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Beregnungsbedürftigkeit landwirtschaftlicher Leitkulturen

Bedeutung

Die Beregnungsbedürftigkeit bestimmt in erster Linie die Ausschöpfung des bodenbezogenen und fruchtartenspezifischen Ertragspotenzials einer landwirtschaftlichen Kulturpflanzenart. Besonders unterhalb der als optimal angesehenen Spanne des Bodenwassergehaltes zwischen 50 und 80 %nFK sind dabei Ertragsdepressionen zu erwarten. Mit dem Indikator und seiner zeitlichen Veränderung wird beispielsweise erkennbar, ob sich die natürlichen Wasserversorgungsbedingungen der Kulturpflanzenarten verändern und ggf. im Sinne der Ertrags- und Qualitätsstabilität Veränderungen bei den technologischen Werkzeugen der Bestandsführung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzenarten angezeigt sind. 

Beregnungsbedürftigkeit von Winterweizen in Vegetationsperiode (VP) 1 und Vegetationsperiode 2 - alle Stationen

Kommentierung des Indikatorverlaufs

Ausgehend von geringer Beregnungsbedürftigkeit des Winterweizens in der Vegetationsperiode 1, die hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass in aller Regel eine ausreichende Winterfeuchtigkeit zur Verfügung steht, nimmt die Beregnungsbedürftigkeit in dieser Zeit des Jahres und bei dieser Kultur derzeit in den meisten Teilen des Landes nur marginal zu. Lediglich im Süden Sachsen-Anhalts ist eine Zunahme von 18 auf 39 Tage festzustellen. Dies beruht darauf, dass die Bodenfeuchte im Mittel in der Region aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten (hauptsächlich Niederschlag) ohnehin geringer ist, als in anderen Landesteilen. In der Vegetationsperiode 2 zeigt sich schon in der Ausgangssituation ein erhöhter Wert der Beregnungsbedürftigkeit, der im nördlichen Sachsen-Anhalt stärker zunimmt als in den anderen Landesteilen. Dies lässt sich letztendlich auch wieder auf die Kopplung zwischen bodenbezogenen und klimatischen Randbedingungen zurückführen. Ferner muss beachtet werden, dass der Winterweizen in der Regel in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode 2 geerntet wird und damit der in der zweiten Hälfte der Vegetationsperiode 2 betrachtete durchwurzelte Raum für dann neu ausgesäten Winterweizenbestände viel geringer ist, als bei voller Ausprägung der Fruchtart in der Vegetationsperiode 1, in der der Winterweizen seine maximale Durchwurzelungstiefe erreicht.  

Beregnungsbedürftigkeit von Zuckerrüben in Vegetationsperiode (VP) 1 und Vegetationsperiode 2 - alle Stationen

Kommentierung des Indikatorverlaufs

Die Zuckerrübe, eine erst im Frühjahr ausgesäte Kultur mit langer Vegetationsperiode, kann in der ersten Vegetationsperiode auch auf einen gut gefüllten Bodenwasserspeicher zurückgreifen. In dieser Phase ist ihr Wurzelapparat jedoch noch gering ausgeprägt und so kann die Zuckerrübe auch nur aus einer vergleichsweise dünnen Bodenschicht Wasser erschließen. Diese Bodenschicht unterliegt den Änderungen im Verdunstungsverhalten stärker als bei einer Erschließung tieferer Schichten, sodass dadurch die Beregnungsbedürftigkeit in diesem Zeitabschnitt zunimmt. In der Vegetationsperiode 2 wächst die Zuckerrübenwurzel sehr stark, erschließt sich mithin schnell tiefere Bodenschichten und kann das dort vorhandene Wasser sehr gut nutzen. Dazu kommt, dass es in der Vegetationsperiode 2 tendenziell zu etwas stärkeren Niederschlagssummen kommt.

Beregnungsbedürftigkeit von Gras in Vegetationsperiode (VP) 1 und Vegetationsperiode 2 - alle Stationen

Letzte Aktualisierung der Grafiken: 13.01.2021

Kommentierung des Indikatorverlaufs

Der Bodenwassergehalt unter Gras verhält sich in der Vegetationsperiode 1 sehr ähnlich dem unter Winterweizen, allerdings sind besonders die Unterschiede in der Vegetationsperiode 2 dadurch zu erklären, dass das hier als Dauerkultur betrachtete Gras auch in der zweiten Hälfte der Vegetationsperiode auf tiefere Bodenschichten zugreifen kann, was einem neu angesäten Winterweizen nicht möglich ist.

Definition und Berechnungsverfahren

Grundlage für die Indikatorenermittlung sind die Tageswerte des Bodenwassergehaltes in Prozent der nutzbaren Feldkapazität (%nFK)  an folgenden DWD-Wetterstationen: Gardelegen (nördliches Sachsen-Anhalt), Wittenberg (östliches Sachsen-Anhalt), Bad Lauchstädt (südliches Sachsen-Anhalt), Bernburg-Strenzfeld (Börde) und Harzgerode (Harz, untere Lagen). Die Vegetationsperiode wird hier aus Gründen der Vereinfachung in zwei Teilen von je drei Monaten Länge angegeben. Die  Vegetationsperiode 1 (VP 1) entspricht dem Zeitraum vom 01. April bis zum 30. Juni und die Vegetationsperiode 2 (VP 2) dem Zeitraum vom 01. Juli bis zum 30. September. Jeweils für die VP 1 und die VP 2 wird die Anzahl der Tage mit einem Bodenwasservorrat von unter 50 % der nutzbaren Feldkapazität bestimmt. Dies erfolgt für die landwirtschaftliche Leitkulturen Winterweizen, Zuckerrüben und Gras in den verschiedenen Regionen Sachsen-Anhalts (ohne Oberharz, da dort keine landwirtschaftliche Nutzung erfolgt). Der Bodenwassergehalt wird dazu auf der Basis von Tagesmittelwerten der Lufttemperatur, Tagessummen des Niederschlages und Tagessummen der Globalstrahlung bzw. der Sonnenscheindauer mittels eines agrarmeteorologischen Bodenwasserhaushaltsmodells (METVER) kulturspezifisch ermittelt. Als bodenphysikalische Inputinformationen werden regional abgeleitete Werte von Feldkapazität und Welkepunkt eingesetzt. Anschließend wird das  arithmetische Mittel der Jahreswerte gebildet und in meteorologischen 30-Jahres-Zeiträumen gegenüber gestellt. Als Referenzwert dient der Zeitraum 1961 bis 1990. Ein weiterer Zeitraum bildet das arithmetische Mittel der Jahreswerte für 1991 bis zum aktuellen Jahr (Hinweis: bis der nächste 30-jährige Zeitraum 2020 abgeschlossen ist). Danach setzt die Berechnung eines neuen 30-Jahres-Zeitraumes mit dem Jahr 2001 an, um dann einen weiteren 30-Jahres-Zeitraum (2001 bis 2030) zu bearbeiten.

Letzte Aktualisierung der Textpassagen: 13.01.2021

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Vollständige Beschreibung des Indikators Beregnungsbedürftigkeit

Kennblatt als Download 
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