Menu
menu

LSG Hel­mestau­see Berga-​Kelbra

Größe: 1.113 ha
Co­die­rung: LSG0065SGH
Land­kreis: Mansfeld-​Südharz (MSH)

Ver­ord­nung des Land­krei­ses Sangerhau­sen vom 09.11.2000Amts­blatt für den Land­kreis Sangerhau­sen. - (2000)11 vom 22.12.2000, S. 29 (pdf 293 KB)

Ge­biets­be­schrei­bung
West­lich von Berga und Kel­bra er­streckt sich der Hel­mestau­see, der vor über 30 Jah­ren vor­ran­gig für den Hoch­was­ser­schutz ge­baut wurde. Der Erst­ein­stau fand 1967 statt. Der Stau­see und das west­lich an­gren­zen­de Rück­hal­te­be­cken set­zen sich im an­gren­zen­den Thü­rin­gen fort.
Der Stau­see und der etwa 4 km lange Stau­damm zwi­schen Berga und Kel­bra be­stim­men das Land­schafts­bild in der Nie­de­rung der Gol­de­nen Aue. Der Stau­see ist ca. 700 ha groß, ma­xi­mal nur 3,5 m tief und von fast drei­ecki­ger Form. Bei Hoch­was­ser kann sich die Flä­che auf 1 400 ha aus­deh­nen. Dann wer­den weite Teile des land­wirt­schaft­lich als Grün­land ge­nutz­ten Rück­hal­te­be­ckens über­staut.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Das LSG liegt zwi­schen den Grund­ge­birgs­aufra­gun­gen des Har­zes und des Kyff­häu­s­er­ge­bir­ges in­ner­halb der Hel­me­nie­de­rung, der Gol­de­nen Aue, die durch Ab­lau­gung von Salz­ge­stein des Zech­st­ein­un­ter­grun­des ent­stand. Prä­gen­de tek­to­ni­sche Ele­men­te sind am Ost­rand des LSG die NNW-​SSE ge­rich­te­te Thyratal-​Störungszone und die Kelbraer-​Störung am Süd­rand der Gol­de­nen Aue. In dem mor­pho­lo­gisch wenig ge­glie­der­ten LSG wird der Fest­ge­steins­un­ter­grund voll­stän­dig von pleis­to­zä­nen San­den und Kie­sen sowie im süd­li­chen Teil von braun­koh­le­füh­ren­den Se­di­men­ten des Ter­ti­ärs über­deckt. Die kä­no­zoi­schen Ab­la­ge­run­gen er­rei­chen im west­li­chen Teil Mäch­tig­kei­ten bis 100 m.Dar­un­ter set­zen­tief­grün­dig ent­fes­tig­te Schluff­stei­ne des Unte-​ren Bunt­sand­steins ein, die ca. 200 m unter Ge­län­de von Sulfat-​ und Kar­bo­nat­ge­stein sowie Stein­salz der Zechstein-​Serie unterla-​gert wer­den.Im mitt­le­ren süd­li­chen Ab­schnitt,nörd­lich der Num­burg, kön­nen unter einer nur ge­ring­mäch­ti­gen quar­tä­ren Lo­cker­ge­steins­be­de­ckung di­rekt hoch­ver­kars­te­te Gips­ge­stei­ne der Werra-​Folge an­ste­hen. In die­sem Be­reich er­eig­ne­ten sich ins­be­son­de­re im Zeit­raum zwi­schen 1988 und 1990 zahl­rei­che Erd­fäl­le, nach­dem der Stau­see in den Ab­sen­kungs­trich­ter des zwi­schen­zeit­lich ein­ge­stell­ten Sangerhäu­ser Kup­fer­schie­fer­berg­bau­es ge­lang­te. Über die Erd­fäl­le flos­sen er­heb­li­che, mon­tan­hy­dro­lo­gisch nicht mehr be­herrsch­ba­re Was­ser­men­gen (max.32 m3/min) den un­ter­tä­gi­gen Gru­ben­bau­en zu.
Das LSG brei­tet sich in der Bo­den­land­schaft „Helme-​Unstrutaue mit Gol­de­ner Aue“ aus. Mit der Be­zeich­nung „Gol­de­ne Aue“ wird die sehr­ho­he Er­trags­fä­hig­keit der Böden in die­sem Ge­biet her­vor­ge­ho­ben. Die hier vor­kom­men­den schluffig-​tonigen Au­en­bö­den sind fri­sche bis grund­fri­sche Vegen, grund-​ und stau­was­ser­be­ein­fluss­te Gley- und Pseudogley-​Vegen. Die brei­te Aue war noch im frü­hen Mit­tel­al­ter ver­moort. Nach der Tro­cken­le­gung durch die Hol­län­der im 11. Jh. wurde auf den moo­ri­gen Böden noch eine to­ni­ge Auelehm-​Schicht von 0,8 bis 1 m ab­ge­la­gert, in der sich Gley-​Pseudogleye bis Hu­mus­gleye bil­de­ten. Gleye, Hu­mus­gleye und grund­was­ser­be­herrsch­te An­moor­gleye fin­den sich heute in den zen­tra­len, tiefs­ten Be­rei­chen der Land­schaft.
