Menu
menu

Klimastatistische Einordnung des meteorologischen Sommers 2020

Verlauf und Mittelwertbetrachtung für Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein

Im Folgenden soll zunächst ein Überblick über die einzelnen Monate des Sommer 2020 gegeben werden. Der Verlauf von täglichen Messgrößen ist wieder anhand der Station Wittenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Abbildung 1 nachvollziehbar.

 

Juni

Der Juni lag in Sachsen-Anhalt mit 18,1 °C Durchschnittstemperatur um 2 K über dem Mittel von 16,1 °C der Referenzperiode von 1961-1990. Es traten meist einzelne wärmere Tage im Wechsel mit angenehmen kühleren Temperaturen auf. Die DWD-Station Wittenberg bspw. zeigt mit zwei heißen Tagen (Tagesmaximaltemperatur ist gleich oder übersteigt 30 °C) im Juni ein durchschnittliches Bild hinsichtlich der Hitze (im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 treten hier 1,7 heiße Tage im Juni auf). Überdurchschnittlich ist hingegen die Anzahl der Sommertage (Tagesmaximaltemperatur ist gleich oder übersteigt 25 °C) an der Station Wittenberg: Mit 14 Sommertagen liegen diese deutlich über dem Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990 von 8,9 Tagen.

Mit einer Niederschlagssumme von 72,1 mm lag Sachsen-Anhalt im Juni um 9,3 mm bzw. 14,8 % leicht über dem Mittel der Referenzperiode (62,8 mm).

Die Anzahl der Tage mit einer Niederschlagssumme gleich oder größer 1 mm an der Station Wittenberg entsprach dem Durchschnitt der Referenzperiode 1961-1990 (9 Tage von durchschnittlich 9,8 Tagen). Insbesondere die örtlich sehr hohen Niederschläge am 13.06. (an der Station Wittenberg fielen bspw. über 60 mm) zogen den landesweiten Monatsdurchschnitt nach oben. Das Problem an diesen zeitlich konzentrierten Niederschlägen ist jedoch, dass vom Boden nur ein Teil davon aufgenommen werden kann. Insbesondere in den tieferen Bodenschichten kommt von diesem Wasser nicht ausreichend an. Ein großer Teil solcher starken Niederschlagsereignisse fließt oberirdisch in Form von Überflutungen ab bzw. verdunstet bei insbesondere warmen Temperaturverhältnissen. Um die bestehende Bodentrockenheit, die vor allem aus den beiden letzten Jahren hervorging und im Frühling diesen Jahres wieder verstärkt wurde, zu überwinden, wäre hingegen langanhaltender und üppiger Landregen notwendig.

Auch die Sonnenscheindauer war mit 225,1 h also einem Plus von 20,3 h bzw. 9,9 % leicht überdurchschnittlich (Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990: 204,8 h).

Juli

Manch einem mag der Juli als zu kühl und zu nass vorgekommen sein. Insbesondere nach den beiden vergangenen Dürresommern konnte man sich leicht täuschen lassen. Dagegen zeigte sich der diesjährige Juli im Hinblick auf die Temperatur nahezu durchschnittlich: Mit 18,1 °C lag die Mitteltemperatur um 0,5 K über dem Mittel der Referenzperiode (17,6 °C). Der Niederschlag brachte hingegen keine Abmilderung der weiterhin bestehenden Dürre: Mit 41,7 mm Niederschlagssumme wurde das Niederschlagssoll der Referenzperiode (52,2 mm) wiederum um 10,5 mm bzw. 20,1 % verfehlt. So fiel an der Station Wittenberg an 10 Tagen (also einem Drittel des Monats) messbarer Niederschlag (> 0,1 mm). Im Mittel liegt dieser Wert bei 12,5 Tagen.

Die Sonnenscheindauer lag mit 221 h um 14,1 h bzw. 6,8 % über dem Mittel der Referenzperiode (206,9 h).

August

Während der Juni und Juli zum Teil durchschnittlich geprägt waren, kamen im August zeitweise Erinnerungen an die letzten beiden Sommer auf:

In der ersten Hälfte des August kam es zu einer Hitzewelle. Im Unterschied zu den beiden letzten Jahren ging diese mit einigen Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit und vereinzelt Niederschlägen einher, da zeitweise geringe Luftdruckgegensätze herrschten und die Atmosphäre durch eine hohe Labilität gekennzeichnet war.

