Wolfsmonitoringbericht für Sachsen-Anhalt 2024/25
Mortalität in Sachsen-Anhalt
Wölfe unterliegen naturgemäß einer hohen Mortalität. Konkurrenzkämpfe um Partner und Territorien, Unfälle bei der Beutejagd, Krankheiten, Parasiten, Misserfolg bei Jungenaufzucht und Nahrungssuche oder auch anthropogen bedingte Verluste durch Verkehrsunfälle, illegale Tötungen oder Tötung im Rahmen des Managements sowie andere Ursachen sind bekannt.
Totfunde des Monitoringjahres 2024/25
Im letzten Monitoringjahr wurden 15 Wölfe in Sachsen-Anhalt tot aufgefunden und dem WZI gemeldet und untersucht. Davon wurden zwei Tiere notgetötet (ein fortgeschritten an Babesiose erkrankter Welpe und ein Welpe, welcher einen Verkehrsunfall mit schwersten Verletzungen zunächst überlebte). Es gab vier Nachweise illegaler Tötungen, sieben Verkehrsunfälle und vier andere Todesursachen (davon zwei unaufklärbare Fälle, ein natürlicher Totfund ein Fall mit noch ausstehenden Untersuchungen).
| Todesursache 2024/25 | n 2024/25 | n seit 2000 |
|---|---|---|
| unklar | 2 | 9 |
| natürlich (T) | 1 | 13 |
| illegale Tötung | 4 | 18 |
| Verkehrsunfall | 7 | 97 |
| Management | 2 | |
| noch offen | 1 | 3 |
| Summe: | 15 | 142 |
Totfunde in Sachsen-Anhalt seit der Wiederbesiedlung
In Sachsen-Anhalt wurden seit dem Jahr 2000 insgesamt 142 Wölfe tot aufgefunden, per Nottötung vom Leiden erlöst oder durch Managementmaßnahmen entnommen.
Der überwiegende Teil (97 Individuen) wurde bei Verkehrsunfällen getötet. Insgesamt 18 illegale Tötungen wurden erfasst. Insgesamt 59 % von 134 geschlechts- und altersbestimmten Wölfen waren männlich, 40 % weiblich. 56% der Tiere waren juvenil, 21% subadult und 20% adult.
Krankheiten, wie Staupe, Parvovirose und Babesiose wurden nachgewiesen. Insbesondere letztere verläuft unbehandelt extrem schnell tödlich und wird durch Zecken übertragen. Die Infektion befällt das Zentralnervensystem, heftiges Fieber geht mit Schüttelkrämpfen, Speichelfluss und schließlich Organversagen einher.
Verschollene Individuen
Da der Verbleib von vielen der inzwischen in ST geborenen Tiere unklar ist, wurden die zur Verfügung stehenden Daten statistisch geprüft. Beobachtet wurde die Phase der vom Menschen unbeeinflussten Entwicklung der Population in ST. Dazu wurden die genetischen Erkenntnisse der fünf ältesten Rudel in ST ausgewertet (AG, CLH, GLH, ZKF und MOE). Insgesamt drei Weibchen-Generationen je Territorium wurden untersucht (Mutter, Töchter, Enkelinnen). Die Frage lautete: wie viele Welpen wurden in den drei Generationen geboren, wie viele dieser Welpen konnten sich etablieren und haben selbst reproduziert und welchem Schicksal unterlagen wie viele der Nachkommen. Dem wurden drei Schicksalstypen zugrunde gelegt:
- territorial und reproduktiv
- tot
- verschollen bzw. kein Hinweis auf Verbleib.
Es wurden Unterschiede in den Generationen und zwischen den Territorien in der Dauer der Territorialität, in der Anzahl der Welpen und deren Schicksalen und im Geschlechterverhältnis der geborenen Welpen gefunden. Zusammengefasst lässt sich Folgendes unter den gegebenen Voraussetzungen (durch Menschen weitgehend unbeeinflusste Populationsentwicklung) sagen:
- die ersten Fähen (Mütter) der fünf beobachteten Territorien haben 150 Welpen geboren, von denen 25 (33 %) der 72 geborenen weiblichen Tiere (Töchter) später reproduzierten. Diese Töchter wiederum haben 286 Welpen zur Welt gebracht, von denen 38 (31%) der 123 geborenen weibliche Tiere (Enkelinnen) später reproduzierten.
- durchschnittlich 25 % der 150 Welpen der zweiten Generation und 27 % der 286 Welpen der dritten Generation verstarben nachweislich als Welpen, subadulte oder adulte Tiere ohne Nachkommen (genetische Nachweise vorliegend).
- von 49 % der 150 Welpen der zweiten Generation und 50 % der 286 Welpen der dritten Generation ist das Schicksal unbekannt, d.h. sie sind entweder tot oder sie leben noch genetisch unentdeckt, sie gelten so lange als verschollen, bis sich die Schicksale aufklären lassen.
Fazit: Damit ist ungefähr ein Drittel der weiblichen Nachkommen nachweislich für den Populationsaufbau aktiv, ungefähr ein Viertel aller Nachkommen definitiv gestorben und die Hälfte aller Nachkommen verschollen.





