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Extremereignisse

"Extremwetterereignisse waren und sind auf dem Gebiet der Bundesrepublik die bekanntesten und am häufigsten auftretenden Großschadensereignisse. Der durch sie verursachte Schaden ist immens und erfordert immer wieder den Einsatz von Helferinnen und Helfern im Bereich des gesamten Bevölkerungsschutzes." [Gerd Friedsam, Vizepräsident des THW]

Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hagel und Hitzewellen sind in den vergangenen Jahren zahlreicher geworden, so eine Einschätzung des Umweltbundesamtes und des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Ihr Auftreten könnte sich zukünftig voraussichtlich sogar häufen und intensivieren.

 

Die Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft belegt dies anschaulich mit der nachfolgenden Grafik. Auffällig hierbei ist die Diskrepanz zwischen den wetterbedingten und geophysikalischen Ereignissen. So zeigt sich, dass im Grunde nur die Wetterphänomene wesentlich häufiger auftreten.

Definition: Als Extremereignisse werden besonders seltene Wetterereignisse wie lange Dürreperioden, sehr hohe Niederschlagssummen und hohe Abflüsse bezeichnet. Eindeutige Definitionen der Begriffe "extrem" und "sehr selten" liegen nicht vor, diese sollten konkret für jeden einzelnen Parameter und den jeweiligen Anwendungsfall definiert werden. Extremwetterereignisse müssen nicht zwangsweise zu Schädigungen führen.

Unwetter (insbesondere Starkregen Ereignisse und Hagel)

Der Deutsche Wetterdienst definiert folgende Ereignisse als Unwetter, wenn die genannten Schwellen überschritten werden:

Auflistung von Unwetterereignissen und deren Schwelle zur Unwetterwarnung, Quelle: Deutscher Wetterdienst
Ereignis Schwelle zur Unwetterwarnung
Gewitter mit Hagel (Körner größer als 1,5 cm) oder mit Starkregen oder mit Sturm oder Orkan
Sturm Orkanartige Böen von 11 Bft*. (in 10 m Höhe gemessen)
Orkan mind. 12 Bft*. (in 10 m Höhe gemessen)
Schneeverwehungen lockere Schneedecke (größer als 10 cm) oder Neuschnee mit Böen über 8 Bft*
Starkregen mehr als 25 l/m² in 1 Stunde oder mehr als 35 l/m² in 6 Stunden
Dauerregen mehr als 40 l/m² in 12 Stunden oder mehr als 50 l/m² in 24 Stunden oder mehr als 60 l/m² in 48 Stunden
Glatteis verbreitete Bildung von Glatteis oder auch überfrierender Nässe mit Einfluss auf den Verkehr
Schneefall mehr als 10 cm in 6 Stunden oder mehr als 15 cm in 12 Stunden
Tauwetter Dauerregen bei einer Schneedecke von mehr als 15 cm
* Die Beaufortskala ist eine Skala zur Klassifikation von Winden nach ihrer Geschwindigkeit. Es handelt sich um das am weitesten verbreitete System zur Beschreibung der Windgeschwindigkeit.

Aufgrund solcher Extremwetterlagen wird sich der Bedarf an Daseinsvorsorge für die betroffene Bevölkerung deutlich erhöhen. Die Strukturen des Katastrophenschutzes und weiterer beteiligter Akteure sind somit auch unter diesem Aspekt zu optimieren.

Hitzewellen

"Höhere Durchschnittstemperaturen werden für mehr und intensivere Wetterextreme sorgen. Dabei wird die Anzahl der besonders extremen und gefährlichen Wetterphänomene am stärksten zunehmen. Das Schadenspotential durch Wetterextreme kann damit deutlich wachsen. Darauf muss sich Deutschland frühzeitig und richtig vorbereiten." (Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD)

Die Jahresdurchschnittstemperaturen stiegen zwischen 1881 und 2009 um 1,1 Grad Celsius an. Gemäß den Vorhersagen könnten sie sich bis Ende des Jahrhunderts, je nach Modellbetrachtung (vergleich Jahresdurchschnittstemperaturen), um weitere zwei bis vier Grad erhöhen und damit vermehrte und stärkere Hitzeperioden verursachen.

Das Ausmaß dieser Hitzewellen sei allerdings schwer abschätzbar. Keine andere Naturkatastrophe in Deutschland hatte so viele Menschenleben gekostet wie die Hitzewelle im Jahr 2003. Die Zahlen der Studien schwanken hierbei zwischen 8000 - 9000 Menschen, europaweit waren es sogar knapp 70000. Aus diesem Grund entwickelte der Deutsche Wetterdienst ein Frühwarnsystem, welches nun Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altenheime (besonders bedrohte Personengruppen) informiert. Der Erfolg dieses Systems ließ sich bei einer weiteren Hitzewelle 2006, durch eine kaum mehr signifikant gestiegene Sterblichkeit verdeutlichen.

Hochwasser

Aufbauend auf der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (Richtlinie 2007/60/EG - über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken) sind Kommunen im Rahmen der Verhaltensvorsorge aufgefordert, kontinuierlich über bestehende Hochwasserrisiken in ihrer Region zu informieren und Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Richtlinie sieht hierbei vor, dass bis Ende 2013 Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten erstellt werden sollten. Neben der zukünftigen Berücksichtigung solcher Hochwassergefahrenkarten in der kommunalen Planung, sollte diese der Bevölkerung als Informationsquelle bereitgestellt und somit öffentlich zugänglich gemacht werden.

Definition: "Hochwasser ist ein natürliches Phänomen, das sich nicht verhindern lässt. Allerdings tragen bestimmte menschliche Tätigkeiten (wie die Zunahme von Siedlungsflächen und Vermögenswerten in Überschwemmungsgebieten sowie die Verringerung der natürlichen Wasserrückhaltefähigkeit des Bodens durch Flächennutzung) und Klimaänderungen dazu bei, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hochwasserereignissen zu erhöhen und deren nachteilige Auswirkungen zu verstärken." [Richtlinie 2007/60/EG - Einleitung Abschnitt (2)]

Hochwassergefahrenkarten erfassen die geografischen Gebiete, die nach folgenden Szenarien überflutet werden könnten:

  • Hochwasser niedriger Wahrscheinlichkeit mit voraussichtlichem Wiederkehrintervall von 300 Jahren oder Szenarien für Extremereignisse;
  • Hochwasser mittlerer Wahrscheinlichkeit mit voraussichtlichem Wiederkehrintervall von 100 Jahren;
  • Hochwasser hoher Wahrscheinlichkeit mit voraussichtlichem Wiederkehrintervall von 30 Jahren. 

Hochwasserrisikokarten verzeichnen potenzielle hochwasserbedingte negative Auswirkungen nach den beschriebenen Szenarien. Die Anzahl potenziell betroffener Einwohner (Orientierungswert) sowie die Art der wirtschaftlichen Tätigkeiten in dieser flächenhaften Ausbreitung zählen neben Schutzgebieten zu den darzustellenden Aspekten.