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Klimastatistische Einordnung des meteorologischen Frühlings 2020

Verlauf und Mittelwertbetrachtung für Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein

Zur Einordnung des Witterungsverlaufs des meteorologischen Frühlings 2020 werden im Folgenden für jeden Monat das Mittel des Landes Sachsen-Anhalt für Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 dargestellt. Weiterhin ist der beschriebene Verlauf der Witterung beispielhaft in Abbildung 1 anhand täglicher Messgrößen für die Station Wittenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nachvollziehbar.

März

Der März 2020 setzte zu Beginn zunächst die niederschlagsreichen Verhältnisse des Februars 2020 (siehe Witterungsbericht Winter 2019/2020) bei verhältnismäßig milden Temperaturen fort. In der zweiten Hälfte des März, welche eher trocken und sonnenscheinreich war, konnte dagegen ein Gefühl von Winter nachgeholt werden: Bei nächtlichen Minustemperaturen und Tagesdurchschnittstemperaturen von unter 5 °C in der letzten Dekade des März (ausgenommen zwei mildere Tage) fiel dann am 29./30.03., also sowohl im meteorologischen als auch kalendarischen Frühling, vereinzelt Schneeregen bzw. Schnee, welcher im gesamten Winter weitestgehend ausblieben war. Die nach dem milden Winter bereits aufbrechenden Blüten der sonst für ihre Blütenpracht bekannten Magnolien fielen verbreitet diesen kalten Temperaturen zum Opfer.
Insgesamt erreichte der März mit 5,4 °C Durchschnittstemperatur ein Plus von 1,7 Kelvin (K) im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 (3,7 °C). Die Niederschlagssumme lag mit 31,0 mm bei 78 % des Referenzmittels (39,7 mm) und die Sonnenscheindauer mit knapp 179 Sonnenstunden um 69,3 h also +63,4 % über dem Mittel der Referenzperiode (109,4 h).

April

Nahezu der gesamte April zeigte sich unter Hochdruckeinfluss, trocken, warm und sonnenscheinreich. Regen ließ fast den gesamten Monat auf sich warten. Lediglich zu Ostern am 12./13.04. und in den letzten Tagen des Aprils fiel Niederschlag, der aber bezogen auf die lange trockene Phase eher als Tropfen auf den heißen Stein zu bewerten ist.
Der April war mit nur 7,6 mm deutlich zu trocken: nur 17,6 % vom Normalniederschlag (43,3 mm) konnten erreicht werden. Weiterhin war es mit 10,3 °C um 2,5 K wärmer als in der Referenzperiode (7,8 °C). Mit 299,3 Sonnenscheinstunden erreicht der April 2020 Platz 1 der sonnenreichsten Aprilmonate seit 1951. Dieses Plus von 147,3 h im Vergleich zum Referenzzeitraum (152,0 h) ist fast doppelt so viel wie im Durchschnitt der Referenzperiode. Die aus der hohen solaren Einstrahlung folgende hohe Verdunstung wurde in Verbindung mit oftmals windigen Bedingungen noch verstärkt.

Mai

Der Mai brachte nach anfänglichen Tagen mit Niederschlag eine trockene und milde bis warme Phase zur Monatsmitte, die durch die Eisheiligen unterbrochen wurde. Die Eisheiligen beschreiben den Zeitraum vom 11. bis 15. Mai. Es handelt sich um eine Singularität, das heißt, eine mehr oder weniger regelmäßig wiederkehrende Besonderheit der Witterung zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr, welche von der eigentlich typischen Witterung abweicht. Ab dem 11.05. sackte die Temperatur deutlich ab. Verbreitet kam es zu leichten Minusgraden während der Nächte. Damit wurde der Zeitpunkt der Eisheiligen dieses Jahr recht gut getroffen. Wie groß die Ertragseinbußen in der Landwirtschaft durch diese Fröste ausfallen, bleibt abzuwarten.
Die letzte Dekade des Mai bescherte zunächst einige Tage wechselhafteres Wetter mit einem Mix aus Sonne und Wolken und teils ergiebigen Niederschlägen, welche das Niederschlagssoll etwas auffüllen, jedoch die Defizite des gesamten Mai und der Vormonate nicht wettmachen konnten. Die darauffolgenden letzten Tage dieser dritten Mai-Dekade waren wiederum warm und trocken.

Insgesamt liegt der Mai 2020 mit 12,1 °C um 0,8 K unter dem Mittel der Referenzperiode (12,8 °C). Er ist damit seit 12 Monaten, also seit Mai 2019, der erste Monat, dessen Temperatur nicht über dem Mittel der Referenzperiode liegt.
Die Niederschlagssumme von 29,9 mm entspricht 57,6 % des Mittels der Referenzperiode (51,9 mm) und der Sonnenschein von 222,1 Sonnenstunden einem Plus von 16,0 h im Vergleich zur Referenzperiode (206,1 h).

Fazit und Auswirkungen der Witterung

Insgesamt ergibt sich im meteorologischen Frühling 2020 im Landesmittel für Sachsen-Anhalt mit 9,3 °C und 700,1 Sonnenstunden ein Plus von 1,2 K und 232,6 h im Vergleich zur Referenzperiode (8,1 °C; 467,5 h). Der Niederschlag erreicht mit 68,5 mm gerade einmal die Hälfte des Mittels der Referenzperiode von 134,9 mm.

Gerade in Zeiten der persönlichen Beschränkungen, wie in diesem Frühling, sind die häufigen und langen sonnigen, trockenen und milden Abschnitte des diesjährigen Frühlings hinsichtlich der Verbesserung des Gemütswohls als positiv einzuschätzen. Sie bieten jedoch auch Schattenseiten, wie sich schon in den letzten beiden Jahren durch die trockene Witterung zeigte:

Durch den wiederholt unterdurchschnittlichen Niederschlag verschärfte sich während des Frühlings 2020 die Bodentrockenheit wieder hin zu extremer bis außergewöhnlicher Dürre in weiten Teilen des Landes (siehe Dürremonitor des UFZ). Die Waldbrandgefahr stieg schon recht zeitig im Frühjahr auf hohe Werte. So kam es beispielsweise im Nachbarbundesland Thüringen schon im April zu Waldbränden. Die Landwirtschaft hat wiederholt mit Trockenheit zu kämpfen. Die ohnehin durch die letzten beiden Jahre geschwächte Land- und Forstwirtschaft wird also auch in der ersten Hälfte des Jahres 2020 schon vor weitere Herausforderungen gestellt.

Für alle im Text angegeben und in Abbildungen dargestellten Daten gilt: Datenquelle: Deutscher Wetterdienst

 

Klima, Erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit, Umweltallianz

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