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LSG Hakel

Größe: 1.366 ha
Co­die­rung: LSG0033___
Land­kreis: Harz (HZ), Salz­land­kreis (SLK)

Ver­ord­nung zum Schutz von Land­schafts­be­stand­tei­len in den Krei­sen Oschers­le­ben und Qued­lin­burg vom 23. Mai 1939; Amts­blatt der Re­gie­rung zu Mag­de­burg. Aus­ga­be A. - (1939)23 vom 10.6.1939 (pdf 145 KB)

Ge­biets­be­schrei­bung
Das Land­schafts­schutz­ge­biet be­steht aus den be­nach­bar­ten Wald­ge­bie­ten Gro­ßer und Klei­ner Hakel. Diese lie­gen in­mit­ten der groß­flä­chig ent­wal­de­ten Löß-​Ackerlandschaft in der Land­schafts­ein­heit Nord­öst­li­ches Harz­vor­land zwi­schen He­te­born und Coch­stedt nord­west­lich von Aschers­le­ben.
Der Hakel ist ein be­wal­de­tes Ge­biet, das zu 4/5 aus dem Gro­ßen Hakel und zu 1/5 aus dem Klei­nen Hakel ge­bil­det wird. Beide sind durch einen Acker­strei­fen von­ein­an­der ge­trennt. Die kom­pak­te Wald­flä­che ist in die um­lie­gen­de of­fe­ne Acker­land­schaft ein­ge­bet­tet. Durch die teil­wei­se stark auf­gelapp­te Flä­che er­gibt sich eine sehr hohe Grenz­li­ni­en­län­ge zur um­ge­ben­den Acker­land­schaft.
Mor­pho­lo­gisch steigt der Hakel von etwa 170 über NN aus Nord­os­ten zu einem Pla­teau auf 230 m über NN an, das von der Dom­burg über­ragt wird. Der Be­su­cher emp­fin­det je­doch nur die Dom­burg als be­mer­kens­wer­te Er­he­bung.
Die Wäl­der des Ha­kels be­ein­dru­cken durch ihre mar­kan­ten Be­stän­de der Trauben-​Eiche, in denen viel­fach die Mit­tel­wald­struk­tur noch gut zu er­ken­nen ist. Die Rot-​Buche tritt da­ge­gen im heu­ti­gen Wald­bild zu­rück.

Landschafts-​ und Nut­zungs­ge­schich­te
Aus der Be­schrei­bung der Wald-, Wild- und Jagd­ge­schich­te geht her­vor, daß der Hakel um die Jahr­tau­send­wen­de be­deu­tend grö­ßer ge­we­sen sein muß. Die gro­ßen Ro­dun­gen waren etwa um 1300 ab­ge­schlos­sen und in vie­len Ge­gen­den fie­len die Sied­lun­gen, ver­mut­lich auf­grund von gras­sie­ren­den Seu­chen, wie­der wüst.
Der Hakel wird 934 das erste Mal ur­kund­lich er­wähnt. Um 900 bis 1500 stand das Land unter der Herr­schaft des Bis­tums Hal­ber­stadt, 1648 fiel es an den Brandenburgisch-​Preußischen Staat, 1807 bis 1813 war es ein Teil des Kö­nig­reichs West­fa­len, da­nach fiel es wie­der an Preu­ßen zu­rück.
Der Name ”Hakel” lei­tet sich wohl von der deut­schen Wur­zel­be­zeich­nung ”Hag” ab, die immer in Zu­sam­men­hang mit Wald, Busch oder Ge­sträuch ge­braucht wurde. ”Ha­kel­wald” wird dabei gleich­ge­setzt mit dem Be­griff ”He­ge­wald”, also ge­heg­ter, ge­schon­ter Wald. An­de­rer­seits gibt es auch Be­griffs­deu­tun­gen, die den Namen von den Wor­ten Hag, Hagen oder Ge­he­ge ab­lei­ten, die alle Be­zeich­nun­gen der alt­ger­ma­ni­schen Mal­stät­te, d. h. Ge­richts­stät­te, sind. Aus vor- und früh­ge­schicht­li­cher Zeit stam­men drei Grab­hü­gel der jung­stein­zeit­li­chen Schur­ke­ra­mik­kul­tur und eine Be­fes­ti­gung un­be­kann­ter Zeit­stel­lung. Letz­te­re deu­tet auch dar­auf hin, daß das Ge­biet des LSG da­mals weit­ge­hend ent­wal­det war.
