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Wieder mehr Wildkatzen in Sachsen-Anhalt

Nachdem die Wildkatze viele Jahrzehnte aus dem Tiefland in Sachsen-Anhalt verschwunden war, ist seit einigen Jahren eine deutliche Wieder­ausbreitung des scheuen Säugetiers zu verzeichnen.

Dies zeigen neue Karten, die im Ergebnis eines mehrjährigen Projektes des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) zur Verbreitung der Wildkatze in Sachsen-Anhalt entstanden sind. Seit 2017 wurden viele Hinweise aus unterschiedlichsten Quellen überprüft und gezielte Untersuchungen im Gelände durchgeführt. Dabei haben der beauftragte Art-Spezialist Malte Götz und das LAU mit zahlreichen ehrenamtlichen und beruflichen Naturschützerinnen und Naturschützern, Naturschutzverbänden, Forstmitarbeiterinnen und –mitarbeitern sowie mit Jägerinnen und Jägern zusammengearbeitet.

Wegen der verborgenen Lebensweise der Wildkatze und der teilweise schwierigen Unterscheidbarkeit von Wild- und Hauskatzen wurden unter­schiedliche Methoden bis hin zu genetischen Analysen angewandt und alle Hinweise nach einem strikten Kriteriensystem bewertet.

Eine genaue Zählung der einzelnen Individuen ist dabei nicht möglich – es wird stattdessen die Anwesenheit der Art auf Rasterfeldern von 10 mal 10 Kilometern ermittelt. Während 2012 insgesamt 29 belegte Rasterfelder dokumentiert wurden, waren es 2020 mit 75 Flächen mehr als doppelt so viele.

Im Resultat zeichnet sich eine anhaltende Ausbreitung ab, die wahrscheinlich über mehrere Jahre unbemerkt ablief. Erst durch intensivierte Monitoringuntersuchungen, unter anderem mit verstärktem Wildkameraeinsatz, rückten Vorkommen im Tiefland in den Fokus des Naturschutzes.

Ausgehend vom langjährigen Kernareal der Population im Harz hat sich die Wildkatze mittlerweile großräumig auch im Tiefland wieder angesiedelt. Die Verbreitung reicht gegenwärtig im Norden und Osten bis in die Altmark und Brandenburg sowie im Süden des Landes bis in den Zeitzer Raum und die Landesgrenze zu Sachsen und Thüringen. Die Ausbreitung folgt weitgehend den von Fachleuten prognostizierten, geeigneten Räumen; weniger erwartet war allerdings die Besiedlung von Auenwäldern der Mittelelbe sowie der Saale-Elster-Aue östlich von Halle. Auch Vorkommen in kleineren Waldgebieten sowie in ausgedehnten offenen Heiden der Altmark werden vermehrt festgestellt.

Zu den komplexen Ursachen der Wiederausbreitung besteht Untersuchungsbedarf. Neben einer stabilen Quellpopulation im Harz werden zum Beispiel Faktoren wie geringere Sterblichkeit infolge milder, schneearmer Winter oder verbesserte Habitatstrukturen durch hohen Totholzanteil im Wald diskutiert. Jagdlich wird der Wildkatze nicht mehr nachgestellt.

Die erhebliche Vergrößerung des Gesamtbestandes und des Verbreitungsgebietes haben eine Herabstufung in der Roten Liste von der Kategorie 2 (stark gefährdet) zu 3 (gefährdet) bedingt. Hauptsächlicher Gefährdungsfaktor ist nach wie vor der Straßenverkehr: hier kommt es darauf an, Gefahren für die Tiere bei der Querung von Straßen zu minimieren, beispielsweise durch Kleintierdurchlässe oder Grünbrücken. In seiner Bedeutung zugenommen hat in manchen Gebieten wahrscheinlich das Problem von Hybridisierung mit Hauskatzen, wenn die Individuendichte der Wildkatzen am Rand ihrer Verbreitung noch gering ist.

Pressemitteilung Nr. 05/2021 lesen