­ten Blau­grü­nes Lab­kraut, Frühlings-​Adonisröschen, Pupur-​Königskerze und Il­ly­ri­scher Hah­nen­fuß auf.
Von fau­nis­ti­scher Be­deu­tung sind ins­be­son­de­re die klei­nen Bachtäl­chen und Quel­len in den Wäl­dern mit ihren Am­phi­bi­en­vor­kom­men. Vor allem die Vor­kom­men von Spring­frosch und Feu­er­sa­la­man­der un­ter­strei­chen den Wert die­ser Le­bens­räu­me. An ei­ni­gen Tei­chen, so am Flech­tin­ger Schloß­teich, kommt der Laub­frosch vor. An­de­re Lurch-​ und Kriech­tier­ar­ten des LSG sind Kam­molch, Rin­gel­nat­ter und Zaun­ei­dech­se.
Vo­gel­ar­ten der Bäche sind Ge­birgs­stel­ze und Eis­vo­gel. Der Weiß­storch brü­tet in den an die Oh­re­nie­de­rung und den Dröm­ling an­gren­zen­den Dör­fern. Wei­te­re Vo­gel­ar­ten des Land­schafts­schutz­ge­bie­tes sind Rot­mi­lan, Sper­ber, Ha­bicht, Grau-​Schwarz- und Mit­tel­specht. In land­wirt­schaft­lich ge­nutz­ten Be­rei­chen brü­ten Braun­kehl­chen sowie Neun­tö­ter.
Die Säu­ge­tier­fau­na ist im LSG mit Rot-, Dam- und Schwarz­wild, Feld­ha­se, Wild­ka­nin­chen, Fuchs, Dachs, Stein­mar­der, Iltis, Her­me­lin und Wasch­bär ver­tre­ten. Eine Be­son­der­heit sind die Her­den des ein­ge­bür­ger­ten Muf­fel­wil­des in den Wäl­dern um Flech­tin­gen. Ins­ge­samt wur­den 12 Fle­der­maus­ar­ten nach­ge­wie­sen, von denen ins­be­son­de­re Mops­fle­der­maus, Bart­fle­der­maus und Maus­ohr ge­nannt seien.
Aus der In­sek­ten­fau­na sind die Vor­kom­men von Gro­ßem Held­bock und Hirsch­kä­fer aus alten Ei­chen, so im Park Bi­schof­wald, be­kannt.
Aus der Krumm­bek sind die sel­te­nen Vor­kom­men der Helm-​Azurjungfer und des Klei­nen Blau­pfeils als vom Aus­ster­ben be­droh­te bzw. stark ge­fähr­de­te stenö­ke Libellen-​Arten her­vor­zu­he­ben.

