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LSG Arnsdorfer-​Jessener-Schweinitzer Berge

Größe: 972 ha
Co­die­rung: LSG0001WB_
Land­kreis: Wit­ten­berg (WB)

Ver­ord­nung über das Land­schafts­schutz­ge­biet „Arnsdorfer-​Jessener-Schweinitzer Berge“ (Land­kreis Wit­ten­berg) vom 25.6.1997; ver­öf­fent­licht im Amts­blatt für den Land­kreis Wit­ten­berg 3(1997)13 vom 4.7.1997 (pdf 38 KB)

Ge­biets­be­schrei­bung
Das LSG liegt in der Land­schafts­ein­heit Süd­li­ches Fläming-​Hügelland nord­öst­lich der Stadt Jes­sen und dehnt sich in öst­li­cher Rich­tung bis zum jet­zi­gen Orts­teil Schwei­nitz aus. Im Süden reicht es bis zur Schwar­zen Els­ter, im Nor­den grenzt die Glücks­bur­ger Heide an. Die Bun­des­stra­ße B 187 Wittenberg-​Herzberg quert das Ge­biet im süd­li­chen Teil. Der nörd­li­che Teil des LSG wird von einem ge­schlos­se­nen Wald­ge­biet ein­ge­nom­men. Im west­li­chen Ge­biets­teil ist das Land­schafts­bild durch vor­han­de­ne Re­li­ef­un­ter­schie­de ab­wechs­lungs­rei­cher. Die wald­frei­en Weg­rän­der wei­sen Teile von Tro­cken­ra­sen­ve­ge­ta­ti­on auf. Als ein­zi­ge Frei­flä­che be­fin­det sich nörd­lich der Diest­hö­he die ”Hir­ten­wie­se”. Der süd­li­che Teil des LSG, der die Jes­se­ner und Schwei­nitzer Berge um­faßt, ist ge­prägt durch Flä­chen für Obst- und Wein­an­bau, die teil­wei­se in den letz­ten Jah­ren ge­ro­det wur­den, nun brach lie­gen und mit Ru­deral­ve­ge­ta­ti­on be­wach­sen. In diese Flä­chen sind ein­zel­ne Ge­höf­te der ehe­ma­li­gen Obst- und Wein­bau­ern ein­ge­streut.

Landschafts-​ und Nut­zungs­ge­schich­te
Wäh­rend der nörd­li­che Teil des Ge­bie­tes aus­schließ­lich von der Forst­wirt­schaft ge­nutzt wurde und wird, sind der mitt­le­re und der süd­li­che Teil tra­di­tio­nel­les Obst­an­bau­ge­biet mit einer ty­pi­schen Streu­be­sied­lung. Min­des­tens seit dem 16. Jahr­hun­dert spiel­te auch der Wein­an­bau eine Rolle, wie es durch die ”Churfürstlich-​Sächsische Wein-​Gebürgs-Ordnung” von 1581 be­legt ist. Spä­ter wur­den vor­ran­gig Him­bee­ren an­ge­baut, so daß sich in den 20er und 30er Jah­ren die­ses Jahr­hun­derts hier das größ­te Him­beer­an­bau­ge­biet Deutsch­lands be­fand. Spä­ter fand eine Um­stel­lung auf Erd­bee­ren statt, die dann auf­grund öko­no­mi­scher Zwän­ge durch Baum­obst, be­son­ders Apfel, Pfir­sich und Sauer­kir­sche, ab­ge­löst wur­den. Ge­gen­wär­tig sind große Flä­chen ge­ro­det.
In der ei­gen­ar­ti­gen Geo­lo­gie des klei­nen Hö­hen­zu­ges liegt auch das Vor­kom­men von ru­di­men­tä­ren Braun­koh­le­flö­zen unter einem un­ge­fähr 30 m mäch­ti­gen Deck­ge­bir­ge be­grün­det. Braun­koh­le wurde im Ge­biet der Nord- und West­ab­da­chung der Arns­dor­fer Berge in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts im Tief­bau ge­won­nen. Erste Un­ter­su­chungs­ar­bei­ten sind für 1864 über­lie­fert. Ab 1867 ent­stan­den meh­re­re Schäch­te mit Teu­fen bis zu 35 m, zum Bei­spiel „Grube 529“, 1870 um­be­nannt in Grube Gor­ren­berg. Die kom­pli­zier­ten La­ge­rungs­ver­hält­nis­se (Schol­len, Sät­tel) und zahl­rei­che Was­ser­ein­brü­che lie­ßen den un­wirt­schaft­li­chen Berg­bau be­reits 1876 zum Er­lie­gen kom­men. Zahl­rei­che Gru­ben sind riß­kund­lich in den Un­ter­la­gen der Berg­si­che­rung Cott­bus be­legt. Die ehe­ma­li­gen Schäch­te, als Pfei­ler­bruch­bau an­ge­legt, mar­kie­ren sich im Wald­ge­biet heute als so­ge­nann­te Ein­brü­che.
