Niederschlag
1) Jahresniederschlag
2) Niederschlag Sommerhalbjahr
3) Niederschlag Winterhalbjahr
4) Niederschlagshöhe des 15. und 85. Perzentils
Bedeutung
Der Niederschlag muss als ein Teil einer Gesamtbetrachtung der Wasserhaushaltsgrößen gesehen werden. Mittels des hier abgebildeten Indikators kann einerseits eine Veränderung mittlerer Verhältnisse, andererseits auch eine Veränderung von Niederschlagsextremen abgeleitet werden.
Alle Lebensbereiche sind abhängig von ausreichender Wasserversorgung, deren Dargebot durch den Niederschlag maßgeblich bestimmt wird. Niederschlag ist aber nur eine Facette der Wasserversorgung. Sie hängt unter anderem in mindestens vergleichbarem Maß von den Verdunstungsgrößen und der Wasserspeicherfähigkeit der Böden und dem daraus resultierenden Bodenwassergehalt ab.
1) Jahresniederschlag
Entwicklung des Jahresniederschlags in Millimeter - alle Stationen
Kommentierung des Indikatorverlaufs für den Jahresniederschlag
Große Teile des Landes gehören zu den niederschlagsärmsten Regionen in Deutschland. Einige Teile Sachsen-Anhalts weisen durchschnittliche Jahresniederschlagssummen unter 500 mm auf, sie zählen zum Mitteldeutschen Trockengebiet. In dem hier betrachteten Zeitabschnitt, der 1961 beginnt, variieren die Jahresniederschlagsmengen an den trockensten Orten von etwas über 250 mm bis über 750 mm. Das zeigt die enorme natürliche Schwankungsbreite, die in allen Regionen des Landes verzeichnet werden kann. In den oberen Harzlagen ist eine Bandbreite zwischen etwas über 1050 mm und etwas über 2700 mm erkennbar. In allen Regionen des Landes ist ersichtlich, dass die Jahresniederschlagssumme im zeitlichen Verlauf keine Trends über den gesamten Zeitraum zeigt. Wenn aber bestimmte Zeiträume, beispielsweise 1961 bis 1990, mit dem nachfolgenden Zeitraum ab 1991 verglichen werden, sieht man in manchen Regionen Zunahmen, in anderen leichte Abnahmen. Das beweist, dass bei dieser Größe noch längere Zeiträume analysiert werden müssen, um Trendaussagen machen zu können.
2) Niederschlag Sommerhalbjahr
Entwicklung des Niederschlags im Sommerhalbjahr in Millimeter - alle Stationen
Kommentierung des Indikatorverlaufs für den Niederschlag im Sommerhalbjahr (März bis August)
Auch die Sommerniederschläge streuen stark. Mit Ausnahme der Börderegion ist in allen anderen Landesteilen beim Sommerniederschlag ein leichter Rückgang festzustellen. Aufgrund der großen Streuung kann bei diesen Tendenzen keine statistische Signifikanz festgestellt werden. Das ändert sich aber, wenn einzelne Monate betrachtet werden. So zeigen vielerorts April und Juni zumindest schwach signifikante Abnahmen der Niederschlagssumme, die durch die anderen Monate zum Teil wieder ausgeglichen werden.
3) Niederschlag Winterhalbjahr
Entwicklung des Niederschlags im Winterhalbjahr in Millimeter - alle Stationen
Letzte Aktualisierung der Grafiken: 11.06.2020
Kommentierung des Indikatorverlaufs Niederschläge im Winterhalbjahr (September bis März des Folgejahres)
Die Niederschläge des Winterhalbjahres nehmen seit 1961 in allen Regionen des Landes leicht zu. Aber auch hierbei ist der Nachweis der statistischen Signifikanz dieser Änderung beschränkt auf einzelne Monate.
4) Niederschlagshöhe des 15. und 85. Perzentils
Entwicklung der Niederschlagshöhe des 15. und 85. Perzentils in Millimeter - am Beispiel der Station Bad Lauchstädt
Letzte Aktualisierung der Grafiken: 11.06.2020
Kommentierung des Indikatorverlaufs für die Niederschlagshöhe des 15. und 85. Perzentils
Im Winterhalbjahr verschiebt sich die Grenze für geringen Niederschlag (15. Perzentil) fast im gesamten Land hin zu höheren Werten. Das bedeutet, dass sich die Niederschlagshöhe, die als ungewöhnlich niederschlagsarm bezeichnet werden kann, im aktuellen 30-Jahres-Zeitraum gegenüber dem Referenzzeitraum im Winter erhöht hat. Somit werden die trockensten Winter nasser. Im Sommer und im Gesamtjahr zeigen sich unterschiedliche Tendenzen zwischen den Regionen. So verschiebt sich das 15. Perzentil im Sommer und im Gesamtjahr im südlichen Sachsen-Anhalt und in der Börde nach oben, während die unteren Lagen im Harz und die nördliche Region Abnahmen verzeichnen.