Von der Dom­burg, einer alten Rit­ter­burg, die ver­mut­lich im 13. Jahr­hun­dert in die vor- und früh­ge­schicht­li­che Be­fes­ti­gung hin­ein­ge­baut wurde (Erst­erwäh­nung 1310), sind heute noch die Rui­nen­res­te und ein tie­fer Burg­gra­ben er­hal­ten. Sie wurde als Raub­rit­ter­nest 1367 durch den Erz­bi­schof Diet­rich von Mag­de­burg mit den Städ­ten Hal­ber­stadt, Qued­lin­burg und Aschers­le­ben be­la­gert. Vor der Ver­wüs­tung der Burg gaben die Rit­ter je­doch das Raub­gut zu­rück und zahl­ten eine Stra­fe. Nach wech­seln­den Be­sitz­ver­hält­nis­sen war die Burg noch 1496 er­hal­ten. Wann sie ver­wüs­tet oder auf­ge­ge­ben wurde, ist nicht be­kannt.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Der Hakel ge­hört neben dem Huy und dem Fall­stein zu den her­zy­nisch strei­chen­den Hö­hen­rü­cken des nörd­li­chen Harz­vor­lan­des. Das Ha­kel­pla­teau liegt bei etwa 230 m über NN und er­reicht mit der Dom­burg (245 m über NN) sei­nen höchs­ten Punkt. Der Un­ter­grund des LSG wird über­wie­gend von Ge­stei­nen des Un­te­ren Mu­schel­kalks ge­bil­det, der im Ha­kel­sat­tel groß­flä­chig ober­flä­chen­nah aus­streicht. Im Be­reich Ha­kel­forst und süd­lich der Dom­burg kom­men an der zen­tra­len Schei­tel­stö­rung der Ha­kel­struk­tur Röt­to­ne an die Ober­flä­che. Die Muschelkalk-​ und Röt­ge­stei­ne wer­den von einer ge­ring­mäch­ti­gen Löß­de­cke über­zo­gen.
Ein­ge­schal­tet in die Schich­ten­fol­ge des Röts, fin­den sich lös­li­che Ge­stei­ne in Form von Kar­bo­na­ten und Sul­fa­ten (Do­lo­mit, An­hy­drit/Gips). Min­des­tens seit dem Ter­ti­är un­ter­lie­gen diese Schicht­glie­der einer in­ten­si­ven Aus­lau­gung, die sich an der Ober­flä­che durch Karst­er­schei­nun­gen ma­ni­fes­tiert. Einen Hin­weis auf das Alter der Ver­kar­stungs­pro­zes­se geben die lokal noch vor­han­de­nen Aus­fül­lun­gen mit ter­tiä­ren San­den und Tonen. Das heu­ti­ge Ver­kar­stungs­re­li­ef zeigt eine deut­li­che Ab­hän­gig­keit des an­ste­hen­den Ge­steins. Im wei­che­ren Röt fin­den sich Erd­fäl­le in Form fla­cher Sen­ken. Das Ver­brei­tungs­ge­biet des Un­te­ren Mu­schel­kalks ist da­ge­gen durch steil ab­fal­len­de Do­li­nen mit Durch­mes­sern bis zu meh­re­ren zehn Me­tern ge­kenn­zeich­net.
Der Hakel liegt auf der Coch­sted­ter Löß-​Hochfläche, die zu den tscher­nosem­be­ton­ten Löß-​Landschaften Sachsen-​Anhalts ge­hört. In den nord­öst­li­chen Rand­la­gen des Wald­ge­bie­tes sind Parabraunerde-​Tschernoseme aus Löß ent­wi­ckelt. Auf der über­wie­gen­den Flä­che der Hänge sind hu­mo­se Parabraunerden bis Tschernosem-​Parabraunerden aus Löß über lehmig-​tonigen Flie­ßer­den und über gru­si­gem Schutt, sel­te­ner über an­ste­hen­dem Ge­stein, aus­ge­bil­det. Das Vor­kom­men von Braunerde-​Rendzinen und Braunerden aus to­ni­gem Löß und Berg­ton über Flie­ßer­den und Ge­stein be­schränkt sich auf die Hänge der Sei­ten­tä­ler und die Kamm­la­ge.