Els­ter­kalt­zeit­li­che Be­cken­schluf­fe und –tone wur­den im Ge­biet der Ober­ber­ge, süd­lich der B 187 sowie west­lich Schwei­nitz ab­ge­baut. Der Ton­ab­bau ist seit min­des­tens 1702 be­legt. Es exis­tier­ten meh­re­re Zie­ge­lei­en. Der letz­te Abbau, das Zie­gel­werk Gor­ren­berg, wurde 1997 ein­ge­stellt. Die Gru­ben sind heute meist was­ser­ge­füllt, es haben sich be­reits wie­der Kleingewässer-​ und Röh­richt­bio­to­pe ent­wi­ckelt.
Auch eine Ge­win­nung von Sand und Kies fin­det nicht mehr statt. Die auf­ge­las­se­nen Gru­ben lie­gen ent­we­der tro­cken, wie an der Alten Schwei­nitzer Stra­ße nörd­lich der Schwar­zen Els­ter, oder wur­den ver­füllt und re­kul­ti­viert.
Die Auf­fors­tung der Arns­dor­fer und der Jes­se­ner Berge sowie die heu­ti­ge Glie­de­rung des We­ge­net­zes er­folg­ten in der Zeit von 1886-1891, nach­dem der preu­ßi­sche Staat groß­flä­chig das Öd­land auf­kauf­te. Die heute vor­han­de­nen Alt­höl­zer sind also alle zwi­schen 105 bis 110 Jahre alt und stam­men aus der ers­ten Wald­ge­ne­ra­ti­on. Der Erst­auf­fors­tung des heu­ti­gen Lan­des­wald­an­teils in den Arns­dor­fer und Jes­se­ner Ber­gen er­folg­te ent­spre­chend der wirt­schaft­li­chen Kon­zep­ti­on groß­flä­chig mit Ge­mei­ner Kie­fer. Die Schwei­nitzer Berge, also die nach Osten ab­fal­len­den Hänge, be­fan­den sich schon seit Men­schen­ge­den­ken in forst­wirt­schaft­li­cher Nut­zung.
Die Was­ser­wirt­schaft ist mit einem Hoch­spei­cher und die Te­le­kom mit einer Sen­de­ein­rich­tung im Ge­biet prä­sent.
Ge­gen­wär­tig wird das Land­schafts­schutz­ge­biet zu­neh­mend für das Er­ho­lungs­we­sen er­schlos­sen. Es wur­den the­ma­ti­sche Wan­der­we­ge zum Obst- und Wein­an­bau an­ge­legt, und meh­re­re Gast­stät­ten bzw. Ho­tels laden zum Ver­wei­len ein.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Das LSG um­faßt den Ero­si­ons­rest einer Stau­chend­mo­rä­ne. Sie wurde wäh­rend des Warthe­sta­di­ums der Saa­le­kalt­zeit durch das Glet­scher­eis auf­ge­schuppt und ist ein Über­bleib­sel einer Kette von Hoch­la­gen, die der Schweinitz-​Lebuser End­mo­rä­nen­staf­fel an­ge­hö­ren. Die Berge des LSG über­ra­gen die um­lie­gen­den Nie­de­run­gen um fast 60 m. Die höchs­ten Er­he­bun­gen sind der Him­mels­berg (132,2 m über NN) und die Diest­hö­he (128,6 m über NN). Ähn­li­che Hö­hen­la­gen wer­den erst wie­der in über 20 km Ent­fer­nung, im Wit­ten­ber­ger Flä­ming sowie in der Dü­be­ner Heide er­reicht.
