Menu
menu

LSG West­flä­ming

Größe: 9.816,4534 ha (GIS-​Größe)
Co­die­rung: LSG0068AZE
Land­kreis: Anhalt-​Bitterfeld (ABI)

Ver­od­nun­gen:
2006: Ver­ord­nung zur Än­de­rung der Ver­ord­nung zum Land­schafts­schutz­ge­biet "West­flä­ming" vom 26.08.2006 (pdf 53 KB); Karte zur Än­de­rungs­ver­ord­nung 26.08.2009 (pdf 102 KB)

1999: Ver­ord­nung des Land­krei­ses Anhalt-​Zerbst vom 05.08.1999; Amts­blatt für den Land­kreis Anhalt-​Zerbst. - 5(1999)35 vom 02.09.1999, S. 3 (pdf 1,8 MB)

Ge­biets­be­schrei­bung
Das LSG „West­flä­ming“ er­fasst in wei­ten Be­rei­chen den nord­west­li­chen Teil des frü­he­ren LSG „Flä­ming“. Es wurde ge­gen­über die­sem ent­lang der Ge­mein­de­gren­ze der Ver­wal­tungs­ge­mein­schaft Ros­sel­tal ab­ge­trennt. Die öst­lichs­te Gren­ze ver­läuft ent­lang der Stra­ße von Sta­cke­litz nach Me­de­witz, etwa ab der Kreu­zung der Ei­sen­bahn­stre­cke Roßlau-​Wiesenburg bis zur Lan­des­gren­ze nach Bran­den­burg. Die süd­li­che Gren­ze ver­läuft unter Aus­spa­rung der Orts­la­gen von der o. g. Stra­ße nach Ga­ritz, dann über Bä­ren­tho­ren, Po­lenz­ko, Mühro, Do­britz nach Deetz. Die west­li­che Gren­ze folgt vom Deet­zer Teich der Stra­ße von Deetz nach Ned­litz. Ned­litz wird groß­zü­gig von der Grenz­li­nie um­gan­gen. Von Ned­litz aus ver­läuft die Gren­ze ent­lang eines Weges in nord­west­li­che Rich­tung und wen­det sich dann ent­lang der Ge­mein­de­gren­ze im Nor­den bis zur Lan­des­gren­ze. Die Lan­des­gren­ze zu Bran­den­burg bil­det die Nord­ost­gren­ze.
Die aus dem Land­schafts­schutz­ge­biet aus­tre­ten­den Bachtä­ler wer­den eben­falls ge­schützt und sind als LSG „Zerbs­ter Nuthe­tä­ler“ aus­ge­wie­sen.
Das LSG er­fasst Flä­chen der Land­schafts­ein­heit Rosslau-​Wittenberger Vor­flä­ming und des sich nörd­lich an­schlie­ßen­den Hoch­flä­mings. Der West­flä­ming ist eine Wald­land­schaft, die durch den Wech­sel von wei­ten Kie­fern­fors­ten mit acker­bau­lich ge­nutz­ten Flä­chen, die als Ro­dungs­in­seln die Ort­la­gen um­ge­ben, auf­ge­lo­ckert wird. Den be­son­de­ren land­schaft­li­chen Reiz be­stim­men aber die Nuthe­tä­ler, die von Nord­os­ten nach Süd­wes­ten die Land­schaft durch­zie­hen. Die weite Nie­de­rung öst­lich Deetz wird durch die im Deet­zer Teich auf­ge­stau­te Nuthe be­stimmt. Die Kie­fern­fors­ten sind wenig ab­wechs­lungs­reich. Dort, wo fla­che Hügel das Re­li­ef be­le­ben, wie bei­spiels­wei­se am Wein­berg nord­öst­lich Bä­ren­tho­ren, ge­win­nen auch die Kie­fern­fors­ten an Reiz. Das Wald­bild än­dert sich im Über­gang zum Hohen Flä­ming. Hier tre­ten nord­öst­lich von Grim­me und nörd­lich von Reu­den Traubeneichen-​Buchenwälder auf. Die struk­tur­rei­chen Laub­mi­sch­wäl­der bis Hain­bu­chen­wäl­der wer­ten das Land­schafts­bild auf und kenn­zeich­nen den Wech­sel der Land­schafts­ein­hei­ten.
Be­mer­kens­wert sind die zahl­rei­chen Al­le­en aus Berg-​Ahorn, Rot­bu­che und an­de­ren Baum­ar­ten, die die Flä­ming­stra­ßen be­glei­ten. Zwi­schen Ned­litz und Reu­den be­glei­tet eine Wa­chol­der­al­lee und zwi­schen Do­britz und Reu­den eine Bu­chen­al­lee die Stra­ße.
Die Täler un­ter­strei­chen neben ihrer deut­li­chen mor­pho­lo­gi­schen Ge­stalt ihren Cha­rak­ter durch das ver­brei­te­te Auf­tre­ten von Grün­land. In den letz­ten Jahr­zehn­ten haben sich aber die Acker­flä­chen weit in die Täler vor­ge­scho­ben. Den­noch ist das Grün­land prä­gend. Es wird durch So­li­tär­bäu­me, Ge­hölz­grup­pen und Ge­hölz­rei­hen ge­glie­dert. Die Bach­läu­fe haben, wenn sie nicht durch me­lio­ra­ti­ve Ein­grif­fe in ge­rad­li­ni­ge Was­ser­läu­fe mit Re­gel­pro­fi­len um­ge­wan­delt wur­den, son­dern mä­an­drie­ren und von Ufer­ge­höl­zen be­glei­tet wer­den, einen land­schafts­prä­gen­den Cha­rak­ter.
Im Be­reich des Deet­zer Tei­ches haben sich na­tur­na­he Wäl­der er­hal­ten. Hier kom­men an den Tal­flan­ken Eichen-​Hainbuchenwälder und an feuch­ten bis nas­sen Stand­or­ten Erlen-​Eschenwälder und Er­len­bruch­wäl­der vor.