Cha­rak­te­ris­tisch für den Hakel mit sei­ner Lage im Re­gen­schat­ten des Har­zes sind ge­rin­ge jähr­li­che Nie­der­schlags­sum­men zwi­schen 500-525 mm. Im zen­tra­len Wald­ge­biet um die Dom­burg kann aber durch ört­lich be­grenz­te Ge­wit­ter­re­gen mit durch­schnitt­li­chen Nie­der­schlä­gen bis 600 mm ge­rech­net wer­den. zwi­schen 8-9 C schwankt die mitt­le­re Luft­tem­pe­ra­tur im Jahr. Im Ja­nu­ar liegt sie bei 0 C, im Juni zwi­schen 17-18 C.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Die Wald­ve­ge­ta­ti­on des Ha­kels wird na­he­zu ganz­flä­chig von Laub­wäl­dern ge­bil­det. Die Leit­ge­sell­schaft ist der lin­den­rei­che Eichen-​Hainbuchenwald (Galio sylvatici-​Carpinetum be­tu­li). Auf ober­flä­chig leicht ver­sau­er­ten Stand­or­ten stockt als spe­zi­el­le Aus­bil­dung ein Waldreitgras-​Eichen-Lindenmischwald mit Sei­del­bast, Mai­glöck­chen, Ver­schie­den­blätt­ri­gem Schwin­gel und Ni­cken­dem Perl­gras. Nähr­stoff­rei­che Stand­or­te be­sie­delt die Aus­bil­dung des Braunwurz-​Eichen-Lindenmischwaldes, in dem der Sa­ni­kel vor­kommt. Neben einer Hainrispengras-​Ausbildung auf leicht stau­en­den Stand­or­ten mit do­mi­nie­ren­der Trauben-​Eiche in der Baum­schicht tritt auf Löß­schlei­er­stand­or­ten über to­ni­gen, was­ser­stau­en­den Röt­to­nen und Kalk­mer­geln eine Bingelkraut-​Ausbildung mit den kal­k­lie­ben­den Arten Wald­gers­te, Rau­hes Hart­heu, Breit­blätt­ri­ge Sit­ter und Erdbeer-​Fingerkraut auf. Auf Rend­zi­nen der aus Mu­schel­kalk auf­ge­bau­ten Dom­burg ist ein Leberblümchen-​Buchenwald aus­ge­bil­det. Die­ser Wald­typ und eine Fingerkraut-​Ausbildung des Eichen-​Lindenmischwaldes lei­ten zu den Fingerkraut-​Eichenwäldern über, wie sie vor allem im Klei­nen Hakel an­ge­trof­fen wer­den. Diese Wäl­der sind durch Wei­ßes Fin­ger­kraut, Eben­sträu­ßi­ge Mar­ge­ri­te, Schwar­ze Platt­erb­se, Fär­ber­schar­te, Zypressen-​Wolfsmilch und Wei­den­blätt­ri­gen Alant ge­kenn­zeich­net. Ge­rin­ge­re Flä­chen­an­tei­le wer­den von Na­del­fors­ten ein­ge­nom­men.
Im Hakel wur­den über Jahr­zehn­te in­ten­si­ve wild­bio­lo­gi­sche Un­ter­su­chun­gen, ins­be­son­de­re am Dam- und Reh­wild, aber auch an Feld­ha­se, Rot­fuchs, Schwarz­wild sowie Dachs und an­de­ren Mar­der­ar­ti­gen durch­ge­führt. Wei­te­re Stu­di­en wid­me­ten sich dem Eich­hörn­chen sowie den Klein­säu­ger­ge­sell­schaf­ten.
Der Große und der Klei­ne Hakel zeich­nen sich durch einen au­ßer­or­dent­li­chen Greif­vo­gel­reich­tum aus; über die Be­stands­dy­na­mik lie­gen lange Zeit­rei­hen vor. Neben dem Rot­mi­lan, für den das Ge­biet auch einen be­deu­ten­den Über­win­te­rungs­platz dar­stellt, kom­men Schrei­ad­ler, Wes­pen­bus­sard, Ha­bicht und Schwarz­mi­lan als Brut­vö­gel vor. 1995 er­folg­te hier die erste er­folg­rei­che Brut des Zwerg­ad­lers in Deutsch­land.
