Diversifizierung der Elektrizitätserzeugung
Bedeutung
Die fortschreitende Veränderung von Temperatur und Niederschlag sowie das häufigere Auftreten von Extremwetterereignissen können in sehr unterschiedlicher Weise die Versorgungssicherheit im Energiesystem beeinträchtigen. Bei fossilen Kraftwerken betrifft das beispielsweise Rohstoffgewinnung und -transport sowie die Verfügbarkeit von Kühlwasser. Bei den erneuerbaren Energiequellen sind Veränderungen in der land- und forstwirtschaftlichen Biomassegewinnung, die Betriebssicherheit und der Ertrag von Wind- und Photovoltaikanlagen oder Betriebseinschränkungen von Wasserkraftanlagen bei Hoch- und Niedrigwasser möglich.
Dem Indikator liegt die Annahme zugrunde, dass eine zunehmende Diversifizierung (und Dezentralisierung) der Energieversorgung sowie der damit verbundene Umbau der Versorgungsstrukturen (Netze und Speicher) zu einer Sicherstellung der Versorgungssicherheit führen können. Um die Risiken für die Zuverlässigkeit und Qualität des Energieversorgungssystems insgesamt gering zu halten, sind eine Senkung des absoluten Endenergieverbrauchs und eine risikomindernde räumliche Verteilung von Energieinfrastrukturen wichtige Bausteine.
Der Indikator ist mit Blick auf die Klimafolgenanpassung und die Gewährleistung eines langfristig – in Hinblick auf Klimaschutz und Versorgungssicherheit – nachhaltigen Energiesystems wenig spezifisch. Gleichzeitig sind andere Faktoren, wie beispielsweise die Stromnetzinfrastruktur oder die Speicherung von Energie für ein nachhaltiges und klimaangepasstes Energiesystem relevant, werden in diesem Indikator aber nicht berücksichtigt.
Bruttostromerzeugung nach Energieträgern und Jahren in Sachsen-Anhalt in Millionen Kilowattstunden
Letzte Aktualisierung der Grafik: 04.01.2021
Kommentierung des Indikatorverlaufs
Die energie- und klimaschutzpolitischen Weichenstellungen der vergangenen Jahre haben eine hohe Dynamik in der Energiewirtschaft ausgelöst und Bewegung in die Zusammensetzung der verwendeten Energieträger gebracht. Dies gilt besonders für die Stromerzeugung, bei der in Sachsen-Anhalt die Nutzung erneuerbarer Energien sehr stark und mit signifikantem Trend zunahm. Mit ihrem Zuwachs führte sie zu einer stark steigenden Bruttostromerzeugung des Landes. Die deutlichste Steigerung gab es seit Beginn der 2000er Jahre bei der Windenergie, einige Jahre später auch bei der Stromerzeugung aus Biomasse. Die Photovoltaik spielte für den Strommix in Sachsen-Anhalt erst nach 2010 eine nennenswerte Rolle. Der prozentuale Anteil von Braunkohle und Erdgas als Energieträger ging auf Grund der Zunahme der Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energien zurück. Die absolut erzeugte Strommenge aus diesen beiden Quellen veränderte sich hingegen bislang nur in geringem Umfang. Sachsen Anhalt hat sich damit von einem Netto-Importeur von Strom zu einem Netto-Exporteur von Strom gewandelt. Im Ergebnis ist die Stromerzeugung heute auf mehr Schultern verteilt als Anfang der 1990er Jahre. So führte der Zuwachs der erneuerbaren Energieträger zu einem stärker diversifizierten Energieträgermix. Es ist davon auszugehen, dass eine breitere Streuung der Risiken die Anpassung an den Klimawandel unterstützen kann. Die bisherige Diversifizierung steht zudem in Übereinstimmung mit den Zielen von Energiewende und Klimaschutz.
Definition und Berechnungsverfahren
Die Diversifizierung der Elektrizitätserzeugung stellt die Entwicklung des Verhältnisses zwischen den einzelnen Energieträgern hin zu einer breiten Streuung des Energieträgermixes dar. Für den Indikator erfolgt eine direkte Übernahme der Daten des Statistischen Landesamtes bzw. des Länderarbeitskreises Energiebilanzen. Die Energieträger werden wie folgt differenziert: Braunkohle, Erdgas, Wind, Photovoltaik und Biomasse. Energieträger mit einer nur sehr geringen Bedeutung für Sachsen-Anhalt (dauerhaft unter 1 Mrd. kWh je Jahr) werden unter sonstige Energieträger zusammengefasst.
Letzte Aktualisierung der Textpassagen: 04.01.2021
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