Auch für das 85. Perzentil (Grenze, ab welcher die Niederschlagssumme als ungewöhnlich hoch eingestuft wird) ist im Winter fast im ganzen Land eine Zunahme zu erkennen. Das bedeutet, dass die Niederschlagshöhe, die als ungewöhnlich niederschlagsreich bezeichnet werden kann, sich im Winter landesweit im aktuellen 30-Jahres-Zeitraum gegenüber dem Referenzzeitraum erhöht hat. Die nassesten Winter werden also nasser. Im Sommer hingegen ist fast im ganzen Land eine Abnahme des 85. Perzentils zu verzeichnen. Das heißt, die nassesten Sommer werden trockener. Im Gesamtjahr zeigt sich eine leichte Zunahme für den Oberharz, sowie das südliche Sachsen-Anhalt und die Börderegion. Für das östliche und nördliche Sachsen-Anhalt und die unteren Lagen des Harzes zeigt sich hingegen eine leichte Abnahme.
Betrachtet man die Differenzen der Werte des 15. und 85. Perzentils, so erkennt man wiederum größere regionale Unterschiede. Zunahmen stehen für eine Verbreiterung der Spanne der Niederschlagshöhen, die als „normal“ eingestuft werden, Abnahmen für eine Verringerung dieser. Während die Spannweiten der Summen der „normalen“ Niederschläge im südlichen und östlichen Landesteil im Winter zurückgehen, nehmen sie in den nördlich vom Harz liegenden Regionen und im Ober- sowie Unterharz zu. Im Sommer zeigt sich außer für den Unterharz ein ähnliches Bild. Im Gesamtjahr verringert sich für die meisten Regionen die Spanne der normalen Niederschläge. Ausnahme bilden hier Oberharz und das nördliche Sachsen-Anhalt.
Definition und Berechnungsverfahren
Grundlagen für die Niederschlagserfassung sind die Tagessummen der unkorrigierten Niederschlagshöhe in einem Meter über dem Boden an folgenden Wetterstationen: Brocken, Harzgerode, Gardelegen, Bernburg-Strenzfeld, Wittenberg und Bad Lauchstädt. Diese sind in der Reihenfolge repräsentativ für die Regionen Harz (obere Lagen), Harz (untere Lagen), nördliches Sachsen-Anhalt, Börde, östliches Sachsen-Anhalt und südliches Sachsen-Anhalt.
Die jeweilige Summe der Niederschläge wird aus den Tageswerten gebildet für:
1) das gesamte Kalenderjahr,
2) das Sommerhalbjahr (März bis August),
3) das Winterhalbjahr (September bis Februar des Folgejahres).
Darüber hinaus werden die arithmetische Mittelwerte meteorologischer 30-Jahres-Zeiträume gegenüber gestellt. Diese werden einerseits als Referenzwert (arithmetischer Mittelwert der Jahressummen für den Zeitraum 1961 bis 1990) und andererseits gemittelt für den Zeitraum 1991 bis zum aktuellen Jahr (Hinweis: bis der nächste 30-jährige Zeitraum 2020 abgeschlossen ist) gebildet. Danach setzt die Berechnung eines neuen 30-Jahres-Zeitraumes mit dem Jahr 2001 an, um den dann folgenden 30-Jahres-Zeitraum (2001 bis 2030) zu bearbeiten.
In den Unterindikatoren 1 bis 3 wird die Entwicklung der arithmetischen Mittelwerte des Niederschlages in bestimmten Zeitabschnitten des Jahres betrachtet. Dabei muss auf eine große Spannweite verwiesen werden.
Zur Bewertung des Niederschlagverhaltens dient das statistische Werkzeug der Perzentile, welches eine Zeitreihe in eine Serie überführt und die Werte der Größe nach ordnet. Die geringsten 15 Prozent der Wertespanne repräsentieren dabei ungewöhnlich niederschlagsarme Verhältnisse, während die höchsten 15 Prozent der Wertespanne ungewöhnlich hohe Niederschlagssummen zeigen. Wenn man nun die Serien aus mehreren Zeiträumen vergleicht, kann man sehen, ob sich niederschlagsarme oder niederschlagsreiche Summen verändern.
Letzte Aktualisierung der Textpassagen: 01.10.2020