Ins­ge­samt sind bis 1992 97 Arten als Brut­vö­gel nach­ge­wie­sen wor­den. Davon schrei­ten 75 Arten re­gel­mä­ßig zur Brut. Her­vor­he­bens­wert sind neben den Greif­vö­geln Wald­kauz, Wald­ohr­eu­le, Mit­tel­specht, Hohl­tau­be und Kolk­ra­be. Wald­sch­nep­fe, Grau­specht, Zwerg­schnäp­per und Sper­ber­gras­mü­cke sind brut­ver­däch­tig bzw. ge­le­gent­li­che Brut­vö­gel.
Durch Nah­rungs­ana­ly­sen sind so­wohl die Be­deu­tung der um­ge­ben­den Feld­flur als Nah­rungs­ha­bi­tat als auch die gra­vie­ren­den Fol­gen der In­ten­si­vie­rung in der Land­wirt­schaft auf die Beu­te­tie­re, ins­be­son­de­re den Feld­hams­ter, do­ku­men­tiert.
Neben den Wir­bel­tie­ren lie­gen auch für eine grö­ße­re Zahl wir­bel­lo­ser Tier­grup­pen fau­nis­ti­sche Daten vor, so daß der Hakel zu den am bes­ten be­ar­bei­te­ten LSG des Lan­des ge­zählt wer­den kann. Zu nen­nen sind unter an­de­rem Weich­tie­re, Tau­send­füß­ler, Hun­dert­fü­ßer, Web­spin­nen, We­ber­knech­te, Pseu­do­skor­pio­ne, Kö­cher­flie­gen, Li­bel­len, Wan­zen, Zweiflüg­ler, Schmet­ter­lin­ge, Blatt­wes­pen, Was­ser­kä­fer, Rüs­sel­kä­fer, Ma­ri­en­kä­fer, Kurz­flüg­ler, Blatt­horn­kä­fer und Lauf­kä­fer.
Auf­fal­lend ist der ins­ge­samt hohe An­teil ther­mo­phi­ler und süd­eu­ro­pä­isch ver­brei­te­ter Arten, die als Leit­ar­ten des lin­den­rei­chen Eichen-​Hainbuchenwaldes gel­ten kön­nen. Durch das Vor­kom­men von Ae­go­pi­nella minor und Eu­om­pha­lia str­igel­la weist bei­spiels­wei­se die Schne­cken­fau­na einen subkontinental-​pontischen Cha­rak­ter auf.

Ent­wick­lungs­zie­le
Da das LSG „Hakel“ flä­chen­gleich mit dem Na­tur­schutz­ge­biet „Hakel“ ist, be­stim­men die fach­li­chen und recht­li­chen Be­stim­mun­gen für das Na­tur­schutz­ge­biet die Ent­wick­lungs­zie­le des Ge­bie­tes. Nach den Dar­stel­lun­gen im Buch „Die Na­tur­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts“ wird der Zu­stand der Wäl­der im Na­tur­schutz­ge­biet als gut ein­ge­schätzt. Ent­spre­chend der Ver­ord­nung des NSG sind die Ter­mi­ne der na­tur­na­hen Wald­be­wirt­schaf­tung zu si­chern. 33,69 ha des Ge­bie­tes sind als To­tal­re­ser­vat der un­ge­stör­ten na­tür­li­chen Ent­wick­lung vor­be­hal­ten. Be­son­de­rer Wert soll auf die Ent­wick­lung ge­schlos­se­ner Wald­män­tel ge­legt wer­den. Als Vor­aus­set­zung für einen in­di­vi­du­en­rei­chen Greif­vo­gel­be­satz muß das land­wirt­schaft­lich ge­nutz­te Um­land einen hö­he­ren An­teil von Dau­er­fut­ter­flä­chen auf­wei­sen. Bo­den­ab­bau und Wind­kraft­an­la­gen im nä­he­ren Um­feld des Eu­ro­päi­schen Vo­gel­schutz­ge­bie­tes und Eu­ro­pa­re­ser­va­tes sind mit den Zie­len des NSG nicht ver­ein­bar. Auf der Grund­la­ge der Schutz-​ und Ent­wick­lungs­zie­le soll­te eine Er­wei­te­rung des LSG auf die an­gren­zen­den Agrar­flä­chen ge­prüft wer­den.

