Klimastatistische Einordnung des meteorologischen Sommers 2022
Einordnung der Temperatur, des Niederschlags und des Sonnenscheins
Der Sommer 2022 war wieder einmal zu warm, brachte deutlich weniger Niederschlag als üblich und die Sonnenscheindauer verpasste einen neuen Rekord nur denkbar knapp.
Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über die einzelnen Monate gegeben. Am Ende wird der gesamte Sommer 2022 zusammenfassend bewertet. Die angegebenen Monatsmittelwerte beziehen sich dabei auf das Mittel der Fläche des Landes Sachsen-Anhalt. Abweichungen werden gegenüber dem Mittelwert der entsprechenden Periode angegeben. (Quelle: Deutscher Wetterdienst).
Juni
Der Juni war mit einer Monatsmitteltemperatur von 19,2 °C der sechstwärmste Juni seit 1881 in Sachsen-Anhalt und somit gegenüber der Referenzperiode von 1961 bis 1990 um 3,1 Kelvin (K) zu warm. Schon der Juni des Vorjahres war viel zu warm, nämlich der drittwärmste seit 1881. Der Juni 2022 war auch im Vergleich zur Klimaperiode von 1991 bis 2020 um 2,3 K zu warm. Am 19. Juni sorgte eine Hitzewelle vor allem im Süden Sachsen-Anhalts für Temperaturen bis 37,0 °C in Osterfeld und damit den wärmsten Junitag seit Beginn der Aufzeichnungen an dieser Station im Jahre 1984.
Im Juni fielen 30,0 mm Niederschlag. Das entspricht 47,8 % des Solls gegenüber der Referenzperiode 1961 bis 1990 und 54,1 % gegenüber der Periode 1991 bis 2020. Dabei gab es lokal große Unterschiede. Während in Mansfeld-Annarode mit 60,4 mm Niederschlag 91,5 % des Solls von 1961 bis 1990 erreicht wurden, konnten in der Altmark in Arendsee-Kläden lediglich 6,9 mm gemessen werden. Dies entspricht 10,8 % gegenüber dem üblichen Niederschlag von 1961 bis 1990.
Die Sonnenscheindauer überstieg ihr langjähriges Mittel mit 292,7 Stunden deutlich, sodass der Juni 2022 in Sachsen-Anhalt der viertsonnigste seit Aufzeichnungsbeginn 1951 war. Gegenüber der Referenzperiode 1961 bis 1990 entspricht dies 143,0 % und 131,3 % zur Periode 1991 bis 2020. Bad Lauchstädt war mit 311,8 Sonnenstunden die sonnigste Station Sachsen-Anhalts und die viertsonnigste deutschlandweit.
Juli
Im Juli erreichte das Flächenmittel Sachsen-Anhalts 19,5 °C und lag damit um 1,9 K über dem Wert der Referenzperiode von 1961 bis 1990 und 0,5 K über dem Klimawert von 1991 bis 2020. Der Juli war durch zwei intensive Hitzewellen geprägt. So konnten am 19. und 20. Juli verbreitet über 35 °C gemessen werden. Am 20. Juli wurde mit 40,0 °C in Huy-Pabstorf erstmals überhaupt in Sachsen-Anhalt die 40-Grad-Marke erreicht. Auch viele andere Orte stellten neue Allzeitrekorde auf, wie zum Beispiel Naumburg, Magdeburg oder Gardelegen. Insgesamt wurden 14 neue Allzeitrekorde der Tageshöchsttemperatur erreicht. Auch die folgende Nacht war außergewöhnlich warm mit deutlich über 20 °C (Tropennacht). So wurden an neun Wetterstationen neue Allzeitrekorde bzgl. der wärmsten Nacht registriert. Am wärmsten war die Nacht mit 22,7 °C in Köthen. Schon am 25. Juli wurden erneut in weiten Landesteilen über 35 °C gemessen, die Rekorde der Tage zuvor konnten aber nicht mehr überboten werden.