Landschafts-​ und Nut­zungs­ge­schich­te
Auf die zu­tref­fen­den Pas­sa­gen im LSG-​Buch auf S. 153 unter LSG „Flä­ming“ wird ver­wie­sen. Aus der Zeit der deut­schen Ost­ex­pan­si­on im 10. Jh. stam­men die Reste eines Grenz­walls, der nord­öst­lich der Ort­schaf­ten Lindau-​Dobritz-Bärenthoren ver­lief.
Viele der da­mals ent­stan­de­nen Dorf­stel­len wur­den im Mit­tel­al­ter wie­der auf­ge­ge­ben und sind nur durch die Namen der Forstor­te über­lie­fert. Ihre Spu­ren fin­den sich im Boden, so bei Gol­meng­lin und Grim­me; Wald­ro­dung und Auf­ga­be der Acker­nut­zung sind die Ur­sa­chen, die zur Aus­bil­dung wei­ter Hei­de­flä­chen führ­ten. Seit 1707 be­gann man staat­li­cher­seits mit einer ge­ziel­ten wald­bau­li­chen Ent­wick­lung. Die Ver­hei­dung konn­te aber erst mit der Ent­wick­lung der mo­der­nen Forst­wirt­schaft im aus­ge­hen­den 18. und be­gin­nen­den 19. Jh. ab­ge­löst wer­den. Für das etwa 600 ha große Forst­re­vier Bä­ren­tho­ren wurde 1926 an­ge­ge­ben, dass 250 ha Wald aus Erst­auf­fors­tun­gen von Hu­tungs­flä­chen aus der Zeit von 1790 bis 1810, wei­te­re 104 ha Wald aus Acker­auf­fors­tun­gen im Jahre 1850 und noch­mals 31 ha Wald aus Acker­auf­fors­tun­gen im Jahre 1875 stam­men.
Noch im 19. Jh. wur­den die Wäl­der streu­ge­nutzt. Dazu wurde in zeit­li­chen Ab­stän­den die sich sam­meln­de Streu mit­tels Har­ken ent­fernt, ab­trans­por­tiert und als Ein­streu in den Stäl­len ver­wen­det. Im Re­vier Bä­ren­tho­ren bei­spiels­wei­se wur­den 1850 ins­ge­samt 800 Fuh­ren von etwa 100 ha streu­ge­nutz­ter Flä­che ge­holt, so dass bei der Re­vier­grö­ße alle sechs bis sie­ben Jahre die ge­sam­te Flä­che von Streu­ent­blößt wurde. Diese Streu­nut­zung ließ die Wald­bö­den ex­trem an Nähr­stof­fen ver­ar­men. Dies för­der­te die Aus­brei­tung, ja das Mas­sen­auf­tre­ten be­stimm­ter Pilze, z. B. des Pfif­fer­lings, oder die Aus­brei­tung von Pflan­zen­ar­ten, wie Flachbärlapp-​ oder Win­ter­grün­ar­ten. Erst mit Ein­stel­lung der Streu­nut­zung konn­te eine lang­sa­me Ver­bes­se­rung der Wald­bö­den er­reicht wer­den.
Durch die Auf­fors­tun­gen schloss sich im 19. Jh. der Wald um die Sied­lun­gen, so dass diese heute in­ner­halb von Ro­dungs­in­seln lie­gen, die aber ur­sprüng­lich weit aus­ge­dehn­ter waren. Es bil­de­te sich die heu­ti­ge Wald-​Feld-Verteilung her­aus.
Nach forst­li­chen Ziel­stel­lun­gen der Rein­ertrags­leh­re ent­wi­ckel­ten sich die gro­ßen schlag­wei­sen Kie­fern­fors­ten des Flä­mings, wie sie im 20. Jh. die Flä­chen ab­so­lut do­mi­nier­ten. Ins­be­son­de­re in den 1960er bis 1980er Jah­ren wur­den die Wäl­der durch immer grö­ße­re Kahl­schlä­ge und an­schlie­ßen­de Auf­fors­tung mit Kie­fer ge­nutzt. Laub­wäl­der blie­ben nur sehr klein­flä­chig er­hal­ten, ins­be­son­de­re dort, wo Nässe und Moor die Bruch­wäl­der und Ei­chen­wäl­der si­cher­ten. An­ders in den nie­der­schlags­rei­che­ren Tei­len des Hoch­flä­mings, in denen die Buchen-​ und Trau­ben­ei­chen­wäl­der er­hal­ten blie­ben. Den­noch muss der z. T. hohe An­teil an Trauben-​Eiche als nut­zungs­be­dingt an­ge­se­hen wer­den. Seine Ur­sa­che be­steht in der Ver­lich­tung der Wäl­der und in der ge­ziel­ten För­de­rung der Trauben-​Eichen.
In­fol­ge der in­ten­si­ven agra­ri­schen Nut­zung kam es in den 1960er bis 1980er Jah­ren, ins­be­son­de­re durch die Bil­dung von sehr gro­ßen Acker­schlä­gen, zur Aus­räu­mung von Ge­höl­zen und an­de­ren land­schafts­glie­dern­den Struk­tu­ren in den Of­fen­land­schaf­ten. Die Grün­län­der ver­arm­ten durch Ent­wäs­se­rung, Dün­gung und Über­wei­dung stark an Arten.
Ab den 1990er Jah­ren fie­len zahl­rei­che er­trags­schwa­che Acker-​ und Grün­land­flä­chen aus der land­wirt­schaft­li­chen Be­wirt­schaf­tung her­aus und ver­brach­ten. Die Rinder-​ und Schaf­be­stän­de waren stark rück­läu­fig. An­de­rer­seits er­folg­te eine fort­ge­setz­te In­ten­si­vie­rung der wei­ter­hin nutz­ba­ren Flä­chen bis hin zur­ra­di­ka­len Grün­lan­d­er­neue­rung durch che­mi­sche Ab­tö­tung der be­stehen­den Nar­ben und Neu­an­saat.
Ende der 1980er und zu Be­ginn der 1990er Jahre ge­wann der West­flä­ming an Be­deu­tung für die Was­ser­ge­win­nung. Ent­spre­chen­de Brun­nen­ga­le­rien wur­den er­rich­tet, um das qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Flä­ming­was­ser zu nut­zen. In der Folge sank der Grund­was­ser­spie­gel er­heb­lich ab, so dass grund­was­ser­ab­hän­gi­ge Le­bens­räu­me, wel­che größ­ten­teils in Na­tur­schutz­ge­bie­ten lie­gen, tro­cken fie­len und de­gra­dier­ten, Fließ­ge­wäs­ser einen deut­lich ver­rin­ger­ten Ab­fluss auf­wie­sen und es in­fol­ge von un­ge­lös­ten Ab­was­ser­ent­sor­gun­gen zu Gü­te­pro­ble­men in den Rest­ge­wäs­sern kam und in der Land- und Forst­wirt­schaft Er­trags­de­fi­zi­te auf­tra­ten sowie Wäl­der deut­li­che Schä­den zeig­ten. Die­ses Pro­blem ist z. Z. noch nicht be­frie­di­gend ge­löst und kann nur durch eine deut­lich ge­rin­ge­re För­der­men­ge an Was­ser­be­ho­ben wer­den, die die Grund­was­ser­neu­bil­dungs­ra­te in dem nie­der­schlags­schwa­chen Ge­biet nicht über­schrei­tet.