Ex­kur­si­ons­vor­schlä­ge
Die Wald­ge­bie­te des Hakel dür­fen wegen ihres Schutz­sta­tus als Na­tur­schutz­ge­biet nur auf den Wegen be­tre­ten wer­den. Bei in­di­vi­du­el­lem Be­such des Ge­bie­tes sind die Ge- und Ver­bo­te für das Re­ser­vat zu be­ach­ten. Von grö­ße­ren Grup­pen­be­su­chen soll­te wegen der Stör­an­fäl­lig­keit des Ge­bie­tes Ab­stand ge­nom­men wer­den.
Als Wan­de­rung emp­fiehlt sich der Weg durch den Hakel von Coch­stedt nach He­te­born und zu­rück in nörd­li­cher Um­ge­hung des Wald­ge­bie­tes. In Coch­stedt be­fin­det sich eine im Kern go­ti­sche Kir­che mit spät­go­ti­schem Flü­gel­al­tar (An­fang 16. Jahr­hun­dert) und Sa­kra­ments­ni­sche (1513) sowie in He­te­born eine ba­ro­cke Kir­che mit schlich­ter Aus­stat­tung aus der Ent­ste­hungs­zeit.
Für die Be­ob­ach­tung von Greif­vö­geln sind die Feld­we­ge nörd­lich des Hakel be­son­ders ge­eig­ne­te Stand­or­te für die Auf­stel­lung der Spek­ti­ve.
Etwa 2,5 km nord­öst­lich von Hein­dorf be­fin­det sich die obere Hakelberg-​Quelle, ein hy­dro­geo­lo­gi­sches Ob­jekt. Die Quel­le tritt aus dem Röt-​Sandstein aus.

Ver­schie­de­nes
Ge­schich­te der Forst­ver­wal­tung
Nach dem West­fä­li­schen Frie­den von 1648 wurde das Fürs­ten­tum Hal­ber­stadt sä­ku­la­ri­siert und an das Kur­haus Bran­den­burg über­ge­ben. Bald dar­auf wurde von Kur­fürst Fried­rich Wil­helm in Grö­nin­gen ein ”wohl Löbl. Forst-​Ambt ver­ord­net und be­stellt, wel­ches in dem benan­ten Hal­ber­städ­ti­schen Fürs­t­ent­hum und zu­ge­hö­ri­gen Graff­schaf­ten über die dar­in­nen sämbt­lich sich be­fin­den­den Wäl­der, Fors­ten, Hölt­zun­gen, und Jag­den die In­spec­tion und di­ri­girung haben solte”. Ers­ter Königlich-​Preußischer Ober­forst­meis­ter war 1687 Fried­rich Wil­helm von Kall­nein. Seine Vor­gän­ger in der Forst­ver­wal­tung waren Joa­chim von Stein­ecker (1637 in den Adels­stand er­ho­ben) und An­dre­as Prill­witz (ge­stor­ben 1673).
Seit der ers­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts wurde der Hakel vom Forst­amt Thale ver­wal­tet, das wohl zeit­wei­se in Steck­len­berg un­ter­ge­bracht war. In der Holz-, Mast- und Jagd­ord­nung von 1743 sind die Maß­nah­men zur Holz­nut­zung, zum Wert und Ver­kauf fi­xiert. Als Ku­rio­si­tät sei er­wähnt, daß es wegen des un­er­laub­ten Pflü­ckens der Ha­sel­nüs­se und der Lau­b­ent­nah­me im Hakel wie­der­holt zu hand­greif­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen den Forst­be­am­ten und der Be­völ­ke­rung um­lie­gen­der Orte kam. 1779 wurde das ab­ge­druck­te ”Pu­blican­dum” ver­öf­fent­licht. Nach der Holz-, Mast- und Jagd­ord­nung von 1743 hat­ten die Forst­be­am­ten und Holz­ar­bei­ter einen Eid zu schwö­ren. Es gab einen ”Haide-​Reiter-Eid” einen ”Haide-​Läufer-Eid” und einen ”Holz-​Hauer-Eid”.