Ent­wick­lungs­zie­le
Auf den forst­wirt­schaft­li­chen Flä­chen sind die Ko­ni­fe­ren­fors­te in stand­ort­ge­rech­te Laub­mi­sch­wäl­der aus stand­ort­hei­mi­schen Arten um­zu­wan­deln. Vor allem die Buche ist als do­mi­nie­ren­de Art der po­ten­ti­ell na­tür­li­chen Wald­ge­sell­schaf­ten zu för­dern. Die klei­nen Wiesen-​ und Acker­flä­chen in­ner­halb der Wäl­der sind als land­schafts­prä­gend zu er­hal­ten. Das gilt auch für die his­to­ri­schen Ro­dungs­in­seln um Hil­ges­dorf, Dam­s­en­dorf, Bo­den­dorf und El­lers­hau­sen. Die na­tur­na­hen Fließ­ge­wäs­ser in den Wäl­dern sind zu schüt­zen, Ent­wäs­se­rungs­grä­ben sind rück­zu­bau­en. Ein Rand­strei­fen ist von forst­wirt­schaft­li­cher Nut­zung frei­zu­hal­ten.
Die Ta­ge­bau­fol­ge­land­schaf­ten sind zu sa­nie­ren und teil­wei­se auf­zu­fors­ten. Dabei ist die Er­hal­tung of­fe­ner Fels­wän­de an­zu­stre­ben.
Die land­wirt­schaft­li­che Nut­zung könn­te auf den klein­flä­chi­gen Ro­dungs­in­seln im Wald ex­ten­siv ge­stal­tet wer­den. Im Rand­be­reich zu Wäl­dern, Ge­höl­zen und Tro­cken­ra­sen sind Acker­rand­strei­fen an­zu­le­gen. Auch an den Bach­läu­fen soll­te ein Schon­strei­fen ex­ten­siv ge­nutzt oder ganz aus der Nut­zung ge­nom­men wer­den. In den Bachtä­lern von Beber und Olbe soll­ten die land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen aus­schließ­lich als Ex­ten­siv­grün­land ge­nutzt wer­den. Bach­be­glei­ten­de Ge­höl­ze an Beber, Olbe und an­de­ren Fließ­ge­wäs­sern des Of­fen­lan­des sind zu schüt­zen. Die of­fe­ne Acker­land­schaft der Börde ist durch al­lee­ar­ti­ge Be­pflan­zung der Weg­rän­der mit Obst­bäu­men und durch An­la­ge von He­cken und Feld­ge­höl­zen stär­ker zu glie­dern.
In der Spetzenie­de­rung sind Acker­flä­chen auf hy­dro­mor­phen Böden in Grün­land um­zu­wan­deln. Dar­über hin­aus könn­te die Nie­de­rungs­land­schaft stär­ker durch Kopfweiden-​ und Er­len­rei­hen ge­glie­dert wer­den.
Die Fließ­ge­wäs­ser sind durch Rück­bau von Ver­roh­run­gen, Stau­en und Sohl­ab­stür­zen öko­lo­gisch durch­gän­gi­ger zu ge­stal­ten. Stark be­gra­dig­te Ab­schnit­te sind durch An­la­ge eines ge­schwun­ge­nen Laufs und ge­hölz­be­stan­de­ner Rand­strei­fen zu re­na­tu­rie­ren.
Zur Ent­wick­lung einer na­tur­be­zo­ge­nen Er­ho­lung sind die his­to­ri­schen Park­an­la­gen durch ge­eig­ne­te Pfle­ge zu er­hal­ten. In den be­stehen­den Schwer­punk­ten der Er­ho­lungs­nut­zung bei Hal­dens­le­ben, Flech­tin­gen und Sü­plin­gen ist durch An­la­ge von Rad- und Wan­der­we­gen eine na­tur­be­zo­ge­ne Er­ho­lungs­nut­zung wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Die Über­nut­zung der Stein­bruch­se­en bei Sü­plin­gen durch Camping-​ und Ba­de­be­trieb soll­te ver­hin­dert wer­den. Sen­si­ble Be­rei­che der Wäl­der, die Quell­be­rei­che und Bachtä­ler soll­ten dem Natur-​ und Land­schafts­schutz vor­be­hal­ten blei­ben, zum Bei­spiel ist die Zu­gäng­lich­keit von Tei­len des Bo­den­dor­fer Fors­tes durch be­su­cher­len­ken­de Maß­nah­men zu re­geln.

Ex­kur­si­ons­vor­schlä­ge
Zeu­gen der Kul­tur­ge­schich­te sind im LSG und an sei­nen Gren­zen ins­be­son­de­re in Flech­tin­gen, Al­ten­hau­sen, Hal­dens­le­ben, Alt-​Haldensleben und Hun­dis­burg zu fin­den.
Am Orts­rand von Flech­tin­gen er­hebt sich auf einem Por­phyr­fel­sen die ma­le­ri­sche Burg. Sie wird von einem künst­lich an­ge­stau­ten Schloß­see um­ge­ben. Zwi­schen 1307 und 1853 re­si­dier­te hier das Ge­schlecht derer von Schenck, eine der äl­tes­ten Fa­mi­li­en der Re­gi­on. Das aus Vor- und Kern­burg be­stehen­de Bau­werk wurde 1860 bis 1897 im neu­go­ti­schen Stil aus­ge­baut, ohne je­doch die alten Be­stand­tei­le völ­lig zu ver­än­dern. Schon im 14. und 15. Jahr­hun­dert wur­den nach einem Brand Fach­werk­ge­schos­se auf die alten Mau­ern ge­setzt. Die Kern­burg ist in reiz­vol­ler Weise um einen drei­ecki­gen In­nen­hof grup­piert. Über eine Brü­cke er­reicht man von der Burg aus einen weit­räu­mi­gen Land­schafts­park. In der Dorf­kir­che von Flech­ti­gen be­fin­den sich die Grab­stät­ten der Fa­mi­lie Schenck.
In Al­ten­hau­sen war die tra­di­ti­ons­rei­che Fa­mi­lie von der Schu­len­burg an­säs­sig. Be­reits im 11. und 12. Jahr­hun­dert wurde die Burg auf einer noch äl­te­ren Grund­la­ge er­baut. Die heute er­hal­te­nen Ge­bäu­de stam­men aus dem 15. und 16. Jahr­hun­dert. Ende des 19. Jahr­hun­derts wur­den ein Her­ren­haus und der Berg­fried hin­zu­ge­fügt. Die An­la­ge wird von einem weit­läu­fi­gen Park um­ge­ben.
Un­weit von Alt-​Haldensleben thront eine Rund­burg aus dem 12. Jahr­hun­dert über dem Be­ber­tal. Sie war eine wich­ti­ge Feste der Erz­bi­schö­fe von Mag­de­burg gegen die Mark und gegen Braun­schweig. Die Ring­mau­er und der Zwin­ger sind re­la­tiv gut er­hal­ten. Nach Zer­stö­run­gen im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wurde die An­la­ge als Ba­rock­bau wie­der­errich­tet. Sie wurde im Jahre 1945 durch einen Brand teil­wei­se zer­stört.
Im ver­gan­ge­nen Jahr­hun­dert ließ der Ton­wa­ren­her­stel­ler Na­thu­si­us an der Beber am Orts­rand von Hun­dis­burg einen eng­li­schen Gar­ten mit ver­schlun­ge­nen Wegen und schat­ti­gen Al­le­en an­le­gen.