Das Re­li­ef in der Um­ge­bung der Stau­chend­mo­rä­ne ist nur wenig ge­glie­dert. Es wurde vor allem durch Schmelz­was­ser des Lau­sit­zer Ur­strom­tals ge­prägt. Die­ser Teil­ab­schnitt des Breslau-​Bremer Ur­strom­tals führ­te wäh­rend des Ab­tau­ens der warthe­sta­dia­len In­landeis­mas­sen die von Nor­den aus dem Flä­ming her­an­strö­men­den Schmelz­was­ser in Rich­tung Wittenberg-​Magdeburg ab und nahm zeit­gleich die von Süden kom­men­den Flüs­se auf. Es wur­den vor allem Sande und Kiese ab­ge­la­gert. Am Rande der End­mo­rä­ne tre­ten sie mor­pho­lo­gisch in Form um­lau­fen­der Ter­ras­sen in Er­schei­nung, die un­ter­schied­li­che Ab­fluß­ni­veaus im Ur­strom­tal an­zei­gen.
Das LSG wird durch zahl­rei­che Tro­cken­tä­ler ge­glie­dert. Sie wur­den wäh­rend der letz­ten Kalt­zeit, der Weich­sel­kalt­zeit, an­ge­legt. Das In­land­eis kam da­mals zirka 50 km wei­ter nörd­lich zum Still­stand (Bran­den­bur­ger Eis­rand­la­ge). Das Ge­biet des LSG ge­hör­te zum von Frost­pro­zes­sen be­herrsch­ten Pe­rigla­zi­al­raum. Im ehe­ma­li­gen Ur­strom­tal floß der Lau­sit­zer Strom, ein Sys­tem von ver­wil­der­ten Flüs­sen und Bä­chen. Auf Dau­er­frost­bö­den konn­ten Nie­der­schlä­ge nicht ver­si­ckern, so daß auch im Be­reich gut durch­läs­si­ger Sande und Kiese ein ober­ir­di­scher Ab­fluß er­zwun­gen wurde. Die zahl­rei­chen ra­di­al an­ge­ord­ne­ten Täl­chen lie­gen heute tro­cken, da mit dem Schwin­den des Dau­er­frost­bo­dens zu Be­ginn der jet­zi­gen Warm­zeit, des Ho­lo­zäns, eine gute Ver­si­cke­rung von Nie­der­schlags­was­sern mög­lich wurde.
Alter und Ent­ste­hung der in die Mo­rä­ne ein­ge­stauch­ten Se­di­men­te sind man­nig­fal­tig. Im Ge­biet der be­wal­de­ten Nord­ab­da­chung ste­hen ver­ein­zelt ter­tä­re Bil­dun­gen an. Sie tre­ten zu­meist in Form zer­ris­se­ner Schol­len auf und sind die bei wei­tem äl­tes­ten Se­di­men­te des Jes­se­ner Rau­mes. Es han­delt sich um Fein­san­de, Schluf­fe und Braun­koh­len aus dem Mio­zän.
An der Süd­ab­da­chung be­zeu­gen meh­re­re auf­ge­las­se­ne Zie­ge­l­ei­gru­ben die Ober­flä­chen­nä­he von eng ge­bän­der­ten Schluf­fen und Tonen. Diese Ab­la­ge­run­gen stam­men aus einem gro­ßen els­ter­kalt­zeit­li­chen See­be­cken, der so­ge­nann­ten Elb­etal­wan­ne im Ge­biet von Tor­gau bis Des­sau. Sie lie­gen stau­chungs­be­dingt in den Jes­se­ner Ober­ber­gen 80 bis 100 m über ihrem Ur­sprungs­ni­veau.
Die ver­brei­tet an­ste­hen­den Sande und Kiese ent­stam­men über­wie­gend Fluß­ab­la­ge­run­gen, die zum Teil präg­la­zia­les Alter haben, meist aber dem früh­saa­le­kalt­zeit­li­chen Ber­li­ner El­be­lauf zu­ge­ord­net wer­den kön­nen. Die Elbe floß zu die­sem Zeit­punkt, vor der Ent­ste­hung des Flä­mings, über Jes­sen di­rekt in Rich­tung Nor­den.
Be­son­ders im West­teil des LSG kommt Ge­schie­be­lehm vor. Er wurde mit dem Nie­der­tau­en des Glet­scher­ei­ses ab­ge­la­gert. Den Süd­rand des LSG bil­det eine mar­kan­te Ero­si­ons­stu­fe zur ho­lo­zä­nen Aue der Schwar­zen Els­ter.