Letz­te­rer hatte fol­gen­den Wort­laut: ”Ich N.N. schwö­re hier­mit zu Gott dem All­mäch­ti­gen einen leib­li­chen Eid, daß, nach­dem ich in den N. Ge­höl­zen zum Holz­hau­er auf- und an­ge­nom­men wor­den, ich mich dabei ge­treu und red­lich ver­hal­ten, in­son­der­heit aber, wo ich an je­man­dem Un­treu oder Ei­gen­nutz ver­spü­ren würde, sol­ches der Kö­nigl. Krieges-​ und Domainen-​Cammer und dem Forst-​Amte so­fort un­ge­scheu­et an­mel­den, da­ge­gen, was mir von dem Herrn Ober-​Forstmeister und an­de­ren über diese Ge­höl­ze ge­setz­ten Forst-​Bedienten an al­ler­ley Holze nie­der­zu­hau­en an­ge­wie­sen wird, sol­ches von der Erde um­hau­en, die grö­ßes­ten Bäume also fäl­len, daß sie im Nie­der­fal­len dem an­dern Holze so­viel mög­lich kei­nen Scha­den thun kön­nen, auch kei­nen Baum eher zu Klafter-​ und Mal­ter­holz oder sons­ten fäl­len, als bis er von dem Be­am­ten und Haide-​Reiter an­ge­wie­sen und an­ge­schla­gen, das Klafter-​, Malter-​, Axten-​ und Bar­ten­holz in rech­ter Länge, und wie mir von dem Forst-​Amte das or­dent­li­che Maaß aus­ge­stellt wer­den wird, wie auch das so­ge­nann­te Schiff­holz, so wie es üb­lich, hauen, schla­gen, rech­te Klaf­ter, Mal­ter und Bunde ma­chen, in die Höhe und Länge set­zen, dabei aber mit dem Haide-​Reiter rich­ti­ge Kerb-​Stöcke oder Bü­cher hal­ten, auf sel­bi­ge alles und jedes Holz, so ich Woche über hauen und schla­gen werde, rich­tig auf­schnei­den oder ein­schrei­ben las­sen, und sol­che so lange an mich be­hal­ten, und sonst an nie­mand aus­hän­di­gen, als bis sie bei Ab­nah­me der Forst-​Rechnung von dem Kö­nigl. Forst-​Amte mir ab­ge­for­dert wer­den, in den Ge­hauich­ten eine der Holz-​Ordnung ge­mä­ße An­zahl Laß-​Reiser ste­hen las­sen, die jun­gen Ei­chen und wil­den Obst­bäu­me, auch Espen, aus­put­zen, und nie­man­den mit dem Holz­schla­gen, Hauen und Set­zen ver­vort­hei­len, auch dar­un­ter weder Ge­schen­ke noch Gaben neh­men, oder mir selbst davon ei­ni­gen Vort­heils und Ge­nus­ses heim­lich oder öf­fent­lich nicht an­ma­ßen, kei­nen Fei­er­abend mit nach Hause neh­men, noch von den Mei­ni­gen holen, son­dern an dem ge­ord­ne­ten Lohne mich be­gnü­gen las­sen, und mich über­all nach In­halt der Holz-​Ordnung treu und ehr­lich be­zei­gen will. So wahr mir Gott helfe durch sei­nen Sohn Jesum Chris­tum.”
Im Jahre 1817 wur­den nach süd­deut­schen Vor­bil­dern Ober­förs­ter, Revier-​ und Un­ter­förs­ter ein­ge­setzt. Da sich die­ses Sys­tem nicht be­währ­te, setz­te in den Jah­ren 1819/20 die Ent­wick­lung des Ober­förs­ter­sys­tems ein, bei dem der Ober­förs­ter der ent­schei­den­de Forst­be­am­te der un­te­ren Ebene ist. Die Ober­förs­ter waren seit 1830 ver­ant­wort­li­che Ver­wal­ter des forst­fis­ka­li­schen Ver­mö­gens in­ner­halb ihres Oberförsterei-​Reviers, das sie nach den ge­setz­li­chen und ad­mi­nis­tra­ti­ven Vor­schrif­ten und ge­neh­mig­ten Etats-​ und Wirt­schafts­plä­nen sowie unter der Auf­sicht und Ober­lei­tung der Re­gie­rung und der Forst­in­spek­to­ren ver­wal­te­ten. Auf­ga­be der Un­ter­förs­ter war die Aus­füh­rung der Be­triebs­ar­bei­ten in den Fors­ten und aller damit zu­sam­men­hän­gen­den Ge­schäf­te wie bei­spiels­wei­se die Lei­tung des Holz­ein­schlags, der Kultur-​ und We­ge­bau­ar­bei­ten sowie die Ent­loh­nung der Wald­ar­bei­ter.