Geo­lo­gi­sche Ent­ste­hung, Boden, Hy­dro­gra­phie, Klima
Das LSG er­fasst den Wes­ten des Flä­mings, der seine heu­ti­ge Form dem warthe­sta­dia­len In­land­eis der Saa­le­kalt­zeit zu ver­dan­ken hat. Das in meh­re­ren Pha­sen rück­schmel­zen­de und wie­der vor­rü­cken­de Glet­scher­eis schuf­meh­re­re, z. T. in­ein­an­der ver­schach­tel­te End­mo­rä­nen­ge­ne­ra­tio­nen. Die höchs­ten Be­rei­che des LSG lie­gen mit ca. 160 m ü. NN zwi­schen Grim­me und Me­de­witz an den Gor­ren­ber­gen. Sie sind Teil der Reetz-​Medewitz-Setzsteiger Haupt­end­mo­rä­ne. Auch der Wein­berg nord­öst­lich Bä­ren­tho­ren (136,5 m ü. NN) ist Über­bleib­sel einer End­mo­rä­nen­staf­fel. Die End­mo­rä­nen des West­flä­mings be­stehen aus teils kie­si­gem Schmelz­was­ser­sand, Schmelz­was­ser­kie­sen und dich­ten Ge­schie­be­pa­ckun­gen, die im heu­ti­gen Re­li­ef Hü­gel­ket­ten bil­den. Nord­öst­lich Bä­ren­tho­ren kam Braun­koh­le in einer Grube vor. Das Vor­kom­men be­legt Stau­chun­gen der Lo­cker­ge­stei­ne im Un­ter­grund durch das Glet­scher­eis. Die tie­fer­lie­gen­den Ge­bie­te zwi­schen den End­mo­rä­nen­la­gen wur­den über­wie­gend durch Schmelz­was­ser ge­formt, das von den Eis­rand­la­gen zu den Ur­stromtä­lern floss und dabei das äl­te­re Re­li­ef ero­dier­te oder ver­schüt­te­te. Durch die Ero­si­ons­pro­zes­se tritt der Ge­schie­be­mer­gel als mor­pho­lo­gi­sche Er­he­bung zu Tage. Bei­spie­le dafür sind der Nord­west­rand der Nuthe-​Niederung und der fla­che Hö­hen­rü­cken zwi­schen Deetz und Reu­den. Land­schafts­prä­gend waren die weich­sel­zeit­li­chen pe­rigla­zia­len Pro­zes­se. Auf Dau­er­frost­bo­den ent­stan­den auch in den sonst gut was­ser­durch­läs­si­gen San­den ober­ir­di­sche Ab­fluss­bah­nen, die heu­ti­gen Tro­cken­tä­ler. Durch Bo­den­flie­ßen und Sand- bzw. Lösssand-​Einwehungen bil­de­te sich im Spät­gla­zi­al eine fast ge­schlos­se­ne Decke aus Ge­schie­be­deck­sand und Löss­sand. Der West­rand des LSG ist durch die Quel­len der Nuthe­zu­flüs­se ge­kenn­zeich­net. Hier bil­det ein wahr­schein­lich äl­te­rer Ge­schie­be­mer­gel einen Quell­ho­ri­zont, über dem im Be­reich der Was­ser­aus­trit­te mäch­ti­ge Quell­moo­re ent­wi­ckelt sind. Zwi­schen den Quel­len ist der Sand-​Boden in einem brei­ten Strei­fen im Un­ter­grund rost­fle­ckig, d. h. ver­gleyt. Auf Grund des ge­rin­gen Ge­fäl­les ist der Was­ser­ab­fluss in den Nuthe­tä­lern ver­zö­gert. Da­durch bil­de­ten sich im Ho­lo­zän Nie­der­moo­re. Das LSG ge­hört zu den Bo­den­groß­land­schaf­ten der san­di­gen End­mo­rä­nen in den Alt­mo­rä­nen­land­schaf­ten. Es be­fin­det sich auf der Flä­ming­hoch­flä­che und er­fasst im Wes­ten die Quell­be­rei­che der Nuthe-​Zuflüsse, die eine ei­ge­ne Bo­den­land­schaft bil­den. Im LSG herr­schen Sand-​Böden vor. Es sind Braunerden bis Braunerde-​Podsole, sel­te­ner Pod­so­le. Die Böden sind in Sub­strat­pro­fi­len ent­wi­ckelt, die aus 0,4 bis 0,8 m mäch­ti­gem, un­sor­tier­tem Ge­schie­be­deck­sand bis gut sor­tier­tem Treib­sand­über pe­rigla­ziä­ren San­den und Kies­san­den bzw. (kie­si­gen) Schmelz­was­ser­san­den (teil­wei­se Bän­der­san­den) be­stehen. Die Aus­prä­gung der Böden ist eine Folge ihrer Nut­zung, des Wald­be­stan­des und der Wald­be­wirt­schaf­tung sowie der Sub­stra­te in der Deck­schicht. Acker-​Braunerden sind auf land­wirt­schaft­lich ge­nutz­ten Flä­chen zu fin­den. Sie sind durch Pflü­gen und Dün­gen ver­än­dert. Pod­so­li­ge Braunerden bis Podsol-​Braunerden sind unter Wald in Ge­schie­be­deck­sand und Löss­sand über Schmelz­was­ser­sand ent­wi­ckelt. Braunerde-​Podsole bis Pod­so­le sind in Ge­bie­ten his­to­ri­scher Acker­flä­chen und Hei­de­ve­ge­ta­ti­on ver­brei­tet und haben sich in Pro­fi­len aus Flug­sand über Schmelz­was­ser­sand ent­wi­ckelt. Die Un­ter­schie­de in der Aus­bil­dung der Bo­den­pro­fi­le sind so deut­lich und ty­pisch, dass in die­sem Be­reich drei Bo­den­for­men der Forst­li­chen Stand­orts­er­kun­dung de­fi­niert wur­den: die Ned­lit­zer Sand-​Braunerde, die Do­brit­zer Sand-​Braunerde und der Bä­ren­tho­re­ner Sand-​Braunpodsol. An die Geschiebelehm-​Vorkommen sind ver­näs­sungs­freie (pod­so­li­ge) Braunerde-​Fahlerden aus Sand über Lehm, schwach­stau­was­ser­be­ein­fluss­te leh­m­un­ter­la­ger­te Sand-​Böden, aber auch Pseudogley-​Braunerden bis Parabraunerde-​Pseudogleye ge­bun­den. Die Böden wei­sen in der Folge ihrer Auf­zäh­lung zu­neh­men­den Stau­was­ser­ein­fluss auf. Die Nuthe-​Täler haben Nie­de­rungs­cha­rak­ter. Hier kom­men Quell-​ und Nie­der­moo­re sowie Hu­mus­gleye bis An­moor­gleye vor. Diese wer­den an den Rän­dern von Gley­en und Gley-​Braunerden be­glei­tet.
Auf den durch­läs­si­gen Sand­bö­den fin­det eine gute Grund­was­ser­neu­bil­dung statt, die je­doch men­gen­mä­ßig durch die re­la­tiv ge­rin­gen Nie­der­schlä­ge im Ge­biet be­grenzt ist. Wenn gleich die Hoch­la­gen­stand­or­te auch grund­was­ser­fern sind, so be­fin­den sich in der Tiefe mäch­ti­ge und er­gie­bi­ge Grund­was­ser­lei­ter. Im Über­gang vom Hohen Flä­ming zum Vor­flä­ming tre­ten Quel­len aus und bil­den in der Regel in den Tä­lern nach Süd­wes­ten ab­flie­ßen­de Bäche. In den Tä­lern steht das Grund­was­ser ober­flä­chen­nah an. Der West­flä­ming ge­hört zum Ein­zugs­ge­biet der Nuthen. Lin­dau­er und Deet­zer Nuthe durch­flie­ßen das LSG, die Boner Nuthe, die ihr Quell­ge­biet bei Sta­cke­litz hat, tan­giert das Ge­biet im Süden. Hinzu kommt der Mühro­bach.
Kli­ma­tisch stellt der West­flä­ming als Teil des Rosslau-​Wittenberger Vor­flä­mings und des Hoch­flä­mings ein kli­ma­ti­sches Über­gangs­ge­biet vom mehr sub­kon­ti­nen­tal ge­tön­ten Klima des Elb­etals zum mehr sub­at­lan­tisch ge­tön­ten Klima des Hoch­flä­mings dar. Der mitt­le­re Jah­res­nie­der­schlag liegt im Vor­flä­ming zwi­schen 560 bis 580 mm und steigt im Hoch­flä­ming auf 600 mm und mehr. Die Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur im Vor­flä­ming von 8,5 °C und einem Ju­li­ma­xi­mum um 18 °C weist auf die re­gio­na­le Kli­ma­gunst, die je­doch im Hoch­flä­ming bei einer Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur von 8,1 °C deut­lich ver­lo­ren geht.