Das LSG er­faßt die Bo­den­land­schaft der Arns­dor­fer Berge, die ent­spre­chend ihres geo­lo­gi­schen Auf­bau­es eine Insel in den Nie­de­rungs­san­den der Bo­den­land­schaft der Elbe-​Elster-Terrassen bil­den.
Es do­mi­nie­ren Braunerden (pod­so­li­ge Braunerden und Acker-​Braunerden) bis Braunerde-​Podsole aus Ge­schie­be­deck­sand über Schmelz­was­ser­san­den. In den Rand­be­rei­chen des LSG, und in Sen­ken sind Gley-​Braunerden bis Podsol-​Gley-Braunerden ent­wi­ckelt. Gley-​Posdole sind an die Ver­brei­tung ge­ring­mäch­ti­ger Flug­sand­de­cken über Nie­de­rungs­sand ge­bun­den. Dünen mit Re­go­so­len bis Pod­so­len haben nur ge­rin­ge Ver­brei­tung.
Der Raum Jes­sen ge­hört zum stark kon­ti­nen­tal be­ein­fluß­ten Bin­nen­tief­land mit re­la­tiv nied­ri­gen Nie­der­schlags­sum­men von durch­schnitt­lich 598 mm. Die mitt­le­re Jah­res­tem­pe­ra­tur be­trägt 8,6° C. Der Süd­hang der Jes­se­ner Berge ist durch seine Son­nen­schein­ex­po­niert­heit wär­me­be­güns­tigt. Ein Wär­me­aus­gleich durch die Nähe zur Els­ter­aue und die leich­te Bo­den­er­wär­mung kenn­zeich­nen die­sen LSG-​Teil.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Ar­ten­ar­me Kie­fern­fors­te mit Land-​Reitgras, Draht-​Schmiele und Hei­del­bee­re in der Bo­den­schicht do­mi­nie­ren. Nur ver­ein­zelt sind Laubgehölz-​Randbepflanzungen vor­han­den.
Auf den tro­cke­nen Stand­or­ten des Land­schafts­schutz­ge­bie­tes fin­den sich neben Borst­gras, Sil­ber­gras und Hei­de­kraut meh­re­re Ha­bichts­kraut­ar­ten, Sand-​Segge, Ge­mei­ne Gras­nel­ke, Heide-​Nelke, Ech­tes Lab­kraut, Ge­mei­ne Schaf­gar­be, Zypressen-​Wolfsmilch, Ech­ter Thy­mi­an, Feld-​Beifuß, Berg-​Jasione, Rei­her­schna­bel, Acker-​Wachtelweizen und die ge­fähr­de­te Kriech-​Weide. Auf den we­ni­gen feuch­ten Stand­or­ten, ins­be­son­de­re auch in der Fol­ge­land­schaft des Ton­ab­baus, wach­sen Flatter-​, Glieder-​ und Knäuel-​Binse sowie Wald-​Simse, Kuckucks-​Lichtnelke, Pfei­fen­gras, Sumpf-​Kratzdistel, Sumpf-​Ziest, Schwarz­früch­ti­ger Zwei­zahn, Gilb­wei­de­rich, Blut­wei­de­rich und die ge­fähr­de­ten Arten Was­serna­bel und Sumpf-​Schafgarbe. An den Rest­ge­wäs­sern der Ton­gru­ben ent­wi­ckeln sich Be­stän­de aus Schilf, Breit-​ und Schmal­blätt­ri­gem Rohr­kol­ben sowie Bruch-​ und Grau-​Weide. Meh­re­re tro­cke­ne und feuch­te­re Ge­büsch­grup­pen im Ge­biet wer­den von Ein­griff­li­gem Weiß­dorn, Hunds-​Rose, Schwar­zem Ho­lun­der, Hasel, Korb-​Weide, Hänge-​Birke, aber auch Sand­dorn, Quit­te und Ma­ho­nie ge­bil­det.
Eine struk­tur­rei­che Grün­land­flä­che mit über­wie­gend tro­cke­ne­ren Stand­or­ten und einer feuch­ten Pfeifengras-​Binsen-Wiese im süd­li­chen und zen­tra­len Teil sowie einem dich­ten Ad­ler­farn­be­stand in der süd­öst­li­chen Ecke ist die ”Hir­ten­wie­se”. Sie wird von äl­te­ren Stiel-​Eichen, Rot-​Buchen, Hänge-​Birken und Kie­fern um­grenzt.
