LSG Dübener Heide
Größe: 31.678,5 ha
Codierung: LSG0035___
Landkreis: Anhalt-Bitterfeld (ABI), Wittenberg (WB)
Verordnungen:
ABI
Verordnung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld zur Überführung der Landschaftsschutzgebiets-Verordnungen (LSG-VO) des Landkreises Bitterfeld in neues Kreisrecht vom 28.10.2010 (Amtsblatt für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld 4(2010)22 vom 19.11.2010 (pdf-Datei 2,4 MB, nicht barrierefrei)
Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Dübener Heide" im Landkreis Bitterfeld vom 18.08.1997 (Amtsblatt für den Landkreis Bitterfeld. - 5(1997)7 vom 29.8.1997) (pdf-Datei 619 KB, nicht barrierefrei)
WB
1. Änderungsverordnung der Verordnung des Landkreises Wittenberg zur Festsetzung des Landschaftsschutzgebietes „Dübener Heide“ vom 16.04.2009 (Das Amtsblatt für den Landkreis Wittenberg. - 16(2009)10 vom 09.05.2009) (pdf-Datei 393 KB, nicht barrierefrei)
Verordnung des Landkreises Wittenberg zur Festsetzung des Landschaftsschutzgebietes „Dübener Heide“ vom 12.8.1998 (Das Amtsblatt für den Landkreis Wittenberg. - 4(1998)17 vom 29.8.1998) (pdf-Datei 88 KB, nicht barrierefrei)
Gebietsbeschreibung
Das LSG ist Teil des mit etwa 1000 km² größten zusammenhängenden Waldgebietes der mitteldeutschen Tiefebene. Einst bedroht von Tagebauen und Abgasen der Chemieregion Wolfen-Bitterfeld, wird die große Heidelandschaft zwischen Mulde und Elbe nun zu einem länderübergreifenden Naturpark entwickelt.
Das LSG liegt im Südwesten des Kreises Wittenberg und im Nordosten des Kreises Bitterfeld. Es umfaßt den gesamten nordöstlichen Teil der Landschaftseinheit Dübener Heide. Randbereiche des LSG gehören zu den Landschaftseinheiten Tagebauregion Gräfenhainichen beziehungsweise Tagebauregion Bitterfeld.
Der gesamte Komplex der Dübener Heide ragt als Hügellandschaft mit Höhen um 100 m aus dem nördlich, östlich und teils auch südlich umgebenden Urstromtal heraus. Das LSG umfaßt Erhebungen wie den Gabelberg mit 187 m über NN, den Wurzelberg mit 182 m über NN und den Meuroer Berg mit 147 m über NN sowie im Nordosten den Gollmer Berg mit 132 m über NN. Westlich der B 2 befindet sich die Hohe Gieck, mit 193 m über NN, die höchste Erhebung der Dübener Heide.
Während der nördliche und der südliche Teil des LSG von einer aufgelockerten Wald-Acker-Landschaft eingenommen werden, ist der mittlere Teil von einer geschlossenen Waldlandschaft bedeckt. Lediglich die Bereiche um Söllichau, Tornau und Schköna sind waldfreie ”Inseln”. Im zentralen Teil der Dübener Heide, im Bereich der Stauchendmoräne, finden sich Waldungen mit der natürlichen Waldgesellschaft, dem Wachtelweizen-Traubeneichen-Buchenwald, die wesentlich zur landschaftlichen Schönheit des Gebietes beitragen. Auf den kuppigen Grundmoränen im Norden und auf den Sanderböden im Süden müßte der Traubeneichen-Hainbuchenwald vorkommen, von dem jedoch nur Reste erhalten sind. Größere Flächen werden von eintönigen Kiefernforsten eingenommen. Reizvolle Waldwiesen lockern den Waldbestand mehrfach auf und bereichern das Landschaftsbild. In der Umgebung von Bad Schmiedeberg und Reinharz bestimmen die Lausiger Teiche, Ausreißerteich, Roter Mühlteich, Heidemühlteich, Brauhausteich und Heideteich sowie weitere kleinere Gewässer, wie zum Beispiel der Jagdhüttenteich, die Landschaft. Das Tal des Fliethbaches mit seinen bachbegleitenden Gehölzen, Hochstaudensäumen und Grünland durchzieht das LSG ebenso wie das Tal des Hammerbachs. Der im Norden liegende Bergwitzsee und der im Südwesten liegende Muldestausee bilden durch ihre großen Wasserflächen und die auf den Kippböden an den Ufern stockenden Sukzessionswälder sowie durch das durch die Kippen entstandene Relief ein eigenständiges, jedoch auch reizvolles Landschaftsbild.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Das Gebiet der Dübener Heide wurde zum ersten Mal in der mittleren Altsteinzeit aufgesucht. Die Menschen lebten damals von der Jagd und vom Sammeln der Früchte. Bei Gröbern wurde im Zuge des Braunkohlentagebaus ein Schlachtplatz entdeckt, an dem Menschen vor 100 000 Jahren mit seinen steinernen Werkzeugen einen Waldelefanten zerlegt hatten.
Während der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit blieb das Gebiet der Dübener Heide weitgehend unbesiedelt. Erste Hinweise auf einen dauerhaften Aufenthalt durch eine jungsteinzeitliche Bevölkerung geben Gräber der Kugelamphoren- und der Schnurkeramikkultur.