Pflanzen-​ und Tier­welt
Der West­flä­ming weist die cha­rak­te­ris­ti­sche Folge der Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten vom Vor­flä­ming zum Hoch­flä­ming auf, wie sie von der Po­ten­ti­ell Na­tür­li­chen Ve­ge­ta­ti­on ein­ge­nom­men wird. Die tro­cke­nen Hoch­flä­chen des Vor­flä­mings wer­den je nach Nähr­stoff­kraft des Bo­dens von Knäulkraut-​Linden-Hainbuchenwald oder Wachtelweizen-​Linden-Hainbuchenwald ein­ge­nom­men. In den Tä­lern tre­ten auf Moor­stand­or­ten Walzenseggen-​ und Brennnessel-​Erlenbruchwald sowie auf den Gley­stand­or­ten Traubenkirschen-​Erlen-Eschenwald auf .Zu den Tal­rän­dern hin wer­den diese Wäl­der von Pfeifengras-​Stieleichenwald und Geißblatt-​Stieleichen-Hainbuchenwald sowie Waldziest-​Stieleichen-Hainbuchenwald ab­ge­löst. Im Über­gang zum Hohen Flä­ming tritt auch armer Straußgras-​Traubeneichenwald auf, in dem mit zu­neh­men­dem Nie­der­schlag im Hoch­flä­ming die Rot­bu­che die Ober­hand ge­winnt. Groß­flä­chig bil­den sich dann in Ab­hän­gig­keit von der Nähr­kraft des Bo­dens Waldmeister-​Buchenwald und Schattenblümchen-​Buchenwald aus. Die ärms­ten Dü­nen­stand­or­te nimmt Heidelbeer-​Traubeneichen-Buchenwald ein.
Die Pflan­zen­welt des Flä­mings weist eine Häu­fung sub­at­lan­tisch ver­brei­te­ter Arten auf. Den pflan­zen­geo­gra­phi­schen Cha­rak­ter des Ge­bie­tes ver­deut­li­chen die Vor­kom­men von Glocken-​Heide, Troll­blu­me, Rip­pen­farn, Kö­nigs­farn, Deut­schem Geiß­blatt und Wald-​Rispengras. Ei­ni­ge die­ser Arten sind sehr sel­ten, re­gio­nal vom Aus­ster­ben be­droht oder be­reits ver­schwun­den.
An alten Sied­lungs­plät­zen, z. B. an der Schlee­sen­kir­che nörd­lich Sta­cke­litz, in­ner­halb der Bu­chen­wäl­der kommt es zu nähr­stoff­rei­chen Aus­bil­dun­gen der Bo­den­ve­ge­ta­ti­on mit Klei­nem Im­mer­grün, Chris­tophs­kraut, Wald­meis­ter, Äh­ri­ger Teu­fels­kral­le, Wald­gers­te und Sa­ni­kel. In sehr armen Kie­fern­fors­ten tre­ten Dolden-​Winterlieb, Birn­grün, Ein­blü­ti­ges Win­ter­grün, Ge­mei­ner Flach­bär­lapp, Zei­lers Flach­bär­lapp und Spros­sen der Flach­bär­lapp auf. In klei­ne­ren Moo­ren wächst zwi­schen Torf­moo­sen die Ge­mei­ne Moos­bee­re und Rund­blätt­ri­ger Son­nen­tau.
Der größ­te Ar­ten­reich­tum des West­flä­mings ist in den na­tur­na­hen Wäl­dern, auf den ex­ten­siv ge­nutz­ten Wie­sen und an den Ge­wäs­sern der Täler zu fin­den. Be­mer­kens­wer­te Arten sind hier bei­spiels­wei­se Mär­zen­be­cher, Wech­sel­blätt­ri­ges Milz­kraut, Gro­ßes Zwei­blatt und Le­ber­blüm­chen. In den Wie­sen sind ver­ein­zelt Wiesen-​Schlüsselblume, Bach-​Nelkenwurz, Breit­blätt­ri­ges und Ge­fleck­tes Kna­ben­kraut zu fin­den. Die oft noch bun­ten Ma­ger­ra­sen an den Weg­rän­dern ent­hal­ten Ge­mei­nes Kat­zen­pföt­chen, Sand-​Strohblume, Berg-​Jasione und das im Spät­som­mer blü­hen­de Hei­de­kraut.
Neben den häu­fi­gen und ver­brei­te­ten jagd­ba­ren Tie­ren, von denen das Dam­wild des Hoch­flä­mings er­wäh­nens­wert ist, tre­ten auch die stark ge­fähr­de­ten Arten Baum­mar­der und Wal­dil­tis auf. Von den Fle­der­maus­ar­ten sind Mops­fle­der­maus, Breit­flü­gel­f­le­der­maus, Abend­seg­ler, Zwerg­fle­der­maus, Brau­nes Lang­ohr und Grau­es Lang­ohr als Be­sied­ler be­kannt.
Sel­te­ne Brut­vö­gel sind Schwarz­storch und Kra­nich. Stark ge­fähr­det sind Zie­gen­mel­ker, Raub­wür­ger und Or­to­lan. Schwarz­specht, Hohl­tau­be und Wald­laub­sän­ger sind cha­rak­te­ris­ti­sche Arten der Bu­chen­wäl­der. Von den ehe­ma­li­gen Brut­vö­geln Wie­de­hopf und Stein­kauz sind keine ak­tu­el­len Vor­kom­men mehr be­kannt. In den na­tur­na­hen Ab­schnit­ten der Nuthen tre­ten cha­rak­te­ris­ti­sche Fließgewässer-​Lebensgemeinschaften auf. Zu den ty­pi­schen Pflan­zen­ar­ten zäh­len Ge­mei­ner Was­ser­stern, Bach­bun­ge, Brun­nen­kres­se, Was­ser­fe­der, Was­ser­pest, Flu­ten der Hah­nen­fuß und Quell­moos. Hier leben Bach­fo­rel­le, Schmer­le, Stein­bei­ßer, Quap­pe und Bach­neun­au­ge. Wäh­rend die Ge­birgs­stel­ze und der Eis­vo­gel zu den re­gel­mä­ßi­gen Brut­vö­geln zäh­len, tritt die Was­ser­am­sel nur als sel­te­ner Gast­vo­gel auf.