Von den im LSG vor­kom­men­den Säu­ge­tie­ren sind be­son­ders Reh, Wild­schwein, Rot­fuchs und Dachs in den Wald­ge­bie­ten sowie Feld­ha­se, Wild­ka­nin­chen, Stein­mar­der und Maus­wie­sel in den of­fe­nen Be­rei­chen zu nen­nen. Die ins­ge­samt ar­ten­rei­che Vo­gel­welt ist unter an­de­ren durch Mäu­se­bus­sard, Ha­bicht, Bunt- und Schwarz­specht, Zie­gen­mel­ker, Kolk­ra­be, Hei­de­ler­che, Gar­ten­baum­läu­fer und Klei­ber im Wald­ge­biet sowie Haus­rot­schwanz, Stein­schmät­zer, Baum­pie­per, Neun­tö­ter und Star in den of­fe­nen Be­rei­chen ver­tre­ten. Auch wur­den im LSG spo­ra­di­sche Bru­ten des be­stands­ge­fähr­de­ten Wie­de­hop­fes fest­ge­stellt, zu­letzt 1991. Von den Kriech­tie­ren und Lur­ch­en kom­men in den tro­cke­nen Be­rei­chen Zaun­ei­dech­se und in den feuch­te­ren Erd- und Knob­lauch­krö­te, Teich-​ und Kam­molch vor. Als wir­bel­lo­se Tier­ar­ten sind im Ge­biet be­son­ders die Ver­tre­ter der Tag­fal­ter (zum Bei­spiel Trau­er­man­tel), der Käfer (wie Leder-​Laufkäfer, Wal­ker und Nas­horn­kä­fer) und der Schne­cken (bei­spiels­wei­se Hain-​Bänderschnecke) sowie der Heu­schre­cken (zum Bei­spiel Blau­flü­ge­li­ge Öd­land­schre­cke) her­vor­zu­he­ben. Der Nas­horn­kä­fer war frü­her häu­fig. Mit der Ein­stel­lung der Most­pro­duk­ti­on und der Kom­post­wirt­schaft er­folg­te der fast voll­stän­di­ge Zu­sam­men­bruch der Po­pu­la­ti­on.

Ent­wick­lungs­zie­le
Die Haupt­at­trak­ti­vi­tät des Ge­bie­tes ist das au­ßer­or­dent­lich prä­gen­de Land­schafts­bild der Stau­chend­mo­rä­ne mit her­vor­ra­gen­den Aus­sichts­mög­lich­kei­ten von den Jes­se­ner Ber­gen in die Elster-​ und El­beaue. Die Of­fen­hal­tung die­ser Sich­ten und sicht­ex­po­nier­ten Flä­chen ist eines der wich­tigs­ten Ent­wick­lungs­zie­le des LSG.
Die Er­hal­tung und die Ent­wick­lung des Obst- und Wein­an­baus sowie der Forst­wirt­schaft sind für die Si­che­rung der Cha­rak­te­ris­tik des Ge­bie­tes un­be­dingt er­for­der­lich. Die ers­ten An­sät­ze sind mit neu­auf­ge­reb­ten Wein­flä­chen sowie dem Obst- und Wein-​Wanderweg ge­schaf­fen.
Eine schritt­wei­se Um­wand­lung der ar­ten­ar­men Kie­fern­fors­te in Wald­ge­sell­schaf­ten, die der po­ten­ti­ell na­tür­li­chen Ve­ge­ta­ti­on ent­spre­chen, ist durch­zu­füh­ren. Be­son­ders die Wald­ge­bie­te am Süd­ab­hang müß­ten in einen wär­me­lie­ben­den Fingerkraut-​Eichentrockenwald über­führt wer­den. Aber auch die nörd­li­cher ge­le­ge­nen Wald­ge­bie­te sind schritt­wei­se in na­tur­na­he Stieleichen-​Hainbuchenwälder um­zu­wan­deln. So­weit die ent­stan­de­nen Frei­flä­chen an den Süd­hän­gen nicht für Obst- und Wein­an­bau wie­der ge­nutzt wer­den, könn­ten sie als Streu­obst­wie­sen oder mit lo­cke­rer Ge­hölz­ve­ge­ta­ti­on ent­wi­ckelt wer­den. Ins­ge­samt soll­te das LSG für einen öko­lo­gisch ver­träg­li­chen Tou­ris­mus ge­nutzt und wei­ter er­schlos­sen wer­den.