Wald-, Wild- und Jagd­ge­schich­te
Im Jahre 1602 ließ Bi­schof Hein­rich Ju­li­us den Hakel ver­mes­sen. Es gab zu die­ser Zeit noch 40 Pri­vat­höl­zer von ins­ge­samt 2 088 Mor­gen Flä­che sowie einen kö­nig­li­chen Be­sitz von 3 172 Mor­gen. Mit ei­ni­gen an­de­ren Feld­ge­höl­zen zu­sam­men be­trug die Ha­kel­flä­che da­mals etwa 6 000 Mor­gen, das ent­spricht 1 500 ha.
Wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges haben die Holz­be­stän­de des Ha­kels stark ge­lit­ten. Auf­grund einer Ver­ord­nung des Gro­ßen Kur­fürs­ten be­stimm­te der Rat der Stadt Coch­stedt 1668, daß Braut­leu­te, ehe sie ge­traut wur­den, vor­her eine An­zahl Bäume im Hakel in der Rats­forst zu pflan­zen hät­ten. 1721 wurde diese Ver­pflich­tung aber durch Zah­lung eines Ta­lers in die Forst­kas­se ab­ge­löst.
Fiet­ling, Wes­tern­holz und Lind­holz ver­schwan­den zu Be­ginn des 19. Jahr­hun­derts. Noch 1781 hat­ten Fiet­ling (384 Mor­gen) und Wes­tern­holz (204 Mor­gen) die glei­che Größe von 1602. Der letz­te Be­stand des Fiet­ling wurde um 1860 ab­ge­holzt. Wei­te­re Ro­dun­gen er­folg­ten. Das Ge­län­de der heu­ti­gen Gast­stät­te ”Wald­frie­den” war Ha­ke­bor­ner Pri­vat­be­sitz und wurde 1919 ge­ro­det. Nach dem I. Welt­krieg fie­len das Egeln’sche Klos­ter­holz (150 Mor­gen zwi­schen dem Gro­ßen und Klei­nen Hakel) sowie das von Oppen’sche Holz im Klei­nen Hakel der Axt zum Opfer. Die ge­schla­ge­nen Ei­chen dien­ten zur Ab­leis­tung der Kriegs­schul­den ge­gen­über der En­tente.
In der ge­sam­ten his­to­risch do­ku­men­tier­ten Zeit spiel­te die Eiche im Hakel eine be­son­de­re Rolle. Über das wert­vol­le Nutz­holz des Hakel wird zum Bei­spiel aus dem Jahre 1843 be­rich­tet: ”Den höchs­ten Rein­ertrag zieht der Staat aus den ganz mit Ei­chen be­stan­de­nen, rings­um von den frucht­bars­ten aber ganz holz­ar­men Ge­bie­ten um­ge­be­nen He­te­bor­ner oder Ha­kel­re­vier von 5 500 Mrg. 13 R., indem des­sen Rein­ertrag nach dem Etat pro 1839/41 zu 10,950 Thlr. incl. 1,017 ½ Thlr. Gold (etwas über 2 Thlr. pro Mrg.) ver­an­schlagt ist, die wirk­li­che Ein­nah­me sich aber bei den sehr ge­stie­ge­nen Holz­prei­sen wohl noch höher be­lau­fen mag.”