Der Juli brachte 36,3 mm Niederschlag. Dies entspricht 69,6 % des langjährigen Mittels von 1961 bis 1990 bzw. 50,8 % gegenüber der Referenzperiode 1991 bis 2020. Gegenüber der Referenzperiode von 1991 bis 2020 war der Juli der fünfte zu trockene in Folge. Lokal gab es, bedingt durch Schauer und Gewitter, große Unterschiede. So fielen in Jeßnitz 55,9 mm Niederschlag, was 107,5 % des Solls von 1961 bis 1990 entspricht, in Schackensleben fielen dagegen nur 19,1 mm, was 39,7 % des Klimamittels entspricht.
Die Sonnenscheindauer überstieg mit 255,4 Stunden das Mittel der Referenzperiode von 1961 bis 1990 mit 123,4 % deutlich. Gegenüber der Periode 1991 bis 2020 wurden 113,5 % der Sonnenstunden verzeichnet.
August
Der August hatte eine Monatsmitteltemperatur von 20,6 °C, welche 3,6 K über dem langjährigen Mittel von 1961 bis 1990 lag und 2,0 K über dem Klimamittel von 1991 bis 2020. Damit ist der August 2022 der sechstwärmste in Sachsen-Anhalt seit Aufzeichnungsbeginn 1881.
Im Flächenmittel Sachsen-Anhalts fielen im August 29,9 mm Niederschlag. Das entspricht lediglich 50,7 % des langjährigen Solls von 1961-1990 und 51,7 % gegenüber der Periode 1991 bis 2020. Auch im August gab es wieder große lokale Unterschiede, die durch punktuelle Regengüsse hervorgerufen wurden. So konnte im ganzen Monat August in Mansfeld-Annarode nur 0,9 mm Niederschlag gemessen werden. Das entspricht 1,6 % gegenüber der Klimaperiode von 1961 bis 1990. Damit war Mansfeld-Annarode die trockenste Station Deutschlands im August 2022. Hingegen fielen in Zerbst-Nedlitz 89,8 mm Niederschlag und damit 141,0 % des langjährigen Mittels. Die anhaltende Trockenheit setzte sich verbreitet fort, da der August bereits der sechste zu trockene Monat in Folge in Sachsen-Anhalt war.
Der August brachte 258,2 Sonnenstunden in Sachsen-Anhalt, das entspricht 130,2 % des langjährigen Mittels von 1961 bis 1990 und 122,0 % des Klimamittels 1991 bis 2020. Der August 2022 war damit der sechstsonnigste seit 1951.
Sommer
Über den gesamten Sommer betrachtet, hatte Sachsen-Anhalt eine Mitteltemperatur von 19,8 °C. Damit lag der Sommer um 2,8 K über dem langjährigen Mittel von 1961 bis 1990 und 1,6 K über dem neueren Klimamittel von 1991 bis 2020. Der Sommer 2022 ist somit der viertwärmste nach 2019, 2018 und 2003.
Im Sommer fielen 96,3 mm Niederschlag. Dies entspricht 55,3 % des langjährigen Mittels von 1961 bis 1990 bzw. 52,1 % des Mittels von 1991 bis 2020. Damit war der Sommer der fünfttrockenste seit 1881. Der wenigste Niederschlag konnte in Arendsee-Kläden mit 51,8 mm gemessen werden. Das entspricht 29,8 % des Klimamittels von 1961 bis 1990. Andernorts sorgten punktuelle heftige Gewitter für einen durchschnittlichen Sommer 2022, zum Beispiel in Zerbst-Nedlitz. Dort konnten 178,5 mm Niederschlag gemessen werden. Dies entspricht 101,4 % des langjährigen Mittels von 1961 bis 1990.
Bei der Sonnenscheindauer erreichte der Sommer insgesamt 806,2 Stunden, was 132,2 % des Solls der Referenzperiode 1961 bis 1990 entspricht. Gegenüber der Klimaperiode von 1991 bis 2020 sind es hingegen 122,2 % der Sonnenscheindauer und damit war dies der sonnenscheinreichste Sommer nach 2018 (808,4 Sonnenstunden).