Ex­kur­si­ons­vor­schlä­ge
Aus­ge­hend von der Gast­stät­te ”Berg­schlöß­chen” an der B 187 mit der ge­gen­über auf­ge­stell­ten his­to­ri­schen Wein­pres­se kann das Ge­biet über Rund­wan­der­we­ge er­schlos­sen wer­den. Diese Wege füh­ren am Süd­hang durch auf­ge­reb­te Wein­flä­chen und die ver­blie­be­nen Obst­kul­tu­ren bis auf die höchs­te Er­he­bung, den Him­mels­berg, von wo sich bei kla­rem Wet­ter eine aus­ge­zeich­ne­te Fern­sicht über die Els­ter­aue und die An­na­bur­ger Heide bis zur El­beaue bie­tet. Aus­ge­dehn­te Wan­de­run­gen kön­nen die nörd­lich an­gren­zen­den Wald­ge­bie­te bis zur Hir­ten­wie­se ein­be­zie­hen oder sogar die Glücks­bur­ger Heide er­rei­chen.
Ein Be­such des Ge­bie­tes ist als Ab­ste­cher vom län­der­über­grei­fen­den Els­ter­wan­der­weg mög­lich.

Ver­schie­de­nes
Wein­bau auf den Jessen-​Schweinitzer Ber­gen
Die Ein­füh­rung des Wein­baus in der Jes­se­ner Ge­gend ist mit der Tä­tig­keit des Mönchs­or­dens der An­to­ni­ter im frü­hen Mit­tel­al­ter ver­bun­den. Die erste ur­kund­li­che Er­wäh­nung ”der agker uff dem Gor­ren­ber­ge” ist von 1420 da­tiert. Im 15. und 16. Jahr­hun­dert er­reich­te der Wein­bau mit einer Flä­che von 1 200 Mor­gen, das sind 300 ha, seine größ­te Aus­deh­nung. Auch Mar­tin Lu­ther soll ein Freund des Gor­ren­ber­ger Wei­nes ge­we­sen sein. Mit der Un­ter­schrift von Kur­fürst Chris­ti­an vom säch­si­schen Hof wurde am 23.4.1581 eine ”Chur­fürst­lich Säch­si­sche Wein­ge­bürgs­ord­nung” her­aus­ge­ge­ben, in der 26 ver­schie­de­ne Tä­tig­kei­ten auf­ge­führt sind, die der Win­zer das Jahr über zu leis­ten hatte. Nach dem Wie­ner Kon­greß 1815, als das bis­her säch­si­sche Amt Schwei­nitz zu Preu­ßen kam, ging der Wein­bau stän­dig zu­rück. Nach dem II. Welt­krieg war der Wein­bau auf den Jes­se­ner Ber­gen bis auf 1,25 ha fast ver­schwun­den. Mitte der 70er Jahre wurde fest­ge­legt, den Wein­bau im Jes­se­ner Ge­biet zu er­hal­ten und ins­ge­samt 3,2 ha mit den Sor­ten ”Ries­ling”, ”Müller-​Thurgau” und ”Scheu­rebe” wie­der auf­zu­re­ben. Ge­gen­wär­tig wird der Wein­bau von der Jes­se­ner Gar­ten­bau­ge­nos­sen­schaft und den alt­ein­ge­ses­se­nen Win­zer­fa­mi­li­en Hanke und Zwi­cker/Dö­belt auf­recht­erhal­ten. Wäh­rend noch heute in Mei­ßen die Trau­ben der Gar­ten­bau­ge­nos­sen­schaft und des Wein­aus­schanks Dö­belts ver­ar­bei­tet wer­den, kel­tert das Wein­gut Hanke seine Trau­ben im ei­ge­nem Kel­ler und mit ei­ge­ner Tech­nik.
In ei­ni­gen Gast­stät­ten und Wein­lo­ka­len rund um die Jes­se­ner Berge wird die­ser Wein heute an­ge­bo­ten.

ver­öf­fent­licht in:
Die Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts
© 2000, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISSN 3-00-006057-X

Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
© 2003, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 24.07.2019

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