Ent­wick­lungs­zie­le
Im sachsen-​anhaltischen Teil des Flä­mings be­fin­det sich ein Na­tur­park in Pla­nung, in dem auch das LSG „West­flä­ming“ lie­gen wird. In Bran­den­burg exis­tiert be­reits der Na­tur­park „Hoher Flä­ming“.
Die forst­wirt­schaft­li­che Nut­zung des Wal­des soll eine best­mög­li­che Nutz-, Schutz-​, Erholungs-​ und öko­lo­gi­sche Funk­ti­on si­chern. Dazu sind na­tur­na­he Wald­wirt­schaft, För­de­rung des Laub­holz­an­teils an den Be­sto­ckun­gen, Auf­bau na­tur­na­her Wäl­der und die Ent­wick­lung mehr­stu­fi­ger Wald­rän­der an­zu­stre­ben. In den Tä­lern­sol­len Er­len­bruch­wald, Erlen-​Eschenwald, Stieleichen-​Hainbuchenwald und Birken-​Stieleichenwälder, auf den Hoch­flä­chen des Vor­flä­mings Linden-​Eichen-Hainbuchenwälder und im Hohen Flä­ming Traubeneichen-​, Traubeneichen-​Buchen- und Bu­chen­wäl­der ent­wi­ckelt wer­den.
Die was­ser­wirt­schaft­li­che Nut­zung des Ge­bie­tes, ins­be­son­de­re die Trink­was­ser­ge­win­nung, darf keine Grund­was­ser­ab­sen­kun­gen be­wir­ken, die Schä­den an der Land­schaft, den Wäl­dern und den land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen ver­ur­sa­chen. Be­reits auf­ge­tre­te­ne Schä­den sind zu re­vi­die­ren. Die fi­sche­rei­wirt­schaft­li­che Nut­zung im Deet­zer Teich soll unter Ein­bin­dung tou­ris­ti­scher Ziel­stel­lun­gen die Si­che­rung der öko­lo­gi­schen Qua­li­tät des Ge­wäs­sers ga­ran­tie­ren.