Erst am Ende der mittleren Bronzezeit wurde das Gebiet von Osten her durch Angehörige der Lausitzer Kultur besiedelt. Ihre Blüte erlebte die Besiedlung in der jüngeren Bronzezeit. Der Waldbestand trug dazu bei, daß sich die klassische Grabform dieser Zeit, der Grabhügel, oberirdisch erhalten hat, während er im umgebenden Ackerland vollständig von der Erdoberfläche verschwunden ist und sich nur noch im Luftbild über die einstmals die Hügel umschließenden Ringgräben zu erkennen gibt. Die Grabhügelfelder, von denen in der Dübener Heide noch mehr als 40 existieren, umfassen mitunter über 80 Einzelhügel. Als wirtschaftlichen und politischen Kristallisationspunkt der Besiedlung kann die mit Wall und Graben befestigte Burg bei Kemberg gedeutet werden. Die gegenüber der Lausitzer Kultur auffällige Fundstellenarmut im Zusammenhang mit der aus dieser hervorgegangenen Billendorfer Kultur deutet auf einen Siedlungsrückgang während der frühen Eisenzeit hin. Zu dieser Zeit rückte von Westen her die Hausurnenkultur über die Mulde in die Dübener Heide bis in die Höhe von Möhlau vor. Die Gründe für den Siedlungsrückgang dürften in der im 8. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesenen Klimaverschlechterung liegen, wobei die Abwanderung mit einem feuchteren und kühleren Klima verbunden war, was die Ausbreitung des Waldes begünstigt haben mag. Die lichten Eichenmischwälder, die während der Bronzezeit auf dem Gebiet der Dübener Heide Ackerbaumöglichkeiten boten, verdichteten sich, wobei der Bestand an Buchen und Kiefern zunahm. Die Siedlungen der jüngeren Eisenzeit beschränkten sich vorwiegend auf die Ränder der Flußtäler an Mulde und Elbe, das Innere der Heide wurde dagegen gemieden. Aus der frühgermanischen Kultur der Zeitenwende lassen sich wieder einige Gräberfelder und Siedlungen auch auf dem Gebiet der Heide nachweisen. Dies hängt wohl ursächlich mit den in der Heide ausgebildeten Raseneisenerzen zusammen, deren Verhüttung vor Ort stattfand. Aus jüngeren Perioden sind bislang keine Fundstellen bekannt geworden. Erst die Sorben haben in der Heide wieder Siedlungen angelegt und Raseneisenerz verhüttet. Die Dübener Heide zählte damals zum Stammgebiet der Nizizi. Im Mittelalter wurden dann eine ganze Reihe von Ortschaften gegründet. Ihnen war aber keine Dauer beschert, und so wurden sie schon im Spätmittelalter wieder verlassen und fielen wüst. Sie sind nur noch in den Namen der Gemarkungen überliefert. Bei Oppin hat sich im Wald sogar noch ein die Gemarkung einst umfassender Graben erhalten. Wie die 1749 von P. Schenk in Amsterdam gedruckte Karte der "Emmter Wittenberg und Graefenhaynichen" zu erkennen gibt, war die Dübener Heide im 18. Jahrhundert zu kleinen Waldinseln zusammengeschrumpft.
Dennoch blieb das Waldgebiet lange Zeit wegen der ungünstigen Bedingungen nur spärlich besiedelt. Wüstungen künden davon, daß diese Siedlungen wegen der nicht ausreichenden Ertragslage auch wieder aufgegeben oder im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurden. Die Wälder der Dübener Heide wurden weitestgehend nur für die Holznutzung aufgesucht, die jedoch nicht nur für die Brennholzerzeugung erfolgte. Zur Verarbeitung als Bauholz wurden entlang des Fliethbaches mehrere Sägemühlen errichtet, von denen eine bei Ateritz noch heute (allerdings mit Elektroantrieb) in Betrieb ist. Einige alte, heute nicht mehr ausgeübte Handwerke, wie das der Splittmacher (Dachschindeln aus Holz) oder der Muldenhauer (Mulden, Backtröge, Schaufeln aus Holz), wurden hier betrieben. Am Hammerbach bei Torgau sind heute noch die Döbelts- und die Weichersmühle zu finden, beide waren ursprünglich Papiermühlen. Im Landkreis Bitterfeld arbeitete bis 1954 auf der Mulde bei Schwemsal eine Flußschiffmühle, die nun im Garten der Bad Dübener Burg ausgestellt ist. An mehreren Stellen, in den Pechhütten, wurde aus dem kienhaltigen Holz in doppelwandigen Retortenöfen Pech gebrannt. Im sächsischen Teil der Dübener Heide ist die Friedrichshütte noch erhalten. Das alte Handwerk der Köhlerei gibt es heute noch: in der Nähe von Eisenhammer wird, wenn auch nicht mehr in übermannshoch aufgeschichteten Kohlenmeilern, sondern in Metallretorten, Holzkohle gebrannt. Am Hammerbach wurde früher mit Wasserkraft eine Hammerschmiede betrieben, die der Ansiedlung den Namen ”Eisenhammer” gab. Im Heidedorf Reinharz wurde vom Ritter Heinrich Löser ein Rittergut geschaffen und später von den Nachfahren das Wasserschloß errichtet, das nach dem II. Weltkrieg als Erholungs- und Kurheim genutzt wurde.
Zur Zeit der Ostkolonisation wurde das Gebiet des heutigen Bad Schmiedeberg besiedelt. Nachdem die Zahl der Siedler ständig wuchs und Handel und Gewerbe aufblüten, erhielt der Ort 1350 das Stadtrecht. Von den zahlreichen Handwerksinnungen sollen besonders das Brauereiwesen und die Töpferei genannt werden. 1878 wurde in Schmiedeberg aufgrund der Erfahrung der Töpfer, die ihre von Rheumatismus schmerzenden Glieder in warme Moorerde zu stecken pflegten und dadurch Linderung erlangten, das Moorbad gegründet, das besonders nach 1945 ständig steigende Gästezahlen erreichte. Bei Bergwitz und Gniest befinden sich Flächen und Stellen, an denen früher Braunkohle abgebaut wurde. Während die bis zur Oberfläche aufgestaute Braunkohle bei Gniest nicht mächtig genug war, wurde bei Bergwitz bis 1955 die unter 10 bis 20 m mächtigen Deckschichten nicht gestauchte Braunkohle abgebaut, wonach der fast 200 ha große Bergwitzsee entstand. Neben der Braunkohle wurden auch Tone, Sande und Kiese abgebaut.
Das Gebiet der Dübener Heide hatte jedoch die größte Bedeutung für die Holznutzung in den Wäldern. So setzte die Rodungstätigkeit bereits im 11. bis 13. Jahrhundert mit den deutschen Siedlern ein. Diese erhielten vom Landesherren mit der Landnahme mehrere Gewohnheitsrechte, sogenannte Servitute, wie Brenn- und Bauholz-, Kien- und Leseholz- sowie Streu- und Lehmentnahme, aber auch Hutungs-, Gräserei- und Triftberechtigungen. Diese überkommene Form der Servitute wirkte sich nachteilig auf den Waldbestand aus, da zum Beispiel durch die Streu- und Waldweidenutzung jeglicher Jungwuchs verhindert wurde. Einschneidende Veränderungen in der natürlichen Waldbestockung fanden dann jedoch im 19. und 20. Jahrhundert mit der Einführung der Kahlschlagwirtschaft und Monokulturpflanzung statt. In der Zeit vor 1990 war die Dübener Heide ein bedeutendes Holzeinschlagsgebiet, das vom Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb ”Dübener Heide” in Tornau, Ortsteil Eisenhammer, bewirtschaftet wurde. Durch die SO2-haltigen und staubförmigen Emissionen der Braunkohle-Kraftwerke Zschornewitz und Vockerode sowie der chemischen Industrie in Bitterfeld und Wolfen wurde das Waldgebiet stark geschädigt, da diese Abgase durch die vorherrschenden Südwest- und Westwinde in das Gebiet getragen wurden. Die Dübener Heide wurde zu einem ”klassischen” Rauchgas-Schadensgebiet mit gravierenden Auswirkungen auf das Ökosystem Wald mit seinen einzelnen Kompartimenten.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Das Gebiet der Dübener Heide ist das Ergebnis eiszeitlicher Vorgänge. Es wird geologisch durch die Stauchendmoräne zwischen Gräfenhainichen und Bad Schmiedeberg geprägt, die in einem älteren Stadium der Saalevereisung (vor zirka 250 000 Jahren) entstanden ist. Durch mehrere Vorstoß- und Rückzugsphasen der nördlichen Inlandvereisung wurde das hügelige Relief geschaffen. Der Endmoränenbogen bezeichnet das Gebiet, in dem die Vereisung zum Stillstand kam.
Durch die Endmoräne wurden vorwiegend braunkohleführende tertiäre Schichten des Miozäns und des Oligozäns stark aufgestaucht und geschuppt. Dabei reicht die Stauchwirkung 70 bis 100 m tief in die tertiäre Schichtenfolge hinein. So wurden stellenweise Sedimente aus 100 m Tiefe bis an die heutige Oberfläche aufgestaucht, beispielsweise die Braunkohle bis auf teilweise nur wenige Meter Tiefe. Einen bevorzugten Abscherungshorizont bildete dabei die Oberfläche des Rupeltones.
Die zwischen den vorwiegend grundwasserstauend wirkenden tertiären Schollen eingelagerten quartären Schmelzwassersande und -kiese sind die grundwasserleitenden Elemente in der Stauchungszone. Durch die von der Stauchung erfaßten bindigen Sedimente wird der Komplex nicht nur in übereinander, sondern auch in nebeneinander gelagerte Grundwasserleiter verschiedenen Alters gegliedert. Die einzelnen Grundwasserleiter folgen dem Streichen der Falten und haben, wo die Stauchfalten zerrissen sind, eine hydraulische Verbindung. Die Schmiedeberger Stauchendmoräne bildet eine Grundwasserscheide im Gebiet, so daß das Grundwasser im südwestlichen Teil dem Muldetal zufließt, im Nordosten aber in das Schmiedeberger Becken fließt und dort zur Ausbildung vermoorter Alluvionen geführt hat. Diese bilden heute die Grundlage für den Moorbadebetrieb. In dem zur Mulde abfließenden Grundwasser kommt es aufgrund der Aufstauchung zu artesischer Spannung, welche bereits um die Jahrhundertwende zur Hauswasserversorgung in Düben, heute Bad Düben, genutzt wurde. Der anstehende Druck erreichte selbst Wohnungen in der zweiten Etage. Die Nutzung der im Tertiär entstandenen Braunkohleflöze führte südlich von Bergwitz, nördlich von Gröbern und zwischen Schlaitz und Pouch zu tiefgreifenden Landschaftsveränderungen. In diesem Gebiet ist auch in kleinen Tagebauen Braunkohle abgebaut worden. Davon zeugen zahlreiche kleine Seen, wie beispielsweise ”Langer See”, ”Königsee”, ”Froschsee” und andere.
Aus bodenkundlicher Sicht kann man von einer Zweiteilung des LSG sprechen. Man unterscheidet den östlichen Teil zwischen Tornau und Pretzsch im Bereich der Schmiedeberger Endmoräne vom westlichen Teil zwischen Tornau und Muldenstein außerhalb der Schmiedeberger Endmoräne. Der östliche Teil ist bodenkundlich differenzierter als der westliche Teil. Letzterer enthält dafür als Besonderheit die Kippen und Restlöcher wie den Muldestausee, den Blauen See und den Roten See des ehemaligen Braunkohlentagebaus Muldenstein.
Im östlichen Teil folgt über dem gestauchten Tertiär und dem saalekaltzeitlichen Geschiebemergel der weichselkaltzeitliche Geschiebedecksand, so daß alle Bodenprofile, mit Ausnahme der in den Bachtälern, zweischichtig sind; zum Beispiel Sand über Lehm, Sand über Ton, Sand über Sand. Die unterschiedlichen bodenphysikalischen Eigenschaften der übereinander liegenden Substrate bedingen sehr unterschiedliche Böden. Dort, wo lehmig-tonige Substrate unter sandigen Substraten liegen, finden sich Böden mit Neigung zur Stauvernässung, z.B. Pseudogley-Braunerden, Pseudogley-Fahlerden oder an Braunerde-Fahlerden ohne Staunässe. Diese Böden werden überwiegend als Acker genutzt. Dort, wo sandige Substrate über Sand liegen, finden sich podsolige Sauerbraunerden, Braunerde-Podsole und Acker-Braunerde-Podsole. Mit Ausnahme der letzteren sind diese Böden Waldstandorte. In den Bachtälern kommen in den Quellbereichen Gleye aus Sand, sonst bachabwärts Humusgleye bis Anmoorgleye vor. Diese Standorte werden meist als Grünland genutzt.
Der westliche Teil liegt außerhalb der Schmiedeberger Endmoräne. Deshalb gibt es die zur Stauvernässung neigenden Böden hier nicht, es überwiegen sandige Böden. An der Westgrenze dieses Teilgebietes befindet sich der ehemalige Braunkohlentagebau Muldenstein. Im Gegensatz zu den kleinen Tagebauen im östlichen Teilgebiet handelt es sich hier um einen Großtagebau. Durch die Rekultivierung sind vier wassergefüllte Restlöcher und etwa 1000 ha Kippenfläche aus unterschiedlichen Kippsubstraten entstanden. Die Kippsubstrate werden nach ihren stabilen Parametern wie Korngrößenzusammensetzung, Karbonatgehalt, Substratmischung benannt. Durch die Vorsilbe ”Kipp” wird auf ihre Entstehung hingewiesen, zum Beispiel bei Kipp-Lehm, Kipp-Kieslehm, Kipp-Kalklehm, Kipp-Kieskalklehmsand, Kipp-Gemengekieslehmsand. Kippböden unter landwirtschaftlicher Nutzung zeigen bereits nach drei bis fünf Jahren eine Horizontdifferenzierung. Mit Karbonatgehalt sind diese Böden als Kipp-Pararendzinen, ohne Karbonatgehalt als Kipp-Regosole anzusprechen.
Die Oberflächengewässer werden besonders vom weitverzweigten Fließgewässersystem des Fliethbaches geprägt, der von mehreren Quellzuflüssen südlich von Reinharz gespeist wird und in der Elbeaue nördlich von Wörlitz in die Elbe mündet. Direkt an der Landesgrenze nach Sachsen fließt der kleine Grenzbach ebenso wie der weiter nördlich fließende Pretzscher Bach in östlicher Richtung zur Elbe. Im Waldgebiet am Eisenhammer nördlich von Tornau entspringt der Hammerbach, der in südlicher Richtung der Mulde zufließt. Nördlich von Krina entspringt in einem anmoorigen Gebiet der Schmerz-Sollnitzbach, der westwärts fließt und bei Sollnitz in die Mulde mündet. Alle diese Bachtälchen sind Schmelzwasserrinnen vom ehemaligen Inlandeis zu den Urstromtälern. An stehenden Gewässern finden sich in der Dübener Heide mehrere anthropogen, also in der Folge von Kohle- oder Tonabbau oder durch Anstau von Fließgewässern entstandene Seen oder Teiche, wie Großer und Kleiner Lausiger Teich, Ausreißerteich, Patzschwiger Tonteiche, Roter Mühlteich Reinharz, Heidemühlteich, Heideteich, Brauhausteich Reinharz, Blaues Auge Reinharz und Gniester Seen. Die größten Wasserflächen entstanden aber nach Aufgabe der Braunkohlenförderung bei Bergwitz im Jahr 1952 mit dem 200 ha großen Bergwitzsee (mittlere Tiefe = 14 m) und 1975 nach Flutung des 605 ha großen Muldestausees (mittlere Tiefe = 19,5 m).
Der zentrale Bereich der Dübener Heide ist dem Klimagebiet ”Binnenbecken und Binnenhügelland im Lee der Mittelgebirge” zuzurechnen. Der umgebende Bereich gehört zum Klimagebiet des stärker kontinental beeinflußten Binnentieflands.
Die Dübener Heide stellt eine Klimascheide zwischen dem atlantisch getönten Raum um Bitterfeld im Westen und dem bereits kontinentaler geprägten Elbtal bei Torgau dar. Hinsichtlich der Jahresniederschläge hebt sich der zentrale Teil der Dübener Heide mit mehr als 600 mm Niederschlagsmenge deutlich gegen die Randgebiete ab, die teilweise um die 550 mm Niederschlag empfangen.
Das Jahresmittel der Lufttemperatur beträgt im zentralen Bereich der Dübener Heide 8,0 bis 8,5 oC (mittlere Lufttemperatur Januar 0 bis –1 oC, Juli 17,0-18,0 oC) und liegt in dessen Randbereich ca. 0,5 bis 1,0 oC höher.
Pflanzen- und Tierwelt
Die potentiell natürlichen Waldgesellschaften sind durch die forstliche Nutzung des Gebietes stark zurückgedrängt worden. Seit den 1980er Jahren wird der Rotbuchenanbau gefördert, so daß auch wieder Jungbestände vorzufinden sind. Charakteristisch für den niederschlagsreicheren südlichen Teil der Dübener Heide sind Hainsimsen-Buchenwälder der ärmeren Podsole und Flattergras- saure Waldmeister-Buchenwälder der Braun- und Fahlerdestandorte. Der zentrale, durch Endmoränen gekennzeichnete Kern der Dübener Heide wird von Linden-Traubeneichen-Hainbuchenwäldern umschlossen. Je nach Trophie des Standortes kommt es zu grasreichen und krautreichen Ausbildungen. Bei Staunässeeinfluß und Ausbildung von Pseudogleyen gehen diese Wälder in Waldziest-Stieleichen-Hainbuchenwälder und insbesondere im südöstlichen Teil der Dübener Heide in Seegrasseggen-Stieleichen-Hainbuchenwälder über.
Als azonale Vegetation treten in Tälern und Niederungen Pfeifengras-Eichenwälder im Komplex mit Sternmieren-Stieleichen-Hain-buchenwäldern auf Gleystandorten auf. Die Anmoorstandorte werden von Traubenkirschen-Erlen-Eschenwäldern und die Niedermoorstandorte von Erlenbrüchern verschiedener Ausprägung eingenommen.
Die großflächig vorhandenen Kiefernforste weisen eine zunehmende Vergrasung mit Land-Reitgras auf. Südlich von Lübast existieren noch Vorkommen mehrerer Arten von Wintergrüngewächsen, ebenso kommt das Wintergrün bei Schmerz, Gröbern und Krina vor. Schwarzer Holunder, Faulbaum und Stiel-Eiche sowie Adlerfarn und Brombeere treten in den Kiefernbeständen als Unterwuchs auf.
An Einzelstandorten wurden auch zahlreiche floristische Besonderheiten nachgewiesen, wie Leberblümchen, Türkenbundlilie, Nestwurz, Süße Wolfsmilch, Echtes Lungenkraut, Sanikel und Gelbes Windröschen, die jedoch aktueller Bestätigung bedürfen.
Die ehemals für die Dübener Heide typischen großflächigen Heidelbeerbestände, die im Sommer viele Beerensucher in die Heide lockten, sind der zunehmenden Vergrasung gewichen, die als eine Folge der vormals starken Luftbelastung angesehen wird. Auch der Reichtum an Großpilzen entspricht nicht mehr dem früherer Zeiten, wenn auch immer noch Stein-, Butter-, Birkenpilze, Pfifferlinge, Blutreizker, Hallimasch und weitere Pilzarten gefunden und von Sammlern an den Straßen angeboten werden.
Die zunächst vegetationsfreien Kippböden der Bergbaufolgelandschaften unterliegen zunehmend der Sukzession, so daß sich hier aus Hänge-Birke, Zitter-Pappel und Wald-Kiefer bereits Vorwälder gebildet haben, teilweise auch forstlich begründet.
Eine besonders artenreiche Vegetation ist in den Bereichen der Heideteiche vorzufinden. Hier bilden Weiße Seerose und Gelbe Teichrose, Froschbiß, Kleine Wasserlinse, Schwimmendes Laichkraut, Wasserhahnenfußarten, Wasser-Knöterich, Südlicher Wasserschlauch und Wasserfeder die Schwimmblattvegetation sowie Schilf, Schmal- und Breitblättriger Rohrkolben und Teichsimse dichte Röhrichte. An einigen Teichufern, besonders am Südufer des Ausreißerteiches und des Kleinen Lausiger Teiches, haben sich Flachmoorgesellschaften mit Grau-Segge, Hunds-Straußgras, Schmalblättrigem Wollgras, Wassernabel, Flatter-Binse, Sumpf-Blutauge und Torfmoos-Teppichen herausgebildet. Auch einige andere stehende Gewässer im LSG weisen eine derartige Wasser- und Ufervegetation auf.
Das Fließgewässersystem des Fliethbaches ist von zahlreichen Makrophyten bestanden. Hier bildet besonders der Große Wasserschwaden mit der Wasser-Schwertlilie schmale Bachröhrichte, von den submersen Pflanzen kommen in der Quellregion Alpen-Laichkraut, in der Mittelregion vorwiegend Kanadische Wasserpest, Schild-Wasserhahnenfuß und Schwimmendes Laichkraut vor.
Auf wenigen, extensiver bewirtschafteten Kleinäckern auf stark sauren, nährstoffarmen Sandböden wurden Ackerwildkrautarten der sehr selten gewordenen Knäuel-Lämmersalat-Gesellschaft nachgewiesen.
Entsprechend diesem vielfältigen Lebensraumangebot ist im LSG eine artenreiche Tierwelt anzutreffen. In den großflächigen Wäldern finden mit Rothirsch, Reh, vereinzelt Wildschwein und Damhirsch, vier Schalenwildarten Einstand. Mit Dachs, Baum- und Steinmarder, Iltis, Hermelin und in den Randlagen zu offenen Bereichen auch Mauswiesel kommen alle Waldmarder im LSG vor. An einigen Gewässern (wie am Bergwitzsee) haben sich die für die Heide nicht typischen Elbebiber angesiedelt, vermutlich begünstigt durch abwandernde Biber aus einer ehemaligen Hälterungsanlage des Forstbetriebes in Köplitz. Das Artenspektrum der Kleinsäugerfauna und das der baumbewohnenden Fledermäuse ist noch relativ unbekannt.
Besonders artenreich ist die waldbewohnende Vogelwelt vertreten, zum Beispiel durch Buchfink, Star, Eichelhäher, Wald- und Gartenbaumläufer, Kleiber, Pirol, Kohl-, Blau-, Hauben-, Tannenmeise, Trauerschnäpper, Sommer- und Wintergoldhähnchen, Amsel, Zilpzalp, Fitis, Misteldrossel, Singdrossel, Rotkehlchen, Heidelerche, Baumpieper, Kuckuck, Buntspecht, Turteltaube, Ringeltaube, Waldschnepfe, Mäusebussard, Habicht und Sperber. Im Zuge seiner Wiederausbreitung erreichte der Kolkrabe neben dem Fläming auch die Dübener Heide als eines der ersten Wiederansiedlungsgebiete, wo er inzwischen wieder überall vorkommt. Bemerkenswert sind die Vorkommen der Vogelarten, die bevorzugt die Altbuchenbestände bewohnen, wie Schwarzspecht, Grauspecht, Waldlaubsänger, Zwergschnäpper, und Hohltaube. Auf den weiten vegetationslosen bzw. -armen Flächen des Tagebaus Gröbern sind Brachpieper und Heidelerche in einer erstaunlichen Dichte anzutreffen. Auch die gefährdeten Großvogelarten Kranich, Seeadler und Schwarzstorch finden mit jeweils 1 - 2 Brutpaaren Lebensraum im LSG. Dagegen ist der ehemals an den Mühlen des Fliethbachtales vorkommende kleine Bestand der Gebirgsstelze wohl völlig erloschen. An den Heideteichen leben verschiedene Wasservogelarten, wie Hauben-, Rothals- und Zwergtaucher, Stock-, Tafel- und Reiherente, Bleß- und Teichralle, Rohrweihe, Drossel-, Teich- und Sumpfrohrsänger sowie die Rohrammer. Der Weißstorch ist mit einem Brutpaar in Bad Schmiedeberg sowie in Randgemeinden des Landschaftsschutzgebietes wie Bergwitz, Pretzsch, Sachau und Priesitz, vertreten. Eine besondere Bedeutung für die Rast durchziehender Wasservögel besitzen die beiden großen Tagebauseen (Muldestausee, Bergwitzsee), insbesondere für Zehntausende von Saat- und Bleßgänsen sowie Lachmöwen. Auf der Insel des Muldestausees hat sich eine Brutkolonie der Sturmmöwe gebildet.
Wenn auch in den geschlossenen Waldungen der Dübener Heide kaum Lurche zu finden sind, sind sie an den stehenden und fließenden Gewässern des Gebietes sowie in den dort angrenzenden feuchteren Wiesen und Wäldern vertreten. Hier konnten bisher insgesamt folgende zehn Arten nachgewiesen werden: Kammolch, Teichmolch, Knoblauchkröte, Erdkröte, Kreuzkröte, Laubfrosch, Grasfrosch, Moorfrosch, Teichfrosch und Kleiner Wasserfrosch. Dabei sind Teichfrosch, Grasfrosch und Erdkröte die häufigsten Arten. Bemerkenswert sind die Vorkommen der gefährdeten Arten Kammolch und Laubfrosch sowie des Kleinen Wasserfrosches, die sich besonders an den Gewässern im Schmiedeberger Becken konzentrieren. Von den Kriechtieren kommt die Ringelnatter an den Heideteichen vor. Die Waldeidechse ist an den Waldwegen und -rändern zu finden, die Zauneidechse nur an Stellen mit lückiger oder fehlender Vegetation, zum Beispiel an Abgrabungen. In den Wäldern lebt die Glattnatter. Dagegen fehlen von der oftmals vermuteten Kreuzotter aktuelle Nachweise.
Die Fischfauna in den fischereilich genutzten Heideteichen wird von den wirtschaftlich nutzbaren Arten, insbesondere Karpfen, geprägt, die hier in großer Stückzahl eingesetzt werden. Das herbstliche Abfischen an den Lausiger Teichen wird seit einigen Jahren als Volksfest mit ständig steigenden Besucherzahlen durchgeführt. Das Fließgewässersystem des Fliethbaches wird im Bereich der Dübener Heide mit dem sommerkühlen Oberlauf bis etwa Reinharz und dem sommerwarmen Mittellauf von den Fischarten Bachforelle, Bachneunauge, Schmerle, Gründling, Drei- und Neunstachliger Stichling besiedelt. Durch Besatz sind in den beiden Tagebauseen vorwiegend fischereilich nutzbare Fische vorzufinden. So wurden beispielsweise in den Bergwitzsee Kleine Maränen und in den Muldestausee Welse eingesetzt. Die Fischvorkommen haben auch die Ansiedlung des Fischadlers auf Hochspannungsmasten am Muldestausee begünstigt. In den flacheren und unverschlammten Bereichen des Muldestausees hat sich eine starke Teichmuschelpopulation entwickelt.
Das LSG wird infolge der unterschiedlichsten Lebensräume auch von einer Vielzahl wirbelloser Tierarten besiedelt. Bedeutsam ist das Vorkommen des Edelkrebses in den Gewässern des Fliethbachsystems, das als eines der wenigen nach dem allgemeinen Rückgang des Bestandes dieser Art in Deutschland erhalten geblieben ist. Im Gebiet der Dübener Heide wurden 102 Tagfalterarten nachgewiesen, von denen 55 regelmäßig vorkommen, von den Schwärmern und Spinnern wurden 187 Arten festgestellt, von denen 138 regelmäßig im Gebiet anzutreffen sind. Auch eine artenreiche Libellenfauna ist beschrieben, von der besonders die spezialisierten Fließgewässerarten wie Blauflügelprachtlibelle, Gebänderte Prachtlibelle, Grüne Keiljungfer und Zweigestreifte Quelljungfer zu erwähnen sind. Schließlich seien noch die Käfer genannt, von denen besonders die xylobionten Arten in den Wäldern Lebensbedingungen finden. Der imposante Hirschkäfer kommt in Alteichenbeständen vor.
Entwicklungsziele
Für das LSG ergibt sich als Hauptentwicklungsziel die Erhaltung des waldreichen Naturraumes als Lebensraum einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt im Einklang mit einer nachhaltigen forstwirtschaftlichen Nutzung und der Entwicklung des Erholungswesens.
Die forstwirtschaftliche Nutzung muß demzufolge die bestockte Waldfläche im vollen Umfang erhalten und sollte dabei die schrittweise Umwandlung der monotonen Kiefernbestände in naturnahe Laubholzbestände entsprechend des Standortes betreiben. Insbesondere die Hainsimsen-Traubeneichen-Rotbuchenwälder, Birken-Stieleichenwälder und Stieleichen-Hainbuchenwälder kämen den potentiell natürlichen Waldgesellschaften nahe. Besondere Bedeutung kommt auch der Erhaltung der Naßstandorte in den Bachtälern zu, um die vorhandenen Erlen-Bruchwald- und Erlen-Eschenbestände zu bewahren. Wasserabführende Maßnahmen sind dort in keiner Weise durchzuführen, vorhandene Entwässerungen sind zu unterbinden.
Die im LSG vorhandenen Wiesen sind zu erhalten und nicht in Ackerland umzuwandeln. Ihre Nutzung bzw. Pflege ist zu gewährleisten, damit diese Flächen offen bleiben und das vorhandene Mosaik verschiedener Landnutzungen und Lebensräume, erhalten bleibt. Die sorgfältige und sparsame Anwendung von Mineraldüngemitteln sollte einen Nährstoffeintrag in die Gewässer verhindern.
Die Fließgewässer sind in ihrem naturnahen Zustand zu belassen. Vorhandene Verbauungen sind zu renaturieren. Insbesondere die ökologische Durchgängigkeit des Fliethbaches ist zu verbessern, indem vorhandene Querverbauungen rückgebaut oder in Sohlgleiten umgewandelt werden. Die Instandhaltungsmaßnahmen sind auf ein Minimum zu beschränken und örtlich und zeitlich versetzt durchzuführen, um den Fließgewässerorganismen Rückzugsgebiete zu erhalten, von denen eine Wiederbesiedlung des übrigen Gewässerlaufes erfolgen kann.
Zur Erhöhung des Erholungswertes ist das bereits vorhandene und gut verteilte Wegenetz in seinem Zustand weiter zu verbessern und seine Erreichbarkeit durch die Schaffung von Parkmöglichkeiten an den Zufahrtsstraßen zu gewährleisten. Die Nutzung der beiden großen Tagebauseen für Erholungszwecke (Segeln, Surfen, Tauchen sowie Baden und anderes) ist im ökologisch verträglichen Rahmen zu gestalten.
Exkursionsvorschläge
In dem durch Wanderwege gut erschlossenen LSG können von Kemberg, Bad Schmiedeberg, Gräfenhainichen oder auch Bad Düben aus zahlreiche Wanderungen unternommen werden. Ein über 60 km langer, überregionaler Wanderweg mit dem Lutherstein an der B 2 als Mittelpunkt wird den beliebten Bergwitzsee im sachsen-anhaltischen Teil mit dem sächsischen Südteil der Heide verbinden.
Köhlerei Eisenhammer - Lutherstein - Wachtmeister - Bertagrab - Reitergrab
In der Köhlerei Eisenhammer, an der sogenannten ”Dachszange” unmittelbar an der B 2, wurde seit altersher Holzkohle in Meilern gebrannt. Heute wird die Holzkohle hier in großen Eisenbehältern hergestellt.
Der Lutherstein ist ein 15 - 20 t schwerer Findling aus Biotitgranit, der in der Eiszeit vom Inlandeisblock bis in das Gebiet der heutigen Dübener Heide transportiert wurde. Der Sage nach soll Martin Luther bis zu diesem Stein von Studenten begleitet worden sein, als er 1519 nach Leipzig zum Disput mit Dr. Johann Eck zog. Für die Bewohner der Heide soll dieser Stein früher als Opferstein ein Heiligtum gewesen sein. Unweit des Luthersteins kann man die umfangreiche Dammbautätigkeit einer Biberfamilie am Hammerbach besichtigen.
Die ebenfalls an der B 2 gelegene heutige Gaststätte ”Wachtmeister” ist ein schönes altes Fachwerkgebäude, das von dem Wachtmeister Starke 1715 erbaut wurde, 1717 das Schankrecht erhielt und mit dem sich entwickelnden Postverkehr auch als Poststation genutzt wurde.
Einen Kilometer nördlich vom Wachtmeister liegt das Grab der Jungfer Berta, die der Sage nach im Dreißigjährigen Krieg durch einen schwedischen Reiter getötet wurde, der ihr den vom Bräutigam geschenkten Schmuck raubte.
Nicht weit davon entfernt befindet sich das Reitergrab, das Grab des Mörders der Berta, der durch den Bräutigam getötet wurde, als er sich im Wald verirrte, nach dem rechten Weg fragte und als Lohn Bertas Schmuck anbot. Da jeder Wanderer einen Stein auf dieses Grab wirft, ist es heute zu einem großen Steinhaufen angewachsen.
Bad Düben
In der 981 erstmalig erwähnten Stadt befindet sich unmittelbar am Ufer der Mulde die Burganlage mit Wachtturm und Wächteranlage, die sowohl Blücher als auch Napoleon als Hauptquartier vor der Völkerschlacht in Leipzig diente und in der heute ein Landschaftsmuseum zur Dübener Heide eingerichtet ist, das wissenswertes über Geologie und Frühgeschichte sowie alte Handwerke des Gebietes vermittelt. Hier steht auch die letzte deutsche Schiffsmühle, die von 1610 - 1688 als Amtsmühle und später privat auf der Mulde betrieben wurde.
Pretzsch - Bad Schmiedeberg - Reinharz
Das Schloß im 965 erstmalig erwähnten Pretzsch entstand 1380 durch den Umbau eines alten Burgwards. Es wurde Familiensitz des Geschlechts der Löser und 1720 -1727 ständiger Wohnsitz der Gattin des Kurfürsten von Sachsen, Christine-Eberhardine. In der durch Pöppelmann umgebauten Stadtkirche St. Nicolaus befindet sich das Grab der Kurfürstin. Neben dem Geburtshaus des Musikpädagogen Friedrich Wieck, dessen Tochter Clara den Komponisten Robert Schumann heiratete, befindet sich in Pretzsch noch ein Heimatmuseum mit einer Sammlung über die Stadtgeschichte.
In Bad Schmiedeberg ist das Au-Tor, als Nordtor der mittelalterlichen Stadtbefestigung, das Wahrzeichen der Stadt, das mit der spätgotischen Stadtkirche, dem Renaissance-Rathaus und dem Kurhaus das Ensemble der bedeutenden Bauwerke der Stadt prägt. Neuerdings ist das Erlebnisbad ”Basso” neuer Anziehungspunkt. Unweit südlich von Bad Schmiedeberg befindet sich der um 1900 erbaute Turm ”Schöne Aussicht” mit Gaststätte, von dem sich eine eindrucksvolle Sicht über die Dübener Heide bietet.
Das barocke Wasserschloß Reinharz wurde 1690 - 1701 erbaut und besitzt einen 68 m hohen Schloßturm und eine interessante Parkanlage mit dem Schloßteich und dem angrenzenden Brauhausteich. Daneben ragt der Turm der Barockkirche hoch aus dem ringsum befindlichen Wald“meer“.
Kemberg
Die Stadt Kemberg, am Übergang zwischen dem Urstromtal der Elbe und der Dübener Heide gelegen, ist mit ihrer teilweise noch gut erhaltenen Stadtbefestigung mit Mauer, Wall und Graben sowie der Stadtkirche ”Unserer lieben Frauen”, dem historischen Markt mit Rathaus und Bürgerhäusern und einer kursächsischen Postdistanzsäule aus dem Jahr 1727 ein beliebtes Ausflugsziel.
Rundwanderung um den Bergwitzsee und Rundwanderung um den Muldestausee
Beide große Seen können in mehrstündigen Wanderungen umrundet werden, wofür Rundwanderwege ausgeschildert sind. Am Muldestausee lohnt sich ein Besuch des ”Hauses am See” mit einer interessanten Ausstellung zur Flora und Fauna des Gebietes. Am Bergwitzsee kann der Naturlehrgarten im Ort besucht werden.
Verschiedenes
Waldschäden durch Luftverunreinigungen
Luftverunreinigungen durch industrielle Abgase haben in Deutschland ein starkes Ansteigen der sogenannten ”Waldschäden” hervorgerufen. Die Dübener Heide liegt vollständig in der Hauptwindrichtung der braunkohleverarbeitenden und chemischen Industrie von Bitterfeld und Wolfen. Die von diesen Emittenten langjährig in die Atmosphäre ausgestoßenen Schadstoffe, wie Schwefeldioxid, Staub, Stickoxide, Fluorverbindungen und anderen verursachten an den Waldbeständen enorme Schäden, so daß die Dübener Heide als das Gebiet mit der höchsten Belastung in Sachsen-Anhalt eingestuft wird. Diese Schadstoffe wirken als Gase auf die oberirdischen Pflanzenteile (Nadeln, Blätter, Borke) oder als Säuren über den Waldboden auf die Wurzeln. Sie stören die natürlichen Stoffwechselvorgänge der Pflanzen, insbesondere die Photosynthese. Weiterhin greifen sie die Blätter oder Nadeln auf ihrer Oberfläche an, so daß es zu Nekrosen und anderen Erscheinungen kommt und führen zu schädlichen Bodenveränderungen, indem pflanzenschädliche Metallionen im Boden freigesetzt werden, welche zu Wurzelschädigungen führen. Obwohl sich die Luftbelastung in Sachsen-Anhalt insgesamt deutlich verringert hat, sind die Auswirkungen auf den Wald langfristiger. Die Schadstoffe haben sich im Kreislauf des Ökosystems Wald im Laufe der Zeit angereichert, insbesondere im Boden, so daß die Schäden nach der Verringerung oder dem Wegfall der Luftbelastung nicht schlagartig verschwinden. Die Nachwirkungen können teilweise noch nach Jahrzehnten festgestellt werden. Außerdem wirken in den Bereichen, die vom Straßenverkehr tangiert werden, die bisher weiterhin ansteigenden Schadstoffbelastungen aus den Kfz-Abgasen.
veröffentlicht in:
Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts
© 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X
Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband
© 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9
Letzte Aktualisierung: 30.07.2019