Insbesondere die Anzahl der heißen Tage lag deutlich über dem Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990: So wurden an der Station Wittenberg 11 Tage im Vergleich zu durchschnittlich 2,4 Tagen gezählt. Weiterhin wurden 3 Wüstentage (Tagesmaximaltemperatur ist gleich oder übersteigt 35 °C) gezählt. Das ist ein Wüstentag mehr als im August 2019.

Insgesamt lag die Monatsmitteltemperatur in Sachsen-Anhalt im August mit 21,0 °C um 3,8 K über dem Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 (17,2 °C). Der August 2020 bildet damit den wärmsten August in Sachsen-Anhalt seit Messbeginn.

Für den Niederschlag zeigt sich ein leicht unterdurchschnittliches Bild: Mit 53,1 mm Monatsniederschlag liegt dieser um 10 % bzw. um 5,9 mm unter dem Durchschnitt der Referenzperiode (59,0 mm). Ein Blick auf den täglichen Niederschlag an der Station Wittenberg zeigt, dass es an überdurchschnittlich vielen Tagen regnete: An 12 Tagen lag der Tagesniederschlag bei 1 mm oder mehr. In der Referenzperiode liegt dieser Wert bei 8,9 Tagen an dieser Station. Messbarer Niederschlag (Niederschlagssumme größer gleich 0,1 mm) fiel an 16 Tagen im Vergleich zu durchschnittlich 12,8 Tagen. Vor allem zum Ende des Monats August gab es eine nassere Phase mit messbarem Niederschlag an fast jedem Tag. Hier partizipierte auch der Südosten Sachsen-Anhalts am 30.08. von einem Regenband von Baden-Württemberg über Bayern bis zum Süden der neuen Bundesländer. So fielen in Wittenberg an diesem Tag rund 25 mm Niederschlag.

Verbunden mit kühleren Temperaturen konnte so zeitweise (wie bspw. am 26.08. mit dem Sturmtief Kirsten) schon ein Vorgeschmack auf den nahenden Herbst erhascht werden.

222,4 h Sonnenstunden wurden im August in Sachsen-Anhalt erreicht. Dies liegt um 24,1 h bzw. 12,2 % über dem Mittel der Referenzperiode (198,3 h).

Fazit und Auswirkungen der Witterung

Insgesamt ergibt sich im meteorologischen Sommer 2020 im Landesmittel für Sachsen-Anhalt mit 19,1 °C und 668,5 Sonnenstunden ein Plus von 2,1 K und 58,5 h (also 9,6 %) im Vergleich zur Referenzperiode (16,9 °C und 609,9 h). Damit liegt der Sommer 2020 in Sachsen-Anhalt auf Platz 5 der wärmsten Sommer seit Messbeginn. Der Niederschlag verfehlt mit 166,9 mm um 7,1 mm bzw. 4,1 % das Mittel der Referenzperiode (174,0 mm).

Damit kann der gefallene Sommerniederschlag die weiterhin bestehende Bodendürre nicht nachhaltig abschwächen. Hier sei wie auch schon in vorangegangenen Witterungsberichten auf den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) verwiesen.

Die Ernte wird sich aufgrund der Trockenheit und aufgrund der regionalen Nachtfröste im Mai (siehe Witterungsbericht Frühjahr 2020) lokal auch in diesem Jahr im unterdurchschnittlichen Bereich bewegen, was viele landwirtschaftliche Betriebe vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellt. So schätzt der Deutsche Bauernverband (DBV) die zu erwartende Getreideernte auf knapp fünf Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Interessante Darstellungen zu den erwarteten Erträgen sind afu der Website des Bauernverbandes zu finden.

Auch der Bauernverband Sachsen-Anhalt e. V. weist auf eine unterdurchschnittliche Getreideernte in Sachsen-Anhalt hin. Diese fällt zwar größtenteils besser als in den letzten beiden Jahren aus, jedoch ist der Trockenstress lokal größer als im letzten Jahr. Die Ernte der Kulturen Zuckerrübe, Kartoffel und Mais steht aber noch aus.

Für alle im Text angegebenen und in Abbildungen dargestellten Daten gilt:
Datenquelle: Deutscher Wetterdienst

Letzte Aktualisierung: 08.09.2020

Klima, Erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit, Umweltallianz

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Reideburger Str. 47
06116 Halle (Saale)