Ex­kur­si­ons­vor­schlä­ge
Die Stadt Zerbst
Wan­de­run­gen oder Fahr­ten in den West­flä­ming be­gin­nen i. d. R. von Zerbst oder Lin­dau. Die Stadt Zerbst liegt etwa 8 km west­lich vom LSG „West­flä­ming”.
Die seit 1250 an­hal­ti­sche Stadt Zerbst wurde zu­erst 1209 ur­kund­lich er­wähnt, nach­dem be­reits seit 949 Auf­zeich­nun­gen über einen Gau „Cier­ves­ti” vor­lie­gen. Im 13. und 14. Jh. be­stan­den in Zerbst vier Klös­ter. Auf die frühe Be­deu­tung der Stadt, ihre städ­ti­sche Frei­heit und Ge­richts­bar­keit, weist ein ers­ter höl­zer­ner Ro­land hin, der 1445 durch den heute noch vor­han­de­nen stei­ner­nen Ro­land er­setzt wurde. Die Stadt­mau­er wurde 1430 er­rich­tet. Sie ist noch na­he­zu voll­stän­dig er­hal­ten. Als Folge der Re­for­ma­ti­on wur­den die Klös­ter auf­ge­löst. Ab 1681 er­rich­te­te man das Zerbs­ter Schloss. Aus die­sem Hause ging die Prin­zes­sin SO­PHIE FRIE­DE­RI­KE AU­GUS­TE her­vor, die 1744 nach Russ­land reis­te und 1745 als KA­THA­RI­NA den rus­si­schen Thron­fol­ger PETER III. hei­ra­te­te. 1762 be­stieg sie selbst den Za­ren­thron und re­gier­te bis zu ihrem Tode im Jahre 1796 Russ­land. Auf­grund der Zer­stö­rung der Stadt im II. Welt­krieg und eines nicht an den his­to­ri­schen Struk­tu­ren und For­men ori­en­tier­ten Wie­der­auf­baus nach 1945 kann das his­to­ri­sche Bild von Zerbst von den Be­su­chern nur teil­wei­se er­lebt wer­den. So ist bei­spiels­wei­se das Schloss nur als Ruine er­hal­ten. Den­noch gibt es zahl­rei­che se­hens­wer­te Bau­denk­mä­ler, so die Ruine der spät­go­ti­schen Stadt­kir­che St. Ni­ko­lai oder die wie­der­her­ge­stell­te früh­ba­ro­cke Tri­ni­ta­tis­kir­che mit teil­wei­se er­hal­te­ner ori­gi­na­ler Aus­stat­tung.