Die Ei­chen­wäl­der des Hakel wur­den seit eh und je für die Wald­wei­de ge­nutzt. 1722 trieb die Ge­mein­de He­te­born ihre Schwei­ne für 20 Taler zur Auf­nah­me der Spreng­mast in den Hakel. Die Ge­mein­de besaß auch am Fiet­ling und am Wes­tern­holz Hü­tungs­rech­te. Zum Schutz vor zu star­ker Be­hü­tung wurde als Be­stand­teil der Holz-, Mast- und Jagd­ord­nung 1774 ein Re­script er­las­sen. Im Jahre 1788 kam es zum Ein­trieb von 300 Stück Rind­vieh aus um­lie­gen­den Orten. Noch 1808 wur­den Re­ge­lun­gen zur Eichen-​ und Bu­chen­mast in der Holz-, Mast- und Jagd­ord­nung er­las­sen. Die Wald­wei­de mit Rin­dern en­de­te zu Be­ginn des 19. Jahr­hun­derts und ist auch seit Mitte bis Ende des vo­ri­gen Jahr­hun­derts mit Schwei­nen nicht mehr üb­lich.
Im Ver­lauf des 10. bis 12. Jahr­hun­derts hör­ten der Harz und die um­lie­gen­den Wal­dun­gen auf, kö­nig­li­cher Bann­forst zu sein und gin­gen in die Hände des geist­li­chen oder welt­li­chen Fürs­ten­tums als Lehen über. Das Recht des Wild­banns, die Hohe Jagd, wurde Bi­schof Ar­nulph von Hal­ber­stadt mit einer Ur­kun­de aus dem Jahre 997 durch Kai­ser Otto III. unter an­de­rem für die Wäl­der das Ha­kels ver­lie­hen.
Über den Wild­reich­tum im Hakel in­for­miert ein Stre­ck­en­er­geb­nis aus dem Jahre 1590. An drei Tagen wur­den da­mals 185 wilde Schwei­ne ab­ge­fan­gen. Bi­schof Hein­rich Ju­li­us er­ließ 1589 ein Jagd­e­dikt, in dem be­kannt ge­macht wurde, daß er ”in allen Ge­hä­gen in Son­der­heit im Hakel, Hä­ge­säu­len er­rich­tet habe, vor denen je­der­mann beim Jagen kehrt zu ma­chen habe”. Eine wei­te­re Jagd­ord­nung wurde be­reits 1603 er­las­sen. An die­sen Ak­ti­vi­tä­ten ist die be­son­de­re Stel­lung der Jagd in der da­ma­li­gen Zeit ab­les­bar. Durch die hohe Wild­dich­te wurde auch er­heb­li­cher Wild­scha­den ver­ur­sacht. So wurde ver­sucht, die Dom­her­ren durch Schen­kung von Wild, so im Jahre 1604 von 14 wil­den Schwei­nen, für die ein­ge­tre­te­nen Schä­den zu be­schwich­ti­gen. In der zwei­ten Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts hör­ten die Hetz­jag­den auf, an ihre Stel­le tra­ten die Par­force­jag­den. Der Hakel eig­ne­te sich je­doch nicht für letz­te­re. Über die Jahre 1648 bis 1945 gibt es zahl­rei­che An­ga­ben zur Jagd und zu den Jagd­stre­cken in der Li­te­ra­tur.
In den ers­ten Jah­ren nach 1945 waren die Jagd­ver­hält­nis­se im Hakel, wie auch an­ders­wo, völ­lig un­ge­ord­net. Es wurde mit Waf­fen und Schlin­gen ge­wil­dert. Polizei-​Jagdkommandos, Sol­da­ten der so­wje­ti­schen Be­sat­zungs­trup­pen und Jäger aus dem In­sti­tut für Kul­tur­pflan­zen­for­schung führ­ten die Jagd durch. Be­reits in die­sen schwe­ren Jah­ren wur­den von Hans Stub­be, dem da­ma­li­gen Di­rek­tor des In­sti­tuts für Kul­tur­pflan­zen­for­schung Gaters­le­ben, alle An­stren­gun­gen un­ter­nom­men, um den Hakel als forst­bo­ta­ni­sches und forst­zoo­lo­gi­sches Forschungs-​ und ge­schlos­se­nes Wildeinstands-​ und Jagd­ge­biet zu er­hal­ten. 1956 wurde der Hakel Rehwild-​Forschungsgebiet, 1962 wurde eine ”Ver­fü­gung über die Ord­nung der Wild­for­schungs­ge­bie­te” er­las­sen.

ver­öf­fent­licht in:
Die Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts
© 2000, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISSN 3-00-006057-X

Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
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Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 29.07.2019

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