Hal­dens­le­ben
Die Stadt Hal­dens­le­ben wurde im Jahre 1938 aus den Orts­tei­len Alt-​Haldensleben und Neu-​Haldensleben zu­sam­men­ge­fügt. Alt-​Haldensleben wurde im Jahre 966 erst­mals ge­nannt und ent­stand auf einem mit­tel­al­ter­li­chen Burg­wall an der Beber. 1228 wurde ein Zis­ter­zi­en­ser­non­nen­klos­ter ein­ge­rich­tet. Im Klos­ter­gut rich­te­te der Ton­wa­ren­her­stel­ler Jo­hann Gott­lob Na­thu­si­us im 19. Jahr­hun­dert eine Mus­ter­land­wirt­schaft ein.
Neu-​Haldensleben wurde ver­mut­lich von Hein­rich dem Löwen im 12. Jahr­hun­dert ge­grün­det. Ende des 13. Jahr­hun­derts wurde eine Stadt­mau­er mit drei Stadt­to­ren er­rich­tet, wovon noch das Bül­strin­ger Tor im Nord­wes­ten und das St­enda­ler Tor im Nor­den ste­hen. An der Kreu­zung zwei­er Haupt­stra­ßen wurde ein Markt­platz an­ge­legt, an dem ein Ro­land zu Pfer­de auf­ge­stellt wurde. Das Ori­gi­nal steht heute im Mu­se­um. Das Rat­haus ist ein Ba­rock­bau aus dem 18. Jahr­hun­dert, der An­fang des 19. Jahr­hun­derts klas­si­zis­tisch über­formt wurde. Se­hens­wert ist auch die Pfarr­kir­che St. Ma­ri­en, eine drei­schif­fi­ge flach­ge­deck­te Bruch­stein­ba­si­li­ka, die ver­mut­lich zwi­schen 1370 und 1414 er­rich­tet wurde. In spä­te­ren Jahr­hun­der­ten wurde sie mehr­fach ver­än­dert. Das höl­zer­ne Ge­wöl­be im Mit­tel­schiff stammt aus dem 19. Jahr­hun­dert, der Al­tar­auf­satz und die Kan­zel ent­stan­den 1666.

Flech­tin­gen und die um­ge­ben­den Wäl­der
Flech­tin­gen stellt mit sei­ner Burg, dem Schloß­see und den süd­lich an­gren­zen­den na­tur­na­hen Wäl­dern ein loh­nen­des Aus­flugs­ziel dar. Im Ort kann die alte Burg­an­la­ge be­sich­tigt wer­den. Ein Gast­haus am Schloß­see bie­tet einen schö­nen Blick über die Was­ser­flä­che auf die Burg. Von Flech­tin­gen in süd­li­cher Rich­tung lie­gen aus­ge­dehn­te Bu­chen­wäl­der, ins­be­son­de­re zur Blü­te­zeit der Früh­jahrs­geo­phy­ten ein flo­ris­ti­sches Er­leb­nis.

Be­ber­tal
Das Be­ber­tal kann zwi­schen den Orten Be­ber­tal und Alt-​Haldensleben auf einem neu an­ge­leg­ten Rad­weg durch­fah­ren wer­den. Di­rekt am Orts­rand von Be­ber­tal bie­tet das Na­tur­schutz­ge­biet „Wellenberge-​Rüsterberg“ eine Mög­lich­keit, die Erd­ge­schich­te und na­tur­na­he Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten des Nord­ran­des der Mag­de­bur­ger Börde zu stu­die­ren. Der Be­ber­lauf ist zum Teil von Kopf­wei­den be­stan­den und zieht sich durch ein land­schaft­lich schö­nes Tal. Ober­halb von Hun­dis­burg steht auf der lin­ken Tal­kan­te die Ruine eines mit­tel­al­ter­li­chen Ge­bäu­des. Di­rekt da­ne­ben bie­tet ein Stein­bruch­see mit meh­re­re Meter hohen Ab­bruch­kan­ten einen Ein­blick in den geo­lo­gi­schen Un­ter­grund. Im wei­te­ren Ver­lauf der Rad­tour bie­tet die Hun­dis­burg ein se­hens­wer­tes Ziel. Un­ter­halb des Ortes Hun­dis­burg führt der Weg durch den von Na­thu­si­us an­ge­leg­ten eng­li­schen Park.

ver­öf­fent­licht in:
Die Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts
© 2000, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISSN 3-00-006057-X

Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
© 2003, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 24.07.2019

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