Wan­de­run­gen
Im Flä­ming und somit auch im LSG „West­flä­ming“ be­steht ein aus­ge­dehn­tes Netz von Wan­der­we­gen, das so­wohl von Fuß- als auch von Rad­wan­de­rern ge­nutzt wird. Bei der Pla­nung von län­ge­ren Aus­flü­gen soll­ten auch Ziel­punk­te im Hoch­flä­ming, z. B. die Töp­fer­stadt Görz­ke, die Stadt, das Schloss und der Park Wie­sen­burg oder Bel­zig mit sei­ner re­stau­rier­ten Burg, be­rück­sich­tigt wer­den.
Sehr schö­ne Wan­de­run­gen er­schlie­ßen sich ent­lang oder durch die Nuthe­tä­ler. Sehr be­ein­dru­ckend ist ein Be­such der Bu­chen­wäl­der im hohen Flä­ming bei Gol­meng­lin oder Reu­den.
All­jähr­lich zum Ab­fi­schen des Deet­zer Tei­ches fin­det ein viel be­such­tes Fi­scher­fest statt.
Be­son­de­re kul­tur­his­to­ri­sche Be­deu­tung haben die spät­ro­ma­ni­schen Kir­chen in Deetz, Do­britz, Po­lenz­ko und Grim­me.

Ver­schie­de­nes
Ha­gen­dor­fer Dick­ten und der Kiefern-​Dauerwald von Bä­ren­tho­ren
Von forst­his­to­ri­scher Be­deu­tung sind die „Ha­gen­dor­fer Dick­ten“, ein Ge­biet mit na­tur­na­hen Eichen-​Kiefern-Bestockungen aus 200 bis 300jäh­ri­gen Bäu­men mit Kie­fern­na­tur­ver­jün­gung. Wenn­gleich Eichen-​Kiefernwälder heute nicht mehr als na­tür­li­che Ve­ge­ta­ti­on des Flä­mings an­ge­se­hen wer­den, so kann doch von na­tür­li­chen Kie­fern­vor­kom­men in die­ser Land­schaft aus­ge­gan­gen wer­den. Den Kie­fern­über­häl­tern des Ge­bie­tes kommt so eine Be­deu­tung als mög­li­che au­to­chtho­ne Bäume zu. Der „Kiefern-​Dauerwald von Bä­ren­tho­ren“ hat unter forst­his­to­ri­schen Ge­sichts­punk­ten eine her­aus­ra­gen­de Be­deu­tung. 1884 über­nahm FRIED­RICH VON KA­LITSCH das Gut und die Be­wirt­schaf­tung des Forst­re­viers, in dem sei­ner­zeit kaum hiebs­rei­fe Alt­be­stän­de vor­han­den waren, das durch die Streu­ge­win­nung be­las­tet war und da­durch tro­cke­ne, ver­hei­de­te und ver­här­te­te Böden auf­wies. Diese Si­tua­ti­on ließ ihn zu der Über­zeu­gung kom­men, dass die Kahl­schlag­wirt­schaft nicht fort­ge­setzt wer­den soll­te und die Leis­tungs­fä­hig­keit der Wald­bö­den nur durch die Ver­bes­se­rung des Wasser-​ und Hu­mus­haus­halts er­reicht wer­den kann. Des­halb wurde jede Streu­nut­zung und die Raff- und Le­se­holz­ent­nah­me so­fort ein­ge­stellt und alles an­fal­len­de Rei­sig­ma­te­ri­al, ins­be­son­de­re auch aus den Läu­te­run­gen, in den Be­stän­den be­las­sen.
In die am stärks­ten auf­ge­lich­te­ten Kie­fern­be­stän­de sind zu­erst Bu­chen auf 18 ha als Bo­den­schutz ein­ge­bracht wor­den. Auch Bir­ken­un­ter­bau und das Ein­spren­gen von Schatt­höl­zern, Sträu­chern und Wild­obst wurde durch­ge­führt. Dies führ­te zu viel­ge­stal­ti­gen Wald­bil­dern.
Die Nut­zung er­folg­te auf der gan­zen Flä­che ein­zel­stamm­wei­se. Jeder plötz­li­che stär­ke­re Ein­griff wurde ver­mie­den. Schlech­te Stamm­for­men, un­ter­drück­te Stäm­me und Prot­zen wur­den ent­nom­men. Die Be­stän­de soll­ten zur Er­zie­hung ast­rei­ner Stäm­me dicht schlie­ßen.
In etwa 50 Jah­ren soll­te die Länge des ast­rei­nen Stam­mes er­reicht wor­den sein. Dann wurde durch Pfle­ge­hie­be den Bäu­men so viel Raum zu­ge­wie­sen, dass sie ei­ni­ger­ma­ßen wach­sen konn­ten. Damit soll­ten Lü­cken im Kro­nen­dach ver­mie­den wer­den.
Diese Be­wirt­schaf­tung führ­te zu sehr gut ge­pfleg­ten Stan­gen­höl­zern, die aber mit zu­neh­men­dem Alter stark auf­ge­lich­tet wur­den, da die not­wen­di­gen Holz­ent­nah­men zur wirt­schaft­li­chen Si­cher­heit des Gutes bei­tra­gen muss­ten. Diese lo­cke­ren Be­stän­de führ­ten bei der schüt­te­ren Bo­den­ve­ge­ta­ti­on zur Na­tur­ver­jün­gung der Kie­fer, wo­durch zwei­schich­ti­ge Be­stän­de ent­stan­den.
Die Bes­se­rung des Bo­den­zu­stan­des zeig­te sich zu­nächst in der Ent­wick­lung einer Moos­ve­ge­ta­ti­on, die all­mäh­lich von „Heide und Hun­ger­moo­se und Ren­tier­flech­te“ do­mi­niert wurde. Den­noch wur­den noch bis 1902 Bie­nen aus Mühro und Do­britz zur Hei­de­blü­te in den Bä­ren­tho­re­ner Wald ge­bracht.
Auf die von F. V. KA­LITSCH prak­ti­zier­te Kie­fern­dau­er­wirt­schaft wurde AL­FRED MÖL­LER auf­merk­sam ge­macht, der die natur-​ und forst­wis­sen­schaft­li­che Lehre vom Dau­er­wald und deren phi­lo­so­phi­sche Be­grün­dung ent­wi­ckelt hatte und durch den Bruch mit der Kahl­schlag­wirt­schaft die Bo­den­rein­ertrags­leh­re durch­set­zen woll­te. Im Herbst 1911 be­such­te MÖL­LER erst­ma­lig Bä­ren­tho­ren. Er war von der öko­lo­gi­schen, wald­bau­li­chen und wirt­schaft­li­chen Be­triebs­füh­rung ge­fes­selt und ver­an­lass­te in den Jah­ren 1913 bis 1914 eine Be­stands­be­schrei­bung. Ver­zö­gert durch den I. Welt­krieg, ver­öf­fent­lich­te MÖL­LER 1920 erst­ma­lig über „Kiefern-​Dauerwaldwirtschaft. Un­ter­su­chun­gen aus der Forst des Kam­mer­herrn  VON KA­LITSCH in Bä­ren­tho­ren, Kreis Zerbst - Dem An­denken des ver­stor­be­nen Ober­förs­ters SEM­PER ge­wid­met“. Wich­ti­ge Aus­sa­gen darin waren, dass es in der Zeit von 1884 bis 1913 fast zu einer Ver­drei­fa­chung des Vor­ra­tes an Derb­holz kam, wobei der Derb­holz­ein­schlag über der Pla­nung lag, eine Bo­ni­täts­ver­bes­se­rung der Be­stän­de er­reicht wurde und der Ge­samt­derb­holz­zu­wachs stark an­ge­stie­gen war.
Am Bei­spiel von Bä­ren­tho­ren konn­te MÖL­LER seine Vor­stel­lun­gen von wald­bau­li­chem Han­deln prak­tisch be­le­gen. Die von ihm kon­zi­pier­te Dau­er­wald­wirt­schaft als Ab­kehr vom Kahl­schlag war ge­kenn­zeich­net durch ge­nü­gend Vor­rat zur un­mit­tel­ba­ren Holz­wert­erzeu­gung, Misch­wald, Un­gleich­alt­rig­keit sowie Ge­sund­heit und Tä­tig­keit des Bo­dens.
Nach MÖL­LERS An­sicht war die Ste­tig­keit des Wal­des obers­tes Prin­zip. Bäume soll­ten nicht ge­schla­gen wer­den, weil sie eine Hiebs­rei­fe als de­fi­nier­tes Al­ters­ziel er­reicht hat­ten oder weil Ver­jün­gung ein­ge­lei­tet wer­den soll­te. Für ihn galt der Satz: „Das Holz muss ge­ern­tet wer­den als Frucht des Wal­des, der Wald muss blei­ben.
Der „Kiefern-​Dauerwald von Bä­ren­tho­ren“ blieb bis heute er­hal­ten. Den­noch ver­än­der­ten sich die Be­din­gun­gen er­heb­lich, da mit der fort­schrei­ten­den Bo­den­ver­bes­se­rung und dem De­ckungs­grad der Bo­den­ve­ge­ta­ti­on die Ver­jün­gungs­mög­lich­kei­ten für die Kie­fer ver­lo­ren gin­gen. Darin zeigt sich auch die Rich­tig­keit der Ein­schät­zung, dass der na­tur­na­he Wald im Vor­flä­ming nicht von der Kie­fer, son­dern von einem Linden-​Eichen-Hainbuchenwald ein­ge­nom­men wird und der Kie­fern­wald aus­schließ­lich Pro­dukt der ex­tre­men Über­nut­zung und De­gra­die­rung der Stand­or­te war und ist.

ver­öf­fent­licht in:
Die Natur-​ und Land­schafts­schutz­ge­bie­te Sachsen-​Anhalts - Er­gän­zungs­band
© 2003, Lan­des­amt für Um­welt­schutz Sachsen-​Anhalt, ISBN 3-00-012241-9

Letz­te Ak­tua­li­sie­rung: 19.05.2022

Zum Sei­ten­an­fang