Im Laufe der Zeit wur­den in die­ser Ge­gend zahl­rei­che Me­lio­ra­ti­ons­maß­nah­men durch­ge­führt. In der Regel führ­te das zu Grund­was­ser­ab­sen­kun­gen, die Spu­ren in den Bo­den­pro­fi­len hin­ter­lie­ßen. Die An­la­ge des Hel­mestau­sees be­wirkt in sei­ner nä­he­ren Um­ge­bung eine Wie­der­ver­näs­sung der Böden. Eine Be­son­der­heit in die­sem LSG sind die Bittersalz-​Quellen ander Num­burg, einem heute unter Was­ser ste­hen­den Bau­ern­hof. Im Um­feld der Quel­len sind „Salz­bö­den“ mit ent­spre­chen­den Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten ent­wi­ckelt.
Der Was­ser­haus­halt des Ge­bie­tes wird aus­schließ­lich von der Tal­sper­re Kel­bra be­stimmt. Die Stau­hal­tung die­ses Ge­wäs­sers und das auf den Tou­ris­mus und die Fisch­wirt­schaft aus­ge­leg­te Be­triebs­re­gime prä­gen die hy­dro­lo­gi­schen Ver­hält­nis­se.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Der Hel­mestau­see Berga-​Kelbra be­sitzt für den Vo­gel­zug im Bin­nen­land eine be­son­de­re Be­deu­tung. Mit der Ver­än­de­rung der Zug­we­ge des Kra­nichs ent­wi­ckelt sich der Hel­mestau­see seit etwa An­fang der 1990er Jahre zum wohl der­zeit be­deu­tends­ten Kra­nich­rast­platz in Mit­tel­deutsch­land wäh­rend des Herbst­zu­ges. Die Ent­wick­lung der ma­xi­ma­len Rast­zah­len der letz­ten sechs Jahre soll das be­le­gen: 1996 – 2 300, 1997 – 4 000, 1998 – 5 000, 1999 – 5 825, 2000 – 10 264, 2001 – 10 540! Im Jahre 1982 ent­stand im Be­reich des Au­wäld­chens eine Grau­rei­her­ko­lo­nie, in der 1994 ein­ma­lig auch zwei Kor­mo­ran­paa­re einen Brut­ver­such un­ter­nah­men. Der Weiß­storch nutzt das Ge­biet als Nah­rungs­raum. Die Groß­seg­gen­rie­de sind Le­bens­raum für Was­ser­ral­le und Tüp­felsumpf­huhn. Feuch­te­re Be­rei­che des Grün­lan­des nutzt die Be­kas­si­ne zum Brü­ten, sel­te­ner er­scheint hier auch der Wach­tel­kö­nig. Die Beu­telmei­se baut ihr hän­gen­des Nest an den Zwei­gen der Wei­den.

Ent­wick­lungs­zie­le
Neben den spe­zi­el­len Re­ge­lun­gen zum Be­wirt­schaf­tungs­sys­tem des Stau­sees, die aus Sicht des Vo­gel­schut­zes zu ver­bes­sern sind, ist das Schutz­ziel auch dar­auf ge­rich­tet, na­tur­na­he Ufer­ab­schnit­te und ufer­be­glei­ten­de Ve­ge­ta­ti­on zu si­chern und damit we­sent­lich zum Schutz der Vo­gel­welt bei­zu­tra­gen. Das Grün­land soll er­hal­ten, ge­pflegt und ent­wi­ckelt wer­den. Dazu ist vor allem eine Ex­ten­si­vie­rung der Nut­zung not­wen­dig. Das LSG kann durch die An­la­ge von Ge­höl­zen be­rei­chert wer­den, ohne dabei je­doch den of­fe­nen Cha­rak­ter des Vo­gel­schutz­ge­bie­tes zu be­ein­träch­ti­gen.

ver­öf­fent­licht in:
Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
© 2003, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 30.07.2019

Zum Sei­ten­an­fang