Pressemitteilung Nr. 16/2019
Konsequenter Naturschutz erforderlich
Ergebnisse der FFH-Berichtsperiode 2013-2018 für Sachsen-Anhalt
Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gibt Schutzbestimmungen und Berichtspflichten für mehrere Hundert Arten und Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse innerhalb der EU vor. In Sachsen-Anhalt kommen 99 der betreffenden Arten und 51 Lebensraumtypen vor. Diese Schutzgüter werden in einem Monitoringsystem überwacht. Die Ergebnisse fließen in einen umfassenden Bericht ein, der alle sechs Jahre veröffentlicht wird.
Biogeografische Regionen in Sachsen-Anhalt
Die FFH-Richtlinie nimmt Bezug auf die neun biogeografischen Regionen innerhalb der EU, die sich in ihren klimatischen und anderen standörtlichen Bedingungen sowie in ihrer Arten- und Lebensraumzusammensetzung unterscheiden. An zwei dieser Regionen hat Sachsen-Anhalt Anteil. Der überwiegende Teil des Bundeslandes zählt zur kontinentalen Region, ein deutlich kleinerer Teil zur atlantischen.
Erhaltungszustand der FFH-Arten und -Lebensraumtypen
Bei der Beurteilung der Erhaltungszustände werden die Kategorien gut, ungünstig und schlecht unterschieden. Im kontinentalen Anteil Sachsen-Anhalts befindet sich fast ein Viertel (24 %) der schützenswerten Arten in einem schlechten, nur 16 % in einem günstigen Erhaltungszustand. Im atlantischen Teil Sachsen-Anhalts ist es ähnlich: 18 % der Arten befinden sich in schlechtem Erhaltungszustand und sogar nur 13 % in günstigem.
Noch besorgniserregender sind die Ergebnisse für die FFH-Lebensraumtypen in Sachsen-Anhalt: In beiden Regionen sind rund ein Drittel der schützenswerten Lebensräume in ihrem Bestand stark gefährdet. Ein günstiger Erhaltungszustand wurde in der kontinentalen Region für lediglich 8 % festgestellt, in der atlantischen Region für überhaupt keinen FFH-Lebensraumtyp.
Ursachen
Die Ursachen für Gefährdungen und Beeinträchtigungen der Schutzgüter sind überwiegend anthropogen. Die Landwirtschaft als größte Flächennutzerin in Sachsen-Anhalt spielt eine bedeutende Rolle. Vor allem Lebensraumtypen, die auf eine extensive Nutzung angewiesen sind, zeigen bereits seit längerem eine negative Entwicklung. Das gleiche gilt entsprechend für alle Arten, die auf diese Lebensräume angewiesen sind. Weiterhin beeinträchtigen Eingriffe in Flussläufe, ein Mangel an Alt- und Totholz in Wäldern, zunehmende Trockenheit und infrastrukturelle Elemente der Bereiche Verkehr und Energieversorgung die verschiedenen Lebensräume und ihre typischen Tier- und Pflanzenwelten.
Positive Entwicklungen
Doch der Bericht zählt auch einige positive Entwicklungen auf. Der Fischotter (Lutra lutra) besiedelt allmählich auf natürliche Weise Sachsen-Anhalt wieder, was sehr wahrscheinlich auf die strengen gesetzlichen Schutzbestimmungen zurückzuführen ist.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Hochschule Anhalt wurden durch Ansiedlung mit heimischen Samen sowie kontinuierliche Biotoppflege Erfolge beim Schutz der gefährdeten Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides) erzielt.
Erfassung und Schutzmaßnahmen
Die – wenn auch wenigen - positiven Entwicklungen zeigen: gezielte Maßnahmen können zu einer Verbesserung des Erhaltungszustands führen. Insbesondere Arten und Lebensraumtypen, die sich bisher in schlechtem Zustand befinden, erfordern intensive Erfassungstätigkeit, Weiterentwicklung der Bewertungs- und Praxismethoden sowie konsequente Umsetzung